Flugtaxis

Großauftrag für Lilium aus Brasilien

Die Fluggesellschaft Azul Airlines beabsichtigt die Bestellung von 200 der siebensitzigen, voll elektrisch angetriebenen Flugzeuge. Den Auftragswert beziffert Lilium auf 1 Mrd. Dollar.

Großauftrag für Lilium aus Brasilien

jh München

Das Flugtaxiunternehmen Lilium steht vor einem Großauftrag aus Brasilien. Am Montag teilte es mit, es beabsichtige, mit der brasilianischen Fluggesellschaft Azul eine strategische Allianz und einen Kaufvertrag über 220 Lilium-Jets zu vereinbaren. Der Auftragswert wird auf 1 Mrd. Dollar beziffert.

Lilium und Azul wollen nach eigenen Angaben den regionalen Hochgeschwindigkeitsverkehr in Brasilien grundlegend verändern. Innerhalb des Landes würden im Jahr fast 100 Millionen Fluggäste befördert. Brasilien sei einer der größten Märkte für zivile Hubschrauber und Geschäftsflugzeuge.

Der Plan sieht vor, dass Azul die Flotte mit 220 Lilium-Jets betreibt und wartet. Lilium wird eine Plattform zur technischen Überwachung der Flugzeuge, die Batterien, Ersatzteile und Materialien bereitstellen. Die Fluggesellschaft sei ein idealer Partner, sagte Daniel Wiegand, einer der Gründer und der Vorstandsvorsitzende von Lilium in Oberpfaffenhofen bei München: „Azul hat im unterversorgten südamerikanischen Markt komfortable und erschwingliche Flugreisen ermöglicht.“

Azul wurde vor 13 Jahren gegründet. Seitdem hat sich der brasilianische Luftverkehrsmarkt verdoppelt, wie David Neeleman, der Verwaltungsratsvorsitzende von Azul, berichtet. Fast 60% des Wachstums habe Azul für sich verbucht. „Wir sehen auch große Marktchancen im Aufbau eines Regionaltransportnetzwerks mit dem Lilium-Jet in Brasilien“, sagt Neeleman.

Start für 2025 geplant

Lilium will im Jahr 2025 in mehreren Weltregionen den Flugbetrieb beginnen. Für Netzwerke in Europa und den USA hat das Unternehmen schon Pläne angekündigt. Lilium arbeitet an einem siebensitzigen, voll elektrisch angetriebenen Flugzeug mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern, das im Regionalverkehr eingesetzt werden soll. Das Vorhaben wird in der Branche allerdings zum Teil mit Skepsis verfolgt.

Die Lilium GmbH bereitet eine Verschmelzung mit dem Börsenmantel Qell Acquisition Corp. vor. Die künftige Lilium N.V. strebt damit eine Notierung an der Technologiebörse Nasdaq in New York an. Der Zusammenschluss mit Qell werde in einigen Wochen erwartet, heißt es.

Weltweit gibt es eine Vielzahl von Projekten für Flugtaxis. Neben Lilium sind Archer, Joby und Volocopter bekannte Unternehmen. Investoren stellen ihnen Risikokapital in Höhe von insgesamt mehreren Mrd. Dollar zur Verfügung. Wie Lilium finden auch andere den Weg über sogenannte Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) an die Börse. Die kalifornische Start-up-Firma Archer hatte in diesem Frühjahr eine Kooperation mit United Airlines bekannt gegeben. Die Fluggesellschaft will für 1,5 Mrd. Dollar 200 Einheiten des elektrischen vertikalen Start- und Landeflugzeugs bestellen.

Ehemalige Airbus-Manager

Lilium hat zudem einen prominenten Manager für den Vorsitz des Verwaltungsrats gewonnen. Der ehemalige Airbus-Chef Thomas Enders soll die Aufgabe übernehmen. In das künftige Gremium wurden jetzt auch Gabrielle Toledano und Henri Courpron berufen. Toledano ist Chief Operating Officer des Beratungsunternehmens Keystone Strategy, Courpron Gründer und Vorsitzender von Plane View Partners und ehemaliger Chief Executive Officer von ILFC und Airbus Nordamerika. Zuvor war Toledano unter anderem für Microsoft und Oracle tätig sowie zuletzt als Personalchefin von Tesla.

Courpron sammelt seit 30 Jahren Erfahrung in der Luftfahrtindustrie. Für Airbus arbeitete er 20 Jahre lang. Plane View Partners ist ein Be­ratungsunternehmen für die Luft- und Raumfahrt. Zudem war Courpron Mitglied des Verwaltungsrats von Azul Airlines, dem vorgesehenen Geschäftspartner von Lilium in Brasilien.

Wertberichtigt Seite 6

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