Vespa & Co.

Italiens Zweiradmarken beschleunigen

Die Vespa ist in diesem Jahr 75 geworden. Sie erlebt gerade einen neuen Frühling: Mehr als 200000 Vespas werden seit 2018 jährlich verkauft, insgesamt waren es seit 1946 mehr als 19 Millionen.

Italiens Zweiradmarken beschleunigen

bl Mailand

Die Vespa ist in diesem Jahr 75 geworden. Sie erlebt gerade einen neuen Frühling: Mehr als 200000 Vespas werden seit 2018 jährlich verkauft, insgesamt waren es seit 1946 mehr als 19 Millionen.

Die Coronakrise hat die Verkäufe beflügelt. Bei Scootern ist die börsennotierte Muttergesellschaft Piaggio vor allem dank der Vespa in Europa mit einem Marktanteil von 24% und in den USA (28,2%) Marktführer.

Der Zweiradmarkt boomt – nicht nur in Italien. Piaggio, die Audi-Tochter Ducati und MV Agusta verkaufen seit dem Ende der Coronakrise mehr. Viele Menschen steigen auf das Fahrrad oder ein motorisiertes Zweirad um, weil sie nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen. Die Hersteller reagieren mit neuen Angeboten und umweltfreundlichen Antrieben.

Die in Pontedera bei Pisa sowie in Vietnam und Indien gefertigte Vespa ist Hauptumsatzbringer des 1884 gegründeten Piaggio-Konzerns, der auch die dreirädrige Transport-„Biene“ Ape und die Piaggio-Kleintransporter produziert.

Vor allem dank der Zweiradsparte hat Piaggio im ersten Quartal 2021 Rekordergebnisse vorgelegt: Der Umsatz stieg um 23,5% auf 385 Mill. Euro, die Zweiradverkäufe wuchsen um 35% auf 103200 Stück, und der Nettogewinn verdreifachte sich auf 11,1 Mill. Euro. Das seit 2006 börsennotierte Unternehmen, das mehrheitlich von der Familie Colaninno kontrolliert und von Roberto Colaninno geführt wird, investiert 10% vom Umsatz in Forschung. Mit KTM, Honda und Yamaha ist eine Vereinbarung zur Entwicklung austauschbarer Batterien getroffen worden.

Weitere Piaggio-Marken sind Scarabeo, Gilera, Derbi, Moto Guzzi und Aprilia. Aprilia, 1945 in Noale bei Venedig gegründet, ist seit 2004 Teil von Piaggio und hat 54 Weltmeisterschaftstitel eingeheimst. Die Verkäufe haben sich im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.

Moto Guzzi, vor hundert Jahren in Genua gegründet, gehört ebenfalls seit 2004 zu Piaggio. Der Motorradhersteller steht für grandiose Maschinen, Geschwindigkeitsrekorde und Weltmeistertitel – und ist Ausrüster von Polizei und Armee. Nach vielen Krisen werden so viele Maschinen verkauft wie nie zuvor.

MV Agusta aus Schiranna bei Varese wurde gerade 75. Gegründet von Graf Giovanni Agusta, war die Motorradsparte ursprünglich eine Tochter der Flugzeugfirma, deren Namen im Hubschrauber- und Kleinflugzeugbauer Agusta Westland (Leonardo-Gruppe) enthalten ist. MV Agusta errang 37 Weltmeistertitel. Nach schwierigen Jahren und einem zwischenzeitlichen Einstieg von Daimler ist das Unternehmen heute russisch. Die Familie Sardarow hat gerade eine Kapitalerhöhung von 30 Mill. Euro zur Finanzierung des weiteren Wachstums vorgenommen und seit 2019 rund 150 Mill. Euro investiert. 2021 sollen erstmals mehr als 100 Mill. Euro erlöst werden, innerhalb von drei Jahren das Dreifache – auch mit Elektroversionen.

Ducati aus Bologna wurde 1945 von Antonio Ducati gegründet und 2012 von Audi übernommen. Die Verkäufe sind im ersten Quartal 2021 um 33% auf 12800 Motorräder gestiegen, der Auftragsbestand um 93%. Es fehlen Rohstoffe und Komponenten, weshalb teils kurzgearbeitet wurde. CEO Claudio Domenicali will auch mit Hilfe des technischen Know-hows von Audi und des VW-Vertriebsnetzes expandieren und Ducati als Premium-Marke präsentieren – auch mit Elektroantrieben.