Baustoffhersteller

Heidelberg forciert CO2-Abscheidung

Mit einer neuen Anlage zur CO2-Ab­scheidung will Heidelberg Cement ihre Zementproduktion umweltfreundlicher machen. Auf der Insel Gotland in Schweden soll das erste klimaneutrale Zementwerk der Welt entstehen. Der Baustoffkonzern spricht von einem „bahnbrechenden Projekt“.

Heidelberg forciert CO2-Abscheidung

hek Frankfurt

Der Baustoffhersteller Heidelberg Cement plant in Schweden das nach eigenen Angaben weltweit erste klimaneutrale Zementwerk. Dafür will der Konzern seine Fabrik in Slite auf der Insel Gotland so ausbauen, dass dort ab 2030 jährlich bis zu 1,8 Mill. Tonnen Kohlendioxid abgeschieden werden können. Das entspreche den gesamten Emissionen des Werks, teilt Heidelberg Cement mit.

Das abgefangene CO2 soll zu einer dauerhaften Lagerstätte in mehreren Kilometern Tiefe im Grundgestein unter dem Meer transportiert werden. Genehmigung und Bau der Abscheidungsanlage veranschlagt das Management auf knapp zehn Jahre. Heidelberg Cement spricht von einem „bahnbrechenden Projekt“ und einem „Wendepunkt für unsere Branche“. Zusätzlich will das im Dax vertretene Unternehmen den Einsatz biobasierter Brennstoffe für die Zementproduktion in Slite erhöhen. Laut Vorstandschef Dominik von Achten werde der Konzern in seinem Sektor Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität sein.

Die Zementhersteller zählen zu den größten Verursachern von Treibhausgasen. Heidelberg Cement nennt für 2020 einen Ausstoß von 63 Millionen Tonnen – fast so viel wie Österreich. Investoren fordern daher, dass die Branche ihre Emissionen schneller als bisher angekündigt verringert. Die Heidelberger sind hinter der französisch-schweizerischen LafargeHolcim der zweitgrößte Hersteller des energieintensiv produzierten Baustoffs. 5 bis 7% der weltweiten CO2-Emissionen entfallen auf die Zementproduktion.

Heidelberg Cement sieht die Abscheidung und Nutzung bzw. Speicherung von CO2 als Schlüssel für die Dekarbonisierung der Branche. Des Weiteren arbeitet der Konzern daran, den Klinkeranteil im Zement zu verringern, die Energieeffizienz zu erhöhen und verstärkt kohlenstoffarme Brennstoffe wie Biomasse und Abfälle einzusetzen. Rund 60% der Emissionen der Zementproduktion entstehen bei der Entsäuerung des Kalksteins, der Rest durch die Befeuerung von Zementöfen. Für die Herstellung des Zwischenprodukts Klinker sind nämlich sehr hohe Temperaturen notwendig.

Mit der Machbarkeitsstudie für die Anlage in Slite, die Aspekte wie Technologieauswahl, Umweltauswirkungen, rechtliche Fragen, Finanzierung und Energieversorgung behandelt, wurde begonnen. Die vollständige Abscheidung der Emissionen soll bis 2030 stehen. In Slite würden derzeit drei Viertel des für die Betonproduktion in Schweden verwendeten Zements hergestellt, so der Konzern. Somit unterstütze das Projekt die ehrgeizigen Ziele Schwedens zur Reduzierung der CO2-Emissionen.

Zu den Kosten machen die Heidelberger keine Angaben – das Projekt stehe noch am Anfang. Klar ist aber, dass der Konzern auf staatliche Unterstützung setzt, denn der Weg zur CO2-Neutralität wird als eine gemeinsame Kraftanstrengung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angesehen. Bei dem Projekt im norwegischen Brevik sei das „auf beispielhafte Weise“ gelungen, meint ein Firmensprecher. Hier trage die norwegische Regierung 85% der Kosten.

In Brevik baut Heidelberg Cement für einen dreistelligen Millionenbetrag die nach eigenen Angaben weltweit erste großtechnische Anlage zur CO-Abscheidung. Die Anlage soll ab 2024 jährlich 400000 Tonnen abscheiden. Sie ist damit viel kleiner als die in Slite geplante Anlage.

Wertberichtigt Seite 8