Webhosting

Ionos hält am Kurs auf die Börse fest

Die schnell wachsende Webhosting-Firma Ionos hält unverdrossen an ihren Plänen für einen Börsengang im kommenden Jahr fest. Beim Kapitalmarkttag in London kündigt die United-Internet-Tochter für 2022 rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz an. Die operative Marge soll auch künftig bei üppigen 30 % vom Umsatz liegen.

Ionos hält am Kurs auf die Börse fest

cru Frankfurt

Der Internet- und Mobilfunkanbieter United Internet rechnet für seine Webhosting-Tochter Ionos in den nächsten Jahren mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 10 %. Das Tochterunternehmen, das trotz des schwierigen IPO-Umfelds am Kurs auf die Börse festhalten soll, werde 2022 den Umsatz, der 2021 bei 1,1 Mrd. Euro lag, um 15 bis 18 % – also auf rund 1,3 Mrd. Euro – steigern, teilte die im MDax enthaltene United Internet aus Montabaur am Dienstag in London bei einem Kapitalmarkttag für Ionos mit. Dabei soll das Cloud-Geschäft, das bisher 10 % ausmacht, laut CEO Achim Weiss und CFO Britta Schmidt extra schnell wachsen.

United Internet spricht für Ionos im Jahr 2022 von einer „hohen Profitabilität“. Im vergangenen Jahr waren vor Zinsen, Steuern und Abschreibung sowie um Sondereffekte bereinigt 32 % bzw. 355 Mill. Euro von den 1,1 Mrd. Euro Umsatz als operativer Gewinn hängen geblieben. Mittelfristig soll das Unternehmen eine bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von 30 % erzielen. Das Unternehmen habe sich seine Finanzierung durch langfristige Intercompany-Kredite von United Internet gesichert.

Ionos bietet vor allem kleineren Unternehmen Unterstützung bei der Digitalisierung an und sieht sich als europäischer Marktführer bei Dienstleistungen zum Betrieb von Websites. Die Anzahl der Kunden in 18 Ländern Europas und Nordamerikas beziffert die Firma auf sechs Millionen. Den Anteil vom Umsatz, der auf der Basis von Abonnements regelmäßig wiederkehrt, beziffert Ionos auf 90 %.

„Digitaler Nachzügler Europa“

Ralph Dommermuth, Gründer und CEO von United Internet sowie Aufsichtsratschef von Ionos, hatte im Oktober erklärt: „Europa, das im Vergleich zu den USA traditionell ein digitaler Nachzügler ist, erlebt jetzt eine Beschleunigung, und die europäischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) müssen dringend aufholen. Die mehr als 58 Millionen KMU in Europa geben heute nur 10 bis 20 Euro pro Monat für ihre Online-Präsenz aus und 300 bis 500 Euro pro Monat für Cloud-Produkte.“ Mit der Online-Präsenz verdient Ionos 90 % vom Umsatz, die restlichen 10 % entfallen auf Cloud-Produkte.

United Internet, die gut 75 % an Ionos hält, will die Firma in der ersten Hälfte des Jahres 2023 an die Börse bringen. Der Internetkonzern hat bereits eine Reihe von Banken ausgewählt, darunter J.P. Morgan, die Deutsche Bank, Berenberg und BNP Paribas als globale Koordinatoren. An Ionos ist seit 2016 auch der Finanzinvestor Warburg Pincus mit inzwischen noch 24,9 % beteiligt. Dessen Deutschlandmanager, Ex-Telekomchef Rene Obermann, dringt dem Vernehmen nach auf den Ausstieg.

Früheren Angaben zufolge erwarten die begleitenden Banken für Ionos einen Börsenwert von bis zu 4 Mrd. Euro. Allerdings ist der Kurs des französischen Konkurrenten OVH Cloud, der vor zwei Jahren an die Börse ging, seither von 18,50 auf 16 Euro gefallen – bei einer Marktkapitalisierung von jetzt 3 Mrd. Euro.

Zu United Internet gehört auch der Telekommunikationsanbieter 1&1, der gerade sein 5G-Netz aufbaut und damit zum vierten Mobilfunkanbieter mit eigenem Netz in Deutschland werden will.