Private Equity

EQT verkauft Ottobock-Anteil zurück an Familie Näder

Der Finanzinvestor EQT verkauft seinen Anteil am Prothesenhersteller Ottobock zurück an die Eigentümerfamilie Näder. Das gesamte Unternehmen wird bei der Transaktion mit 5,5 Mrd. Euro bewertet.

EQT verkauft Ottobock-Anteil zurück an Familie Näder

EQT verkauft Ottobock-Anteil zurück an Familie Näder

Prothesenhersteller wird bei dem Ausstieg mit insgesamt 5,5 Mrd. Euro bewertet – Kredit mit Zinszahlung bei Fälligkeit

cru Frankfurt

Ottobock kommt wieder vollständig in Familienhand. Der Finanzinvestor EQT verkauft seinen 20-%-Anteil an dem Prothesenhersteller zurück an die Eigentümerfamilie Näder mit Aufsichtsratschef Hans Georg Näder an der Spitze. Das gesamte Unternehmen wird bei der Transaktion laut Finanzkreisen mit 5,5 Mrd. Euro bewertet.

Für EQT hat es sich gelohnt, wenngleich der Deal nicht gerade zu den erfolgreichsten Engagements der Private-Equity-Firma zählt. Im Juni 2017 hatte die schwedische Beteiligungsgesellschaft den Anteil an der Firma aus dem niedersächsischen Duderstadt, die damals bei dem Deal mit insgesamt 3,15 Mrd. Euro bewertet wurde, mit der Vision erworben, „das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen“.

Lukrativer Ausstieg

Es kam dann jedoch etwas anders, als es sich der damals für die Beteiligung verantwortliche EQT-Partner Marcus Brennecke vorgestellt haben dürfte. Zwar erreichte Ottobock bis 2022 die Börsenreife. Doch der Exit per IPO gelang nicht, weil das schlechte Marktumfeld nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine einem Debüt entgegenstand und wohl auch, weil Investoren angesichts der damals schlechten Profitabilität weniger stark interessiert waren als erhofft. Dennoch gelingt EQT ein einigermaßen lukrativer Ausstieg. Die Familie Näder bezahlt für den Anteil laut Finanzkreisen einen Betrag von rund 1,1 Mrd. Euro. Das Geld stammt zum größten Teil von mehreren privaten Kreditfonds. Es handelt sich um Finanzierungen, die im Fachjargon „payment in kind notes“ heißen. PIK-Notes sind eine Art von Schuldverschreibungen, die dem Kreditnehmer das Recht einräumen, die Zinszahlungen bis zur Fälligkeit des Kredits aufzuschieben.

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Der Abschluss der Transaktion wird im ersten Halbjahr 2024 erwartet. Ottobock und die Familie Näder werden von DC Advisory, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Freshfields und Lilja & Co. beraten. Als juristischer Berater für EQT war die Kanzlei Hengeler Mueller im Einsatz.

Während der EQT-Zeit ist Ottobock weiter gewachsen und hat den Umsatz von rund 880 Mill. Euro im Jahr 2016 um jährlich rund 8% auf rund 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2023 gesteigert – jedenfalls basierend auf noch nicht testierten Ergebnissen für das Geschäftsjahr 2023. Der operative Gewinn (Ebitda) verdoppelte sich in der gleichen Periode auf rund 280 Mill. Euro. Das 1919 von Otto Bock gegründete Unternehmen ist ein wichtiger Akteur im Bereich der Prothetik und hat unter anderem die erste vollständig mikroprozessorgesteuerte Prothese für die unteren Gliedmaßen auf den Markt gebracht.

Der inzwischen für die Beteiligung verantwortliche EQT-Partner Johannes Reichel beurteilt den Einstieg bei Ottobock rückblickend als gelungen: „Seitdem haben wir das Unternehmen in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Hans Georg Näder und dem Managementteam auf eine neue Wachstumsstufe gehoben – das zeigt sich sowohl in neuen innovativen Produkten zum Nutzen der Patienten als auch in der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Auch Aufsichtsratschef Näder jubelt: „Durch die Partnerschaft mit EQT haben wir Ottobock in den vergangenen Jahren weiter professionalisiert und bis zur IPO-Readiness entwickelt. Damit ist eine starke Basis für die nächste Wachstumsphase unseres Unternehmens gelegt.“

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