Geopolitische Lage beunruhigt große Mittelständler

Commerzbank: Kleine Firmenkunden spüren kaum Belastung des China-Geschäfts durch Handelskonflikt

Geopolitische Lage beunruhigt große Mittelständler

md Frankfurt – Große Mittelständler, die in China Geschäfte machen, fühlen sich von der angespannten geopolitischen Lage überdurchschnittlich stark betroffen. Insgesamt spüren jedoch zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen in Europa bislang so gut wie keine Auswirkungen durch Handelskonflikte oder staatliche Sanktionen. Dies ergibt sich aus der vierten Erhebung, die die Commerzbank in Kooperation mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa bei mehr als 3 900 Firmenkunden in Europa, die Geschäfte in Asien tätigen, durchführte. Die vorherigen Male waren nur Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt worden (zuletzt 2 400); diese Gruppe habe auch diesmal den Löwenanteil ausgemacht, sagte Michael Rugilo, Asien-Experte der Commerzbank. Fokusverschiebung “Während der Tenor der letztjährigen Umfrage die Hoffnung auf eine Rückkehr zum Liberalisierungskurs der chinesischen Währung war, beschäftigen sich die Firmenkunden nunmehr verstärkt mit den Auswirkungen der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen auf deren China-Geschäft”, erklärte Barbara Herbert, Renminbi-Expertin der Bank, vor Journalisten. Gefragt nach dem Grad der Betroffenheit durch die aktuelle geopolitische Lage, zeigen sich die befragten Unternehmen, deren Umsatz von mindestens 2,5 Mill. bis über 250 Mill. Euro reicht, zwiegespalten. Zwei Drittel gaben an, bislang “keine” oder “kaum” Auswirkungen zu spüren, ein Drittel sieht sich dagegen “spürbar betroffen”. Rugilo machte auf die Diskrepanz der Antworten zwischen großen und kleinen Mittelständlern aufmerksam: 44 % der Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 250 Mill. Euro wähnten sich überdurchschnittlich betroffen. Im Gegensatz dazu fühlten nur 15 % der kleinen Firmenkunden mit einem Umsatz bis 12,5 Mill. Euro die veränderten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in ihrem Geschäft.Die Frage nach den Wirkungen der Geopolitik war in der Erhebung erstmals gestellt worden. Die wiederkehrende Kernfrage der Studie ist, wie wichtig die chinesische Währung, der Renminbi, für die Firmenkunden der Commerzbank ist. Vor dem Hintergrund des US-chinesischen Handelsstreits lautet das Fazit: Der Renminbi wird immer wichtiger. Doch auch hier klafft eine Lücke in der Einschätzung großer und kleiner Unternehmen. Während für zwei Drittel der Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 250 Mill. Euro die chinesische Währung von hoher Relevanz sei – 46 % fakturierten in ihrem China-Geschäft mittlerweile in Renminbi, weitere 21 % dieser Gruppe planen laut der Studie die Umstellung in den nächsten zwölf Monaten -, haben lediglich 9 % der Mittelständler mit Erlösen bis zu 12,5 Mill. Euro ihre Fakturierung auf die chinesische Valuta umgestellt. Devisenkurs-AbsicherungGefragt nach den Vorteilen der Fakturierung in Renminbi geben 73 (i. V. 60) % der Kunden die “Absicherung des Devisenkursrisikos” als Haupttreiber an, wie aus der Studie hervorgeht. Weitere wesentliche Gründe seien “Vorteile bei Preisverhandlungen” (57 %; i. V. 62 %), “Vorteile bei der Markterschließung auf dem chinesischen Festland” (46 %; i. V. 35 %) sowie “Präferenzen von chinesischen Handelspartnern” (38 %; i. V. 37 %).Nach Einschätzung der Commerzbank reagieren die Unternehmen auf die geopolitische Lage mit Entwicklungen in den Einkaufs- und Treasury-Abteilungen: Neben den unverändert wichtigen Cash-Services (Zahlungsverkehr und Renminbi-Konten) würden insbesondere Lösungen im Risikomanagement immer wichtiger, heißt es.Hauptbarrieren für die Umstellung auf Renminbi sind der Umfrage zufolge “bereits etablierte Vorgehensweisen” (57 %; i. V. 59 %) sowie die “Präferenz des Handelspartners für Euro bzw. Dollar” (49 %; i. V. 41 %). Mit den nach wie vor rigiden Kapitalabflussrestriktionen in China hängen zwei andere Hinderungsgründe zusammen: “Fehlendes Vertrauen in die Nachhaltigkeit der Währung” räumen 11 % der befragten Unternehmen ein. Bedenken aufgrund von “politischen Unsicherheiten” äußern laut der Studie inzwischen 11 (5) % der Commerzbank-Firmenkunden, die eine Umstellung auf den Renminbi zurzeit ablehnen.