Kaufangebot gescheitert

Immofinanz gibt Übernahme von S Immo auf

Die geplante Immobilienfusion in Österreich ist vom Tisch. Immofinanz verzichtet auf den Erwerb des kleineren Konkurrenten S Immo, da das Höchststimmrecht bestehen bleibt.

Immofinanz gibt Übernahme von S Immo auf

hek Frankfurt

Der Gewerbeimmobilienkonzern Immofinanz gibt im Ringen um eine Übernahme des Wettbewerbers S Immo klein bei. Nachdem die Forderung, die Stimmrechtsbeschränkung abzuschaffen, auf der außerordentlichen S-Immo-Hauptversammlung nicht die erforderliche Kapitalmehrheit von 75% fand, lässt Immofinanz die Finger von dem geplanten Erwerb. Der Wegfall des Höchststimmrechts war Voraussetzung für die Umsetzung der Offerte. Die Wiener hätten das Übernahmeangebot anpassen können, verzichten aber darauf.

„Immofinanz hat entschieden, dass das Übernahmeangebot nicht abgeändert wird und damit entfällt“, gab das Unternehmen am Montag bekannt. Mit ihrem Votum hätten sich die S-Immo-Aktionäre auch gegen die Zusammenführung beider Unternehmen zu einem starken österreichischen Player europäischen Formats entschieden.

Damit scheitert abermals ein Versuch, eine Konsolidierung unter den börsennotierten Gewerbeimmobilienkonzernen der Alpenrepublik auf den Weg zu bringen. Seit Jahren wird um eine Fusion führender Unternehmen gerungen, zu denen neben Immofinanz und S Immo auch die auf Büroimmobilien fokussierte CA Immo gehört. Durch diverse Kapitalverflechtungen waren oder sind die Unternehmen miteinander verknüpft. Auch über gemeinsame Aktionäre gibt es Verbindungen. So ist vor wenigen Monaten die in Luxemburg ansässige Aggregate Holdings, hinter der der Österreicher Günther Walcher steht, sowohl bei Immofinanz als auch bei S Immo eingestiegen.

Die diversen Fusionsanläufe sind an unterschiedlichen Bewertungsvorstellungen, Finanzkrisen und anderen Hürden gescheitert. Der vorletzte Anlauf für einen Zusammenschluss von Immofinanz und S Immo wurde im November 2019 abgebrochen. Damals verhandelten die Beteiligten über eine Fusion auf Basis des Nettovermögenswerts, was S Immo ablehnte. Zuvor hatten sich bereits Fusionspläne zwischen Immofinanz und CA Immo zerschlagen. Daraufhin verkauften die beiden Unternehmen ihre wechselseitige Beteiligung – das CA-Immo-Paket von Immofinanz ging 2018 für 758 Mill. Euro an den US-Investor Starwood.

75-Prozent-Hürde verfehlt

Auf der S-Immo-Hauptversammlung stimmten zwar 60,7% des anwesenden Aktionärskapitals für den Wegfall der Stimmrechtsbegrenzung. Notwendig waren aber 75% (vgl. BZ vom 24. Juni). Eine Analyse des Stimmverhaltens ergibt nach Angaben von Immofinanz, dass drei große Aktionäre, nämlich Aggregate, Eurovea/Evax von Peter Korbacka und Erste Asset Management mit zusammen 28% Stimmgewicht, gegen die Aufhebung votiert hätten. Die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis sowie etliche institutionelle Investoren unterstützten dagegen eine Satzungsänderung.

An der Wiener Börse gaben die S-Immo-Aktien am Montag um 2,6% nach. Die Papiere gingen mit 20,70 Euro aus dem Handel, was deutlich unter dem Übernahmegebot von 22,25 Euro je Aktie liegt. „Die Abstimmung bot die Möglichkeit, … aus S Immo und Immofinanz einen großen österreichischen Player zu formen, der in Europas Top-Liga mitspielt“, sagt Immofinanz-CFO Stefan Schönauer. Da Aktionäre der S Immo dagegen entschieden hätten, „ist unser Angebot nicht mehr gültig“. Für das Übernahmeangebot hätte Immofinanz bis zu 1,14 Mrd. Euro in die Hand nehmen müssen.

Interessant wird jetzt sein, was aus der Kapitalverflechtung wird. Immofinanz hält 26,5% an S Immo, während S Immo wiederum mit 10,9% bei Immofinanz an Bord ist. Bei Immofinanz heißt es auf Anfrage, man gebe kein Statement zu diesem Punkt. Es bestehe kein Zeitdruck, da S Immo eine attraktive Dividende zahle und Immofinanz über ausreichend Cash verfüge. S-Immo-Vorstandschef Bruno Ettenauer hat dagegen unlängst angekündigt, bei einem Scheitern der Übernahme das Immofinanz-Paket und auch die Beteiligung an CA Immo (5,6%) zu veräußern. „Wenn es nach verschiedenen Versuchen keine Lösung gegeben hat, dann muss man sich wieder entkoppeln“, sagte Ettenauer mit Blick auf die gescheiterten Fusionsanläufe. Die Erlöse will der Firmenchef in das Kerngeschäft investieren.

Ettenauer hatte vehement gegen den gebotenen Übernahmepreis von 22,25 Euro getrommelt. Dieser sei zu niedrig und spiegele den Unternehmenswert nicht wider. Der Preis liegt unter dem Nettovermögenswert je Aktie von 24,32 Euro Ende 2020. Immofinanz wiederum betonte, dass die Offerte eine Prämie von 40,3% auf den vorangegangenen Sechs-Monats-Durchschnittskurs biete.