Grüne Wasserstoff-Großfabrik startet

Acht Konzerne kooperieren - Deutsch-französische Milliardenförderung für Wasserstofftechnik angebahnt

Grüne Wasserstoff-Großfabrik startet

In Deutschland ist der Startschuss für die weltweit größte Elektrolyseanlage für “grünen” Wasserstoff gefallen. Damit sie sich lohnt, fordern die beteiligten Unternehmen die Befreiung von der EEG-Umlage. Zusätzlichen Schub erhält Wasserstoff durch eine geplante deutsch-französische Milliardenkooperation.cru Frankfurt – Der Startschuss für die weltweit größte Produktionsanlage für “grünen” Wasserstoff fällt im Landkreis Dithmarschen. Zehn Partner investieren gemeinsam 89 Mill. Euro in das Projekt “Westküste 100” zum Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft rund um den Raffineriestandort Heide. Von der Summe kommen 30 Mill. Euro aus Subventionen des Bundeswirtschaftsministeriums.Zu den Partnern in dem Konsortium gehören: der französische Stromkonzern EDF, der Zementhersteller Holcim, der Gasnetzbetreiber OGE, der dänische Windenergieerzeuger Orsted, die Raffinerie Heide, die Stadtwerke Heide, der Regionalversorger Thüga und die Thyssenkrupp-Großanlagenbausparte Industrial Solutions, gemeinsam mit der Entwicklungsagentur Region Heide und der Fachhochschule Westküste.Damit das Projekt später in großem Stil ausgebaut werden kann und es sich rechnet, fordern die Unternehmen eine Nachbesserung am Entwurf für die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). “Unsere Rechnung geht auf, wenn wir vollständig und auf Dauer von der EEG-Umlage befreit sind. Das ist unsere konkrete Forderung mit Blick auf die EEG-Novelle, die in diesen Wochen beraten wird”, sagte Jürgen Wollschläger, Geschäftsführer der Raffinerie Heide, der Börsen-Zeitung. Eigentümer der Raffinerie ist der US-Finanzinvestor Gary Klesch. Als nächster Meilenstein sind bis 2030 700 Megawatt Elektrolyse geplant.Die geplante Wasserstofffabrik gilt als – an der Größe gemessen – einzigartig in Deutschland und wird daher auch als erstes “Reallabor der Energiewende” gefördert. Mit den Subventionen kann nun in einem ersten Schritt auf dem Gelände der Raffinerie Heide die derzeit weltgrößte 30-Megawatt-Elektrolyse-Anlage errichtet werden, die mit Hilfe von Strom aus einem nahe gelegenen Windpark grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab erzeugt. Dieser wird dann vielfältig genutzt: Zunächst in der Raffinerie selbst, wo er klassischen “grauen” Wasserstoff bei der Herstellung von klimafreundlichem Flugbenzin ersetzen soll. Hierzu gibt es bereits eine Kooperation mit der Lufthansa und dem Flughafen Hamburg. Das Projekt soll aber auch unterschiedliche Stoffkreisläufe innerhalb einer bestehenden Infrastruktur der Partner miteinander verzahnen. So wird grüner Wasserstoff beispielsweise zur Beheizung eines nahen Stadtquartiers verwendet – als Ersatz von fossilem Erdgas.Der Sauerstoff aus der Elektrolyse wiederum soll in einem nah gelegenen Zementwerk der Holcim für drastisch verminderte Stickoxid-Emissionen sorgen, während das dort abgetrennte CO2 wiederum mit Wasserstoff in Methanol für die Raffinerie umgewandelt wird – eine Anlage, für die sich Thyssenkrupp interessiert. Mit der Förderzusage wird begonnen, die Prozesse unter realen Bedingungen zu erproben und die Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt praktisch zu testen.Zusätzlichen Schub dürfte die Wasserstofftechnik im Allgemeinen durch eine geplante deutsch-französische Kooperation erhalten: Der einflussreiche französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire kündigt an, er wolle am Freitag zu Gesprächen nach Berlin reisen. Die Nutzung klimafreundlichen Wasserstoffs soll nach dem Willen der EU-Kommission stark ausgebaut werden, um die Energiewende voranzutreiben. Die Behörde hatte im Juli eine Strategie vorgelegt, wonach die Kapazitäten europaweit mit öffentlicher Unterstützung wachsen sollen. Volumen von 16 Mrd. EuroLe Maire sagte, Frankreich wolle langfristig 7 Mrd. Euro in die Wasserstofftechnik investieren, in Deutschland sind 9 Mrd. Euro geplant. “Ich hoffe, dass wir es schaffen, beim Wasserstoff ein gemeinsames deutsch-französisches und dann europäisches Vorhaben zu finden.”