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Finanzinvestoren greifen sich US-Konzern Medline

Die Finanzinvestoren Blackstone, Carlyle und Hellman&Friedman übernehmen die Mehrheit beim US-Gesundheitskonzern Medline Industries aus Northfield in Illinois. Das Unternehmen wird bei dem größten Private-Equity-Club-Deal dieser Art seit 2007...

Finanzinvestoren greifen sich US-Konzern Medline

cru Frankfurt

Die Finanzinvestoren Blackstone, Carlyle und Hellman&Friedman übernehmen die Mehrheit beim US-Gesundheitskonzern Medline Industries aus Northfield in Illinois. Das Unternehmen wird bei dem größten Private-Equity-Club-Deal dieser Art seit 2007 inklusive Schulden mit ungefähr 34 Mrd. Dollar bewertet. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Besonderheiten der nur zur Hälfte mit Schulden finanzierten Transaktion: Die neuen Mehrheitseigentümer bringen selbst frisches Eigenkapital für die Expansion des Unternehmens ein, anstatt wie früher üblich nur die Kosten zu senken, und sie belassen die alte Führung im Amt: Medline wird weiterhin von der in Chicago ansässigen Familie Mills geführt, die bereits in der vierten Generation in der Medizinprodukteindustrie tätig ist.

„Die neue Partnerschaft gibt uns viel Flexibilität für die Zukunft, während wir die familiengeführte Kultur beibehalten, die den Kern unseres Erfolgs ausmacht“, erklärte Medline-Präsident Andy Mills in einer öffentlichen Stellungnahme. Der Deal bringe mehr Ressourcen für das Wachstum im eigenen Land und „gibt Impulse für die Expansion des Auslandsgeschäfts, das heute nur einen kleinen Prozentsatz unseres Umsatzes ausmacht“.

Anzeichen für Anlagedruck

Der Megadeal ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass Finanzinvestoren zunehmend unter Druck stehen, die rekordhohen Kapitalzusagen („Dry Powder“) ihrer Anleger von insgesamt laut Datenanbieter Preqin global 1,6 Bill. Dollar in Beteiligungen zu investieren. Das Fundraising hat im ersten Quartal wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, mit einem Rekord von fast 4600 Fonds, die 914 Mrd. Dollar bei Investoren eingesammelt haben. Medline wuchs in den fünf Jahren vor der Pandemie durchschnittlich um 12% pro Jahr. Es ist der größte private US-Hersteller und -Händler von medizinischem Zubehör wie Handschuhen, Kitteln und Untersuchungstischen für Krankenhäuser und Arztpraxen. Das Familienunternehmen hat 2020 fast 18 Mrd. Dollar Umsatz gemacht, verzichtet aber auf Angaben zur Höhe des Gewinns.

Der Medline-Deal ist riskant. Beim größten Leveraged Buy-out im Jahr 2007 übernahmen Private-Equity-Firmen unter der Führung von KKR und TPG den Stromversorger TXU in einem 48 Mrd. Dollar schweren Deal. TXU meldete 2014 Konkurs an, als die Energiebranche in Schwierigkeiten geriet.

Die Familie Mills wird auch nach Abschluss der Transaktion, die voraussichtlich noch 2021 stattfinden wird, der größte Einzelaktionär bleiben. Blackstone, Carlyle und Hellman&Friedman halten zu gleichen Teilen die Mehrheitsbeteiligung. GIC, der Staatsfonds von Singapur, investiert ebenfalls als Teil des Konsortiums.

Die Private-Equity-Firmen haben bereits bei früheren Deals zusammengearbeitet. Im April schlossen Carlyle und Hellman&Friedman einen Deal zum Verkauf des Spezialisten für medizinische klinische Studien PPD an Thermo Fisher Scientific für 20 Mrd. Dollar ab. Die beiden Finanzinvestoren hatten PPD im Jahr 2011 mit einer Anfangsinvestition von 3,6 Mrd. Dollar gekauft.

Partner gut bekannt

Blackstone und Hellman&Friedman hatten sich zuvor an einem 2019 gescheiterten Versuch beteiligt, das Online-Portal Scout24 zu erwerben.

Carlyle sammelte 22 Mrd. Dollar für seinen bisher größten Fonds. Der jüngste Fonds von Hellman&Friedman sammelte 23 Mrd. Dollar ein. Blackstone Capital Partners Fund VIII, sein größter, sammelte 2019 mehr als 25 Mrd. Dollar ein.