Compliance

Ericsson droht in USA Klage wegen Terror­finanzierung

Ericsson wehrt sich gegen eine US-Klage, bei der Verletzte und Angehörige von Terroropfern hohe Schadenersatzforderungen geltend machen.

Ericsson droht in USA Klage wegen Terror­finanzierung

hei Frankfurt

Über Jahre anhaltende Korruption und Verstöße gegen die eigenen Compliance-Regeln machen Ericsson immer mehr zu schaffen. Obwohl der schwedische Telekomausrüster die Unregelmäßigkeiten in mehreren Ländern im Nahen Osten und Asien selbst öffentlich gemacht und Mitwirkung bei der Aufklärung durch die Behörden angekündigt hat, droht dem Konzern nun eine Klage mit Schadenersatzforderungen in den USA. Eine Gruppe von Geiseln und Verwandten von Verletzten oder getöteten US-Amerikanern, die zwischen 2005 und 2021 im Irak, in Afghanistan und in Syrien tätig waren, hat am 4. August gegen Ericsson eine Klage wegen Terrorunterstützung eingereicht.

Ericsson hatte zu Jahresbeginn selbst eingeräumt, dass im Rahmen der „Regelverstöße“ auch Zahlungen an den Islamischen Staat (IS) geflossen seien. Die Klage stützt sich auf die US-Antiterrorgesetzgebung, verlangt werden eine Strafe und Schadenersatz „in Höhe des maximal Möglichen nach dem Gesetz“. Bei den Zahlungen von Ericsson an den IS und Al Kaida soll es sich hauptsächlich um Schutzgelder gehandelt haben, die es Ericsson-Mitarbeitern oder Dienstleistern ermöglichten, ihre Aufträge gefahrlos abzuwickeln.

Allerdings ist der Nahe Osten ebenso wie viele Länder Asiens bekannt für eine hohe Korruptionsanfälligkeit. Schmiergeldzahlungen bei Geschäftsabschlüssen gelten als keine Seltenheit. In der Vergangenheit sind auch bei Dax-Konzernen wie SAP (in Afrika) oder bei Siemens Korruptionsvorwürfe hochgekommen, von denen insbesondere der Münchner Konzern schwer erschüttert wurde.

Ericsson kündigte an, sich „mit allen Mitteln“ gegen die US-Klage zur Wehr zu setzen. Bei solchen Verfahren sind im Erfolgsfall hohe Schadenersatzzahlungen zu befürchten. Daher streben Unternehmen im Falle von US-Klagen häufig Vergleiche an.

Die Ericsson-Aktie, die sich nach den ermutigenden Halbjahresergebnissen etwas von ihrem Abwärtstrend seit Jahresbeginn gelöst hatte, gab gestern im Verlauf leicht nach.

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