Diagnostik

Fusionsgerüchte um Qiagen und Biomérieux

Qiagen ist zurück in den M&A-Schlagzeilen. Für einen Zusammenschluss mit Biomérieux gibt es einige gute Argumente.

Fusionsgerüchte um Qiagen und Biomérieux

ak Köln – Wenige Wochen nach dem Dax-Aufstieg ranken sich neue M&A-Gerüchte um Qiagen. Der Dia­gnostikanbieter lotet nach Informationen der gewöhnlich gut informierten Nachrichtenagentur Bloomberg ein Zusammengehen mit der französischen Wettbewerberin Biomérieux aus.

Die Gespräche über ein Zusammengehen von zwei der größten europäischen Anbieter von medizinischer Diagnostik befänden sich in einem frühen Stadium, hieß es. Qiagen lehnte auf Anfrage jeglichen Kommentar dazu ab. Der deutsch-niederländische Biotechkonzern gerät seit zwei Jahren immer wieder in die Schlagzeilen im Zusammenhang mit einer möglichen Übernahme. Im vergangenen Jahr war nach einer monatelangen Hängepartie der Kauf von Qiagen durch den weltgrößten Laborausrüster Thermo Fi­sher Scientific am Widerstand der Qiagen-Aktionäre gescheitert. Im Februar spekulierten Finanzmarktakteure über einen Zusammenschluss mit dem US-Diagnostik-Spezialisten Quidel.

Familie hält die Mehrheit

Für eine Verbindung mit Bioméri­eux sprechen durchaus einige Argumente. Qiagen-Chef Thierry Bernard wüsste genau, auf was er sich bei so einer Ehe einließe. Der Franzose war vor seinem Wechsel nach Deutschland 2015 mehr als 15 Jahre bei Biomérieux tätig und kennt damit den Wettbewerber genau. Der 57-Jährige führt Qiagen seit Herbst 2019.

Analyst Hugo Solvet von Exane BNP Paribas bezeichnete in einem Kurzkommentar einen Zusammenschluss als strategisch sehr gut passend. Die Aktivitäten würden sich gut ergänzen, kartellrechtliche Probleme sieht er kaum. Allerdings seien die Unternehmenskulturen sehr verschieden. Auch sieht Solvet mögliche Konkurrenten, die ebenfalls an Qiagen interessiert sein könnten.

Biomérieux ist in Paris gelistet und kommt auf eine Marktkapitalisierung von rund 13 Mrd. Euro. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 3,1 Mrd. Euro. Die Familienholding Institut Mérieux hält mit 59% die Mehrheit an dem Konzern. Marcel Mérieux, ein früherer Assistent von Louis Pasteur, hatte das Unternehmen 1897 gegründet. Auch die heutige operative Leitung des Konzerns hat mit CEO und Chairman Alex­andre Mérieux (Jahrgang 1974) ein Familienmitglied. Qiagens Börsenwert summiert sich aktuell auf rund 10,9 Mrd. Euro. Einen Ankeraktionär hat das Unternehmen, das in der Pandemie stark von einem breiten Covid-19-Testportfolio profitiert hat, nicht. Größter Anteilseigner mit gut 8% ist der US-Vermögensverwalter MFS. Qiagen erzielte 2020 rund 1,9 Mrd. Dollar Umsatz.