Kochboxen

Hellofresh überzeugt Investoren

Der Kochboxversender Hellofresh plant neue Fertigungsstandorte und will zusätzliche Technologie-Spezialisten einstellen, um das künftige Wachstum anzukurbeln.

Hellofresh überzeugt Investoren

hek Frankfurt

Die Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Restaurants hat der Kochboxversender Hellofresh­ bisher kaum zu spüren bekommen. Im zweiten Quartal legte die Kundenzahl im Jahresvergleich um 84% auf 7,68 Millionen zu, teilt das in Berlin ansässige Unternehmen mit. Der Umsatz in lokalen Währungen kam um zwei Drittel auf 1,56 Mrd. Euro voran. Die Zuwächse seien erreicht worden, obwohl die Vergleichszahlen „sehr gut“ gewesen seien, sagt CEO und Mitgründer Dominik Richter. Denn die Lockdowns hätten am stärksten das zweite Quartal 2020 betroffen. Restaurantschließungen und die verstärkte Arbeit im Homeoffice hatten die Verkäufe im vergangenen Jahr nach oben katapultiert.

Eine Stagnation zeigt dagegen der um Sondereinflüsse bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Dieser legte im zweiten Jahresviertel lediglich um knapp 3% auf 157,8 Mill. Euro zu. Damit brach die Marge von 15,8% im Vorjahreszeitraum auf 10,1% ein. Dahinter steckt vor allem die Ausweitung der Marketingausgaben. Im Vorjahresquartal hatte Hellofresh hier aufgrund der ohnehin sehr hohen Nachfrage und drohender Kapazitätsengpässe auf die Bremse getreten. Jetzt wurden die Marketingkosten um 155% auf 213,4 Mill. Euro hochgezogen. Zudem investiert das Unternehmen, das vor dem Aufstieg in den Dax 40 steht, verstärkt in neue Produktionskapazitäten. Unter dem Strich steht mit 83,8 Mill. Euro ein deutlich kleinerer Überschuss als im Zeitraum April bis Juni 2020 (116 Mill. Euro). Zu dem Rückgang trägt auch der von 14,6 Mill. auf 39,2 Mill. Euro erhöhte Steueraufwand bei.

Im Vergleich zum ersten Quartal stieg die Kundenzahl um 0,4 Millionen. Den Margenausblick für das Gesamtjahr hat Hellofresh unlängst auf 8,25 bis 10,25% des Umsatzes gesenkt (vgl. BZ vom 6. August). Die alte Prognose lag zwischen 10 und 12%. Begründet wird die Kürzung mit über der ursprünglichen Planung liegenden Fulfillment-Kosten und dem Ausbau der IT. Neue Fertigungsstätten seien anfangs unterausgelastet und weniger produktiv, da die neuen Mitarbeiter angelernt werden müssten, sagt Richter in der Telefonkonferenz. Zudem würden die Technologie- und Data-Teams um 1000 Mitarbeiter verstärkt. Derzeit arbeiten nach Angaben einer Konzernsprecherin 500 Beschäftigte in der IT. Die Aufstockung werde voraussichtlich bis Ende nächsten Jahres umgesetzt. Der Margenausblick für 2022 bleibe bei mehr als 10%, versichert Richter. Mittelfristig peilt er 10 Mrd. Euro Umsatz an.

Neue Standorte

Die 2021er Investitionsausgaben veranschlagt Hellofresh jetzt auf 200 Mill. bis 250 Mill. Euro. Auf der Hauptversammlung im Mai war ein Betrag von 185 Mill. Euro genannt worden. Hellofresh hat drei weitere Standorte in den USA, in Australien und Deutschland (bei Magdeburg) angekündigt. Auch in Großbritannien und weiteren Ländern seien neue Standorte geplant. Nach Norwegen will Hellofresh in diesem Jahr in einem weiteren europäischen Markt (Italien) und darüber hinaus in Japan an den Start gehen. An der Börse kamen die Ankündigungen gut an – die Aktie legte am Dienstag im Handelsverlauf 9% zu. Die DZBank zeigt sich überzeugt, dass der Trend zu mehr Homeoffice und der Mehrwert von Kochboxen wie Zeitersparnis und weniger Lebensmittelabfälle der Firma in die Karten spielen.

Für das dritte Quartal rechnet Hellofresh mit einem saisonal bedingten Knick. Es werde geprägt sein von der Urlaubssaison und davon, dass Menschen wieder häufiger außer Haus essen, meint Richter. Laut Finanzchef Christian Gärtner wird der Umsatz auf vergleichbarer Basis wohl zurückgehen. Abgeschwächt haben sich im zweiten Quartal einige Leistungsindikatoren. So gingen die Bestellungen je Kunde von 4,3 im Vorjahreszeitraum auf 4,0 zurück, und der durchschnittliche Orderwert sank währungsbereinigt von 53,70 auf 52,30 Euro. Die Kochboxen werden im Abo-Modell mit Rezepten und abgemessenen Zutaten an die Haustür des Bestellers geliefert.

Hellofresh
Konzernzahlen nach IFRS
6 Monate
in Mill. Euro20212020
Bestellungen (Mill.)6033
Umsatz29981671
Ebitda (bereinigt)317217
in % des Umsatzes10,613,0
Periodenergebnis185156
Operativer Cash-flow311281
Freier Cash-flow233243
Zahlungsmittel933612
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