Halbleiterkonzern

Intel bläst Übernahme von Tower Semiconductor ab

Rückschlag für Intel-Chef Pat Gelsinger, der die Übernahme der israelischen Tower Semiconductor zur Chefsache erklärt hatte: Der Deal ist geplatzt, weil China nicht zustimmt. Für den US-Konzern wird nun eine Break-up Fee über 353 Mill. Dollar fällig.

Intel bläst Übernahme von Tower Semiconductor ab

Intel bläst Milliarden-Deal ab

Übernahme von Tower Semiconductor scheitert am Widerstand Chinas – Break-up-Fee von 353 Mill. Dollar

Rückschlag für Intel-Chef Pat Gelsinger, der die Übernahme der israelischen Tower Semiconductor zur Chefsache erklärt hatte: Der Deal ist geplatzt, weil China nicht zustimmt. Für den US-Konzern wird nun eine Break-up Fee über 353 Mill. Dollar fällig. Es ist nicht die erste Transaktion, die durch politische Spannungen zwischen den USA und China scheitert.

hei Frankfurt

Der Halbleiterriese Intel gibt die geplante Übernahme des israelischen Konkurrenten Tower Semiconductor auf, weil es nicht gelingt, die notwendigen behördlichen Genehmigungen einzuholen. China ist offenbar nicht bereit, den 5,4 Mrd. Dollar schweren Deal durchzuwinken. Der US-Konzern muss nun eine Break-up Fee von 353 Mill. Dollar an das israelische Unternehmen zahlen.

Die Börse zeigte sich verschnupft. Die Intel-Aktie verlor im frühen Geschäft gegenüber Vortag rund 1,8%. Investoren dürften allerdings ein Scheitern der im Februar 2022 angekündigten Übernahme bereits eingepreist haben, seit im Juni bekannt geworden war, dass Intel in Israel eine eigene Fabrik für insgesamt 25 Mrd. Dollar errichten will.

Break-up Fee höher als üblich

Die Break-up Fee, die Intel an Tower Semiconductor zahlt, fällt etwas höher aus als üblich. Sie liege heute "üblicherweise zwischen 1 und 5% des Transaktionsvolumens", kann aber prinzipiell frei vereinbart werden, wie Horst Grätz, Anwalt bei Rödl und Partner, der Börsen-Zeitung sagt. In dieser Transaktion wurde eine Strafgebühr von 6,5% vereinbart. Sie sei möglicherweise deshalb höher ausgefallen, "weil die Parteien von vornherein die Komplexität der Transaktion besser einschätzen konnten", vermutet der Jurist. Schließlich rücke als Risikofaktor "der aufgrund der weltpolitischen Lage entstehende Protektionismus stärker in den Vordergrund".

Konzernchef Pat Gelsinger hatte zuletzt noch versucht, das Blatt zu wenden, indem er selbst zu Gesprächen nach China reiste. Allerdings haben sich die Spannungen zwischen dem Reich der Mitte und den USA zuletzt verschärft, nachdem US-Präsident Joe Biden per Dekret bestimmte amerikanische Investitionen in „sensible“ Technologien in China verbieten ließ. Um weiteren Restriktionen zuvorzukommen, hatten chinesische Firmen vor kurzem milliardenschwere Aufträge an den US-Chiphersteller Nvidia für moderne Hochleistungshalbleiter erteilt.

China kontert mit Exportkontrollen

Das Land, dem die USA insbesondere den Zugang zu modernster Chiptechnologie für hochleistungsfähige Prozessoren verwehren wollen, reagiert darüber hinaus seinerseits mit regulatorischen und handelspolitischen Instrumenten, um den Amerikanern Paroli zu bieten. Unter anderem kontert China mit Exportkontrollen für wichtige Rohstoffe. Übernahmen im Technologiesektor stehen allerdings besonders auf dem Radar der Behörden, weil damit eine strategische Stärkung der Gegenseite verhindert werden kann.

Der Intel-Deal ist daher nicht die erste gescheiterte Übernahme in diesem Zusammenhang. Im vergangenen Jahr hatte die luxemburgische DuPont De Nemours den 5,2 Mrd. Dollar teuren Kauf des Elektronikmaterialherstellers Rogers absagen müssen, ebenfalls aufgrund des Widerstands aus China.

Intel wollte Kapazitäten aufstocken

Intel wollte mit der Übernahme in Israel die eigenen Fertigungskapazitäten deutlich aufstocken, um dem weltgrößten Chipauftragsfertiger TSMC aus Taiwan mehr entgegenzusetzen. Die Taiwanesen haben vor kurzem den Bau einer Chipfabrik in Dresden in Kooperation mit Bosch, Infineon und NXP angekündigt. Intel baut ebenfalls ein neues Werk in Deutschland. Beide Unternehmen erhalten milliardenschwere Subventionen durch die Bundesregierung.

Der US-Halbleiterkonzern wollte mit der Übernahme von Tower Semiconductor insbesondere in der Produktion von Microchips expandieren und seine sogenannte IDM-2.0-Strategie vorantreiben. Tower Semiconductor ist seit knapp 30 Jahren im Geschäft und produziert in Israel, Japan und den USA analoge Halbleiter-Chips, die unter anderem in Autos und Medizintechnik verbaut werden.

Israel, das über eine vitale Start-up-Szene verfügt, gehört auf vielen Ebenen zu den weltweit innovativsten Technologie-Hotspots. Für Intel war Tower Semiconductor die geplante sechste Akquisition einer israelischen Hightech-Firma in fünf Jahren. Der Kauf von Mobileye, einem Spezialisten für autonomes Fahren, war 2017 mit 15 Mrd. Dollar die teuerste Firmenübernahme in der israelischen Wirtschaftsgeschichte.