Einzelhandel

Gerry Weber steckt im Krisenmodus fest

Kein Ende der Krise in Sicht: Gerry Weber muss den Verlust der Hälfte des Grundkapitals anzeigen. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts war zuvor schon verschoben worden.

Gerry Weber steckt im Krisenmodus fest

ab Köln

– Das ums Überleben kämpfende Modeunternehmen Gerry Weber hat den Verlust der Hälfte des Grundkapitals angezeigt. Bei der Erstellung des Jahresabschlusses 2021 sei festgestellt worden, dass ein Verlust von 5 Mill. Euro aufgelaufen und damit die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht sei, teilte Gerry Weber mit. Das einstige Familienunternehmen aus Halle in Westfalen war zum Jahreswechsel 2019/20 aus der Insolvenz herausgekommen.

Abschluss verschoben

Erst Ende April dieses Jahres hatte der Bekleidungshersteller und -händler die Verschiebung der Veröffentlichung des Geschäftsberichts auf den 30. Mai ankündigen müssen. Begründet wurde der Umstand auch mit der Erstprüfung durch den neuen Abschlussprüfer KPMG. Bereits im Vorjahr hatte Gerry Weber an dieser Stelle Probleme. Denn PwC hatte im März 2021 überraschend erklärt, die Abschlussprüfung wegen etwaiger Befangenheit nicht durchzuführen. Daraufhin hatten die Westfalen Rödl & Partner beauftragt.

Mit der Ankündigung der Verschiebung hatte Gerry Weber jedoch zugleich die Ende März veröffentlichten vorläufigen Zahlen für 2021 bestätigt. Demnach wurde die Prognose für das zurückliegende Ge­schäftsjahr mit einem normalisierten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 25 bis 30 Mill. Euro deutlich übertroffen. Darin nicht berücksichtigt sind Effekte aus der Leasingbilanzierung, wohl aber die erfolgswirksam vereinnahmte Überbrückungshilfe III in Höhe von 29,1 Mill. Euro.

Abschreibungen

Wie Gerry Weber jetzt mitteilt, ist der Verlust der Hälfte des Grundkapitals vor allem durch die Verlustübernahme der Gerry Weber Retail GmbH bedingt, mit der ein Gewinnabführungsvertrag besteht. Das operative Geschäft der Gruppe werde dadurch nicht beeinflusst. Zu dem Verlust von 29,4 Mill. Euro kommen allerdings auch Abschreibungen auf Beteiligungswerte von 5,3 Mill. Euro hinzu. Es werde aber davon ausgegangen, dass die vorab veröffentlichten Zahlen „ohne wesentliche Veränderungen im geprüften Konzernabschluss für 2021 enthalten sein werden“.