Klimaziele

Finanzinitiative CDP legt sich mit Unternehmen an

Die Investoreninitiative CDP will Klimaziele von Unternehmen gemäß „Science Based Targets“ erfassen. Weil Lufthansa und BASF bisher nicht mitziehen, stehen sie nun am Pranger.

Finanzinitiative CDP legt sich mit Unternehmen an

jsc Frankfurt

Die von der Fondsbranche unterstützte Klimainitiative CDP geht auf Konfrontationskurs zu deutschen Unternehmen: Unter den weltweit rund 1600 Firmen, die aus dem Kreis der Initiative zu konkreten Klima­zielen aufgefordert werden, zählen Lufthansa und BASF, wie die ehemals als Carbon Disclosure Project bekannte Organisation am Mittwoch erklärt hat. CDP ruft Unternehmen dazu auf, sich den Prinzipien für wissenschaftsbasierte Klimaziele (Science Based Targets Initiative) anzuschließen. Hinter dem Vorstoß der CDP-Initiative stehen den Angaben nach weltweit 220 Finanzfirmen, aus Deutschland etwa die Allianz, Union Investment und Deka Investments sowie – wenn auch nicht in der Erklärung erwähnt – Bayern­Invest, Bethmann Bank, Lloyd Fonds und das Branchendickschiff DWS. „Das Kapital erhebt seine Stimme“, sagte der geschäftsführende Direktor Alberto Carrillo Pineda und Mitbegründer der „Science Based Targets“.

Die CDP-Initiative zielt auf Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen und einer umfangreichen Marktkapitalisierung, die sich noch nicht ausreichend konkreten Zielen verschrieben haben. Worin der Mangel bei Lufthansa und BASF konkret besteht, erklärt die Organisation auf Nachfrage allerdings nicht.

Die Unternehmen haben sich nicht den „Science Based Targets“ angeschlossen, nennen aber gleichwohl Reduktionsziele. BASF stellt in Aussicht, die Menge emittierter Treibhausgase bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 25% zu senken. Die Lufthansa will im Vergleich zu 2019 bis 2030 sogar eine Reduktion um 50% erreichen. BASF entwickelt demnach elektrisch betriebe Steamcracker, um Basischemikalien wie Ethylen, Propylen oder Butadien zu produzieren, oder setzt auf klimaneutral produzierten Wasserstoff, neben weiteren Maßnahmen. Die Lufthansa nennt etwa eine Flottenerneuerung oder nachhaltige Kraftstoffe als Hebel. Für das entfernte Datum 2050 stellen beide Unternehmen – wie auch anderswo vielfach üblich – eine Klimaneutralität in Aussicht.

Mit den „Science Based Targets“ will CDP erreichen, dass Unternehmen von unabhängiger Seite überprüft werden. Treibhausgasemissionen werden dabei nach verbreiteter Systematik in drei Wirkungskreise (Scopes) unterteilt: Unmittelbare Emissionen, etwa durch Verbrennung, finden sich in Scope 1, während Scope 2 etwa gekauften Strom oder Wärme umfasst und Scope 3 die indirekten Effekte misst, darunter von gekauften Waren, der Abfallentsorgung oder – bei Automobilkonzernen wichtig – Emissionen durch Nutzung der Fahrzeuge.

Unvollständige Liste

In der umfangreichen Liste der Science Based Targets Initiative, die auf der Website der Organisation abgerufen werden kann, finden sich bereits 1864 Einträge diverser Unternehmen, wenn auch vielfach unvollständig. Lufthansa und BASF sind nicht darunter. Dem Vernehmen nach hat die CDP-Initiative auch Covestro, Evonic, Salzgitter und Vonovia anschreiben lassen. In der Pressemitteilung sind außerdem neben Lufthansa und BASF auch die ausländischen Konzerne Samsung, Southern Company und Tata Steel hervorgehoben.

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