Telekommunikation

Telekom erreicht Mehrheit in den USA

Die Telekom erreicht mit dem Überschreiten der Mehrheitsschwelle in den USA vorzeitig einen Meilenstein. Viele Aktionäre bemängeln aber die dürftige Beteiligung der Anteilseigner an den operativen Erfolgen in den USA.

Telekom erreicht Mehrheit in den USA

Telekom überschreitet Mehrheitsschwelle in USA

Konzernchef Höttges: Trilemma gelöst – Aktionäre besorgt über Klumpenrisiken – Dividende „mager“

Die Telekom erreicht mit dem Überschreiten der Mehrheitsschwelle in den USA vorzeitig einen Meilenstein. Viele Aktionäre bemängeln aber die dürftige Beteiligung der Anteilseigner an den operativen Erfolgen in den USA. Die Dividende sei gemessen am Ergebnis je Aktie “mager”, die Ausschüttungsquote unbefriedigend.

hei Bonn

Die Deutsche Telekom hat bei ihrer wichtigen US-Tochter die Mehrheitsschwelle (50,2%) überschritten, rund ein Jahr, bevor der Vertrag mit dem Partner Softbank auslaufen sollte, der dem Bonner Konzern die unternehmerische Führung bei T-Mobile US in einer Übergangszeit sicherte. Seit “gestern Nacht” halte die Telekom “die Mehrheit” und sei “größter Eigentümer am wertvollsten Telekommunikations-Unternehmen der Welt”, sagte Höttges. Der Manager unterstrich, dass für die Telekom die “Quadratur eines Dreiecks” gelungen sei, oder gewissermaßen ein “Trilemma” gelöst wurde: der Mehrheitserwerb in den USA, während die Trennung von den Aktivitäten in den Niederlanden sowie insbesondere der Verkauf von 51% an der eigenen Funkturmgesellschaft einen Mittelzufluss sichergestellt habe, der auch die angestrebte Senkung der Verschuldungsquote sowie weitere Investitionen in die Netze ermögliche. Bis Ende 2024 will die Telekom mit Nettoschulden in Höhe vom 2,75-fachen des operativen Ergebnisses wieder in der Rating-Komfortzone sein. Erleichtert wird dies durch einen steigenden Cashflow und zugleich sinkende Investitionen. Diese sollen im laufenden Jahr auf insgesamt 16,8 Mrd. Euro sinken nach 21 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Rückgang ergibt sich Höttges zufolge aus einem deutlich verringerten Kapitalbedarf in den USA. In Europa und insbesondere in Deutschland solle das Ausgabenniveau im Wesentlichen stabil bleiben, betonte er.

Zu einer möglichen weiteren Anteilserhöhung in den USA äußerte sich Höttges zurückhaltend. Es könne möglich sein, dass die Telekom weitere Aktien von T-Mobile US erwerben werde, um Verwässerungen zu begegnen. Außerdem habe Softbank bei einem bestimmten Kursverlauf einen Besserungsschein erhalten. Davon abgesehen habe er eine “Präferenz” für die Teilnahme am Aktienrückkaufprogramm der US-Tochter. “Denn dann fließt Liquidität von den USA nach Europa”, betonte der Konzernchef.

Kein eitel Sonnenschein

Die Aktionäre, die 74,14% des Grundkapitals repräsentierten, zollten den strategischen Erfolgen des Konzerns durchweg Erfolg, jedoch stellten vor allem Vertreter der Institutionellen fest, dass die Beteiligung der Anteilseigner bisher zu wünschen übrig lasse. Vor dem Hintergrund der Wertentwicklung der T-Aktie auch im Vergleich zum Dax, mit einer Gesamtrendite von 18,6%, wie Höttges betonte, bei einem vergleichbaren Dax-Minus von 12,4%, lobte Ingo Speich, Fondsmanager der Deka: “Sie haben den Koloss auf den richtigen Weg gebracht.” Die Telekom seit gut aufgestellt. “Abenteuer in windigen Gegenden sucht man vergebens”. Dennoch sei keineswegs alles eitel Sonnenschein, denn die Dividende sei gemessen am operativen Erfolg doch “eher mager”, wie Hendrik Schmidt von der DWS feststellte. Sie sei nur “leicht gestiegen” und das Unternehmen verfehle im Hinblick auf das bereinigte Ergebnis je Aktie sogar die festgelegte Ausschüttungsquote von 40% bis 60% des entsprechenden Gewinns. Die Telekom stellt 2022 bei der Dividende, die sich auf 0,70 Euro belaufen soll, auf das neu als Bemessungsgrundlage gefundene “nachhaltige bereinigte Ergebnis je Aktie” ab, das “Sonderfaktoren” ausklammert. Frederik Beckendorff von der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) kritisierte dies scharf als “Kunstgriff” und unvereinbar mit einer “verlässlichen” Dividendenpolitik. “Wann werden Sie endlich eine Dividende von T-Mobile US einfordern, damit die T-Aktionäre auch an der guten Entwicklung in den USA profitieren?”, lautete die Forderung von Hendrik Schmidt. Auch Florian Honsel von der SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger) bemängelte die aus seiner Sicht unzureichende Ausschüttungsquote.

Hohe Abhängigkeit

Abgesehen vom Wert der Beteiligung in den USA, der seit dem Zusammenschluss mit Sprint um 66 Mrd. Dollar gestiegen ist, macht den Aktionären auch das Klumpenrisiko, das die US-Tochter darstellt, Sorge. Henrik Pontzen von Union Investment hob hervor, dass T-Mobile US zuletzt für 66% vom Konzernumsatz und 64% vom Ebitda stand und Änderung der Wettbewerbsverhältnisse in den USA oder sonstige Ereignisse, die Telekom hart treffen würde. Der Fondsmanager findet insbesondere die Lieferbeziehungen mit dem chinesischen Telekomausrüster Huawei bedenklich, der in den USA kein Geschäft machen darf. “Die Telekom braucht chinesische Technik und amerikanische Kunden – wie geht das dauerhaft zusammen?” kritisierte Pontzen. Laut Höttges hat die Telekom “keine Kenntnis” von einer geplanten Änderung des “Rechtsrahmens” in Bezug auf die Verwendung von Huawei-Technik.