Luftfahrt

Flugtaxi-Start-up Kitty Hawk macht dicht

Der Tech-Visionär Sebastian Thrun wollte mit dem Flugtaxi den Individualverkehr revolutionieren. Nun hat seine von Google-Mitgründer Larry Page finanzierte Firma Kitty Hawk das Aus verkündet.

Flugtaxi-Start-up Kitty Hawk macht dicht

kro Frankfurt

Das vor zwölf Jahren in Palo Alto gegründete und vornehmlich aus dem Privatvermögen des Google-Mitgründers Larry Page finanzierte Flugtaxi-Start-up Kitty Hawk stellt den Betrieb ein. Die Entscheidung gab das lange Zeit im Geheimen operierende Unternehmen via Linkedin und Twitter bekannt. „Wir arbeiten noch daran, was als Nächstes kommt“, hieß es kurz und knapp in der Mitteilung. Eine Begründung für das Aus lieferte das Unternehmen nicht.

Hinter Kitty Hawk steht der deutsche Unternehmer und Wissenschaftler Sebastian Thrun. Er hatte die Firma 2010 unter dem Namen Zee Aero aus der Taufe gehoben, nachdem sein langjähriger Freund Page ihn sowie den Stanford-Professor Ilan Kroo eingestellt hatte mit dem Auftrag, ein elektrisches Flugzeug zu entwickeln, das senkrecht starten und landen kann.

Zuvor war Thrun, der auch als Hilfsprofessor an der Uni Stanford im Fach Computerwissenschaften lehrt, für das Forschungslabor Google X zuständig. Die Abteilung, die er mitgegründet hatte, hat unter anderem selbstfahrende Autos, die Google Glass und medizinische Kontaktlinsen hervorgebracht.

Richtig in Erscheinung getreten war Kitty Hawk erstmals im Jahr 2015, als es seinen „Flyer“ vorstellte − einen ultraleichten und einsitzigen Senkrechtstarter, der insgesamt 111-mal gebaut wurde und als elektrisches Flugauto für jedermann konzipiert war. 25 000 Flüge wurden mit den Flyern absolviert, mit und ohne Besatzung, bis das Projekt im Juni 2020 eingestampft wurde.

Man konzentrierte sich stattdessen nun auf „Heaviside“, ein leistungsfähigeres, leiseres und autonom fliegendes Modell, das es auf eine Geschwindigkeit von bis zu 290 Stundenkilometern brachte und mit einer Batterieladung maximal 160 Kilometer weit kam. Im Gegensatz zu anderen Herstellern sollten die Flugautos von Thrun konsequent ohne Piloten auskommen. Auf den Zwischenschritt des von einem Menschen gesteuerten Modells wollte der als „Vater des selbstfahrenden Autos“ geltende Unternehmer aus Zeitgründen verzichten.

Bei einem weiteren an die Öffentlichkeit gelangten Projekt handelte es sich um „Cora“, einen Zweisitzer, den Kitty Hawk 2018 vorstellte. 2019 wurde Cora in einem Joint Venture mit Boeing ausgegliedert, das sich heute „Wisk“ nennt. Anfang 2022 hatte Boeing weitere 450 Mill. Dollar in das Joint Venture gesteckt. Der US-Flugzeugbauer geht nicht davon aus, dass sich durch das nun angekündigte Ende von Kitty Hawk etwas an den Plänen von Wisk ändert. Mit dem Spin-off von Cora und dem Ende von Flyer blieb dort zuletzt nur noch das Projekt Heaviside übrig.

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