Fußball

Katar bietet für Manchester United

Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani, Jim Ratcliffe und Paul Singer liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen um den britischen Club. Die US-Milliardärsfamilie Glazer hatte ihn im November ins Schaufenster gestellt.

Katar bietet für Manchester United

Katar wird schon seit einiger Zeit Interesse an Manchester United (ManU) nachgesagt. Nun ist es offiziell: Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani hat ein Angebot für 100 % an der Gesellschaft abgegeben. Auch Jim Ratcliffe, der reichste Mann Großbritanniens, würde den Club gerne erwerben. Zudem soll ein Finanzierungsangebot von El­liott, dem Hedgefonds von Paul Singer, eingegangen sein. Bis vergangenen Freitag, 22 Uhr, nahm die von der US-Milliardärsfamilie Glazer mit der Käufersuche beauftragte US-Investmentboutique Raine Group Offerten entgegen.

Wenn es um die Summe geht, die nötig wäre, um die Glazers zur Trennung von ManU zu bewegen, war in Medienberichten von 5 bis 9 Mrd. Pfund die Rede. Zuletzt wurde das untere Ende dieser Spanne häufiger genannt. Der bislang höchste Preis, der für einen Sportclub gezahlt wurde, waren 4,65 Mrd. Dollar für das NFL-Team Denver Broncos. Den Glazers gehört auch der US-Football-Club Tampa Bay Buccaneers. Joel Glazer war vor zwei Jahren an den Bestrebungen zum Aufbau einer European Super League maßgeblich beteiligt, die erhebliche Proteste der Fans der beteiligten Clubs auslösten. „Sie interessieren sich nicht für den Club“, hatte der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo den US-Eigentümern vorgeworfen und den Club verlassen. ManU hat die Premier League seit 2013 nicht mehr gewonnen.

Schon als der mittlerweile verstorbene Malcolm Glazer den Club 2005 für 790 Mill. Pfund von J.P. McManus und John Magnier übernahm und ihm mehr als 500 Mill. Pfund Schulden aufbürdete, reagierten die Fans empört. „Love United, Hate Glazer“ entwickelte sich zu einem beliebten Slogan. Die Glazers brachten 2012 eine Minderheitsbeteiligung an die Börse, verfügen aber mit Hilfe einer dualen Aktienstruktur über die völlige Kontrolle der Gesellschaft.

Scheich Jassim ist Chairman der Qatar Islamic Bank (QIB) und Fan des Clubs. Mit dem Angebot wolle man ManU wieder zur alten Größe zurückführen und die Fans ins Zen­trum rücken, teilten die Kataris mit. Es werde ohne Schulden durch Scheich Jassims Ninety Two Foundation finanziert. Sie wolle auch in die Teams, das Trainingszentrum, das renovierungsbedürftige Old-Trafford-Stadion und die breitere Infrastruktur investieren. „Die Vision für das Angebot ist, dass der Manchester United Football Club für Exzellenz im Fußball berühmt und als großartigester Fußballclub der Welt betrachtet wird“, verlautbarte das Konsortium.

Scheich Jassim ist der dritte Sohn eines ehemaligen Premierministers aus der Herrscherfamilie des Emirats, in dem vergangenes Jahr die Fußball-WM stattfand. Paris Saint-Germain gehört bereits der Qatar Sports Authority (QSA). Ihr Chairman Nasser Al-Khelaifi ist der Präsident des französischen Clubs. QSA gehört dem Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA), der auch größter Anteilseigner der QIB ist. Scheich Jassims Vater, Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani, war auch einmal Chairman der QIA. Vielleicht hätte der Fußballverband Uefa Bedenken angemeldet, wenn der katarische Staat direkt für ManU geboten hätte. Doch auf diese Weise dürfte sich kaum Widerstand regen.

Ratcliffe hat einen anderen Hintergrund als Scheich Jassim. Er wuchs in einem Sozialwohnungsblock zwischen Manchester und Oldham auf. Sein erster Arbeitgeber entließ ihn nach drei Tagen. Das Chemieunternehmen Ineos gründete er im Alter von 45 Jahren. In Anlehnung an die US-Fernsehserie „Dallas“ ist der Selfmade-Milliardär auch unter dem Kürzel JR bekannt. Ihm gehören bereits zwei Fußballclubs: OGC Nice und FC Lausanne-Sport. Unklar ist, ob er sie verkaufen müsste, sollte er den Zuschlag für ManU erhalten.