Industriegase

Höhere Preise treiben Gewinn von Linde

Die besten Tage habe Linde noch vor sich, meint CEO Steve Angel. Er sagt das nicht zum ersten Mal, hat bisher aber immer recht behalten, wenn es um den Konzerngewinn geht. Auch 2022 soll dieser steigen.

Höhere Preise treiben Gewinn von Linde

jh München

Linde peilt für dieses Jahr einen neuen Rekordgewinn an. Chief Executive Officer (CEO) Steve Angel weist zwar auf die Unsicherheiten für die Weltwirtschaft hin, sagt aber: „Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir dank unseres in der Branche führenden Liefernetzwerks und unseres Auftragsbestands das Ergebnis je Aktie mit einer zweistelligen Rate steigern können.“ Angel ist noch bis Ende dieses Monats CEO und wechselt dann als Nachfolger von Wolfgang Reitzle auf den Vorsitz des Verwaltungsrats. Angels Nachfolger wird Chief Operating Officer Sanjiv Lamba, was seit Ende Oktober feststeht. Lamba sagte in einer Telefonkonferenz, er sei zuversichtlicher als je zuvor, dass 2022 ein weiteres Rekordjahr für Linde werde.

Angel wiederholte zur Veröffentlichung der Finanzzahlen für das vergangene Jahr seinen optimistischen Blick in die Zukunft: „Ich bin davon überzeugt, dass die besten Tage von Linde noch vor uns liegen.“ Für das gesamte Jahr 2022 stellt der Vorstand einen bereinigten Gewinn je Aktie von 11,55 bis 11,85 Dollar in Aussicht. Das wären 8 bis 11% mehr als im vergangenen Jahr. Dabei unterstellt der amerikanisch-deutsche Industriegase­konzern einen negativen Währungseffekt von 2% und in der Mitte der Prognosespanne eine stabile wirtschaftliche Entwicklung.

Prognose dreimal erhöht

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen dreimal seine Prognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie erhöht, zuletzt auf 10,52 bis 10,62 Dollar. Mit 10,69 Dollar wurde auch dieses Ziel übertroffen, der Vorjahreswert um knapp 30% (siehe Tabelle).

Bilanzierungseffekte des im Herbst 2018 vollzogenen Zu­sammenschlusses der Linde AG mit Praxair und Kosten für Effizienzprogramme sind in den bereinigten Ergebniszahlen nicht enthalten. Zusammen betrugen diese im vergangenen Jahr 2,19 (2,48) Mrd. Dollar. Werden diese Beträge berücksichtigt, ergibt sich ein operatives Ergebnis von 4,98 (i.V. 3,32) Mrd. Dollar.

Der Kurs der in Frankfurt und New York gelisteten Aktie der Linde plc stieg am Donnerstag im Xetra-Handel um 3,0% auf 272,50 Euro. Damit hat er einen Teil des Verlusts seit Beginn dieses Jahres wettgemacht, liegt aber noch rund 10% darunter. Im Markt war zu hören, die hohen Energiepreise und die Frage, ob diese an die Kunden weitergegeben werden könnten, hätten in den vergangenen Wochen die Aktionäre be­sorgt. Mit den Zahlen entkräftete Linde diese Bedenken. Finanzvorstand Matt White berichtete, zum Umsatzwachstum im vergangenen Jahr habe die Weitergabe von Kosten an die Kunden 6 Prozentpunkte beigetragen. Das spiegle die höheren Energiepreise wider und sei der höchste Wert seit einer Dekade gewesen. „Das zeigt die Stärke unserer Verträge“, fügte White hinzu.

Zudem hat Linde als Weltmarktführer in einer Branche mit nur drei globalen Anbietern – die anderen beiden sind Air Liquide und Air Products – eine mächtige Position, um Preise zu setzen. Zum Umsatzwachstum von 11% im vergangenen Jahr – auf vergleichbarer Basis – trugen Preiserhöhungen 3 Prozentpunkte bei, eine höhere Absatzmenge 8 Punkte. Am höchsten fiel der Preisanstieg mit 6% im vierten Quartal in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) aus. Im umsatzstärksten Gebiet Amerika waren es wie in der Region Asien/Pazifik 3%.

Großauftrag von Gazprom

Mit einer operativen Marge von 26,7% blieb Amerika im Schlussabschnitt die profitabelste Region. Asien/Pazifik erzielte 23,9%, EMEA 23,1%. Der von der Linde AG eingebrachte Anlagenbau steigerte im vierten Quartal die Marge auf 15,9 (13,2)%. Über einen Konjunkturzyklus strebt Linde hier etwa 15% an, die Linde AG hatte in guten Phasen 10% erzielt.

Zu dem bis Ende des vergangenen Jahres auf 13 Mrd. Dollar gestie­genen Auftragsbestands des Konzerns trägt der Anlagenbau 9,58 (4,67) Mrd. Dollar bei. Entscheidend dafür war ein Auftragseingang von 6,6 Mrd. Dollar im dritten Quartal. Grund ist ein Rekordauftrag vom russischen Erdgaskonzern Gazprom, für den Linde eine Gasverarbeitungsanlage und eine Anlage für Flüssiggas bauen wird. Im vierten Quartal normalisierte sich der Auftragseingang des Anlagenbaus auf 799 Mill. Dollar, blieb aber noch deutlich über den 355 Mill. Dollar im Schlussabschnitt des Vorjahres. Der Umsatz betrug im gesamten Jahr 2,87 Mrd. Dollar.

Wertberichtigt Seite 8

Linde
Konzernzahlen nach US-GAAP*
in Mill. Dollar20212020
Umsatz3079327243
Operativer Gewinn71765797
 Marge (%)23,321,3
Nettoergebnis55794371
Erg. je Aktie (Dollar)10,698,23
Operativer Cashflow97257429
Investitionen (Capex)30863400
Nettoschulden1132312276
*) bereinigt, fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung
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