Rohstoffe

Glencore setzt Aktionäre auf Diät

Die Glencore-Aktionäre haben in den vergangenen Jahren wie die Könige vom Kohlegeschäft gelebt. Nun aber gilt es bescheidener zu werden, wenn die Abspaltung des Goldesels ein Erfolg werden soll.

Glencore setzt Aktionäre auf Diät

Glencore setzt Aktionäre auf Diät

Mit Blick auf die Übernahme des Kohlegeschäfts von Teck strebt der Rohstoffkonzern eine geringere Verschuldung an

Die Glencore-Aktionäre haben in den vergangenen Jahren wie die Könige vom Kohlegeschäft gelebt. Nun aber gilt es bescheidener zu werden, wenn die Abspaltung des Goldesel-Segments ein Erfolg werden soll. Der Spin-off soll schließlich Mehrwert für alle Anteilseigner des Rohstoffkonzerns generieren.

dz Zürich

Glencore muss sparen. Der in der Schweiz angesiedelte Rohstoffkonzern mit Börsennotierung an der London Stock Exchange hat 2023 mit 15% weniger Umsatz 75% weniger Gewinn eingefahren. Das Reinergebnis sackte von ungewöhnlich hohen 17,3 Mrd. Dollar im Vorjahr auf 4,3 Mrd. Dollar im Berichtsjahr zusammen. Hauptgrund für die massive Ergebniskorrektur waren die rückläufigen Rohstoffpreise. Wichtige Industriemetalle wie Kupfer, Zink oder Nickel, die Glencore in eigenen Minen extrahiert, erlebten 2023 Preiseinbußen zwischen 8% (Kupfer) und fast 40% (Nickel). Als weltgrößter privatwirtschaftlicher Kohleproduzent bekam Glencore auch den Preisrückgang des zwar als schlimme CO2-Schleuder verpönten, aber immer noch sehr rege verwendeten Energieträgers zu spüren. Der Preis des schwarzen Goldes sank 2023 je nach Qualität um etwa 30%.

Dass die Rohstoffpreise ihre durch geopolitische Spannungen, Sanktionen und eine unsichere Versorgungslage erreichten Spitzen nicht würden halten können, hatte sich freilich schon länger abgezeichnet. Die Investoren nahmen die Ergebniskorrektur von Glencore deshalb frühzeitig vorweg. Die Glencore-Titel verloren im Laufe der vergangenen zwölf Monate rund ein Viertel ihres Wertes und notierten zuletzt noch bei rund 384 Pence.

Für die Aktionäre war das zurückliegende Jahr dennoch überaus einträglich. An dem außergewöhnlichen Ergebnis 2022 partizipierten sie mit Ausschüttungen von insgesamt 10,1 Mrd. Dollar. Zusammen mit den Nettoinvestitionen in Höhe von 5,6 Mrd. Dollar nahm der Konzern eine Zunahme der Nettoverschuldung von nahezu null auf 4,9 Mrd. Dollar per Ende 2023 in Kauf. Und Glencore stehen weitere große Ausgaben bevor. Allein für die im November vereinbarte Übernahme des Kohlegeschäftes der kanadischen Teck Resources wird Glencore 6,9 Mrd. Dollar auf den Tisch legen müssen.

Glencore will das Kohlegeschäft vergrößern, um es später abzuspalten und als eigenständiges Unternehmen in den USA zu listen. Die Übernahme soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Danach will man sich 24 Monate Zeit geben, um sich mit den Aktionären über die Modalitäten der Abspaltung zu einigen und die Transaktion vorzubereiten. CEO Gary Nagle will eine Wertvermehrung für alle Aktionäre erreichen.

Zu diesem Zweck muss Glencore nun sparsamer mit der Verwendung des nach wie vor sehr reichlich sprudelnden Cashflows umgehen. Der Konzern strebt über die nächsten Jahre eine Nettoverschuldung von durchschnittlich nur noch rund 5 Mrd. Dollar an. In den Vorjahren hatte diese im Mittel etwa 10 Mrd. Dollar betragen. Die Differenz entspricht ziemlich genau dem Betriebsgewinn (Ebit), den Glencore auch 2023 mit der eigenen Kohleproduktion erzielt hatte (5,8 Mrd. Dollar).

Durch die geplante Abspaltung dieses Geschäfts, das 2023 mehr als zwei Drittel zum gesamten Cashflow des Konzerns beigesteuert, aber nur etwa ein Fünftel der Investitionen verursacht hat, wird sich die Schuldenfähigkeit von Glencore deutlich reduzieren. Deshalb müssen die Aktionäre jetzt mit einer Ausschüttung von nur noch rund 1,6 Mrd. Dollar vorliebnehmen.

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