Pandemie-Vorsorge

Koalition sichert heimische Impfstoffproduktion ab

Mit „Pandemiebereitschaftsverträgen“ will der Bund geeignete Impfstoffhersteller dazu verpflichten, für künftige Pandemiefälle Produktionskapazitäten in Deutschland bereitzuhalten. Nach den Plänen von Gesundheitsminister Jens Spahn soll so dafür gesorgt werden, dass im Ernstfall eine Kapazität von 600 bis 700 Millionen Impfstoffen bereitsteht.

Koalition sichert heimische Impfstoffproduktion ab

sp/swa Berlin/Frankfurt

Die Bundesregierung will im Falle künftiger Pandemien eine Versorgung mit Impfstoffen in Deutschland sicherstellen. Jetzt aufgebaute Kapazitäten sollten mittelfristig abgesichert werden und der Aufbau weiterer Kapazitäten solle ermöglicht werden, heißt es in einer Vorlage für das Kabinett. Dazu will der Bund „Pandemiebereitschaftsverträge“ an geeignete Unternehmen vergeben. In diesen Verträgen sollen sich die Firmen gegen Zahlung einer jährlichen Vergütung verpflichten, eine Produktionskapazität aufzubauen beziehungsweise bereitzustellen und entsprechend vorzuhalten. Im Falle der Aktivierung sollen die Kapazitäten innerhalb von drei Monaten hochgefahren werden können. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte nach Agenturangaben, der Bund wolle dafür sorgen, dass für künftige Pandemiefälle eine Kapazität von 600 bis 700 Millionen Impfdosen bereitstehe.

In der Vorlage wird davon ausgegangen, dass eine Produktionskapazität von jährlich etwa 2 Milliarden Impfdosen innerhalb der EU abgesichert werden sollte. Damit könnte die europäische Bevölkerung zweimal geimpft werden und gegebenenfalls ein erheblicher Beitrag für die Versorgung der Welt mit Impfstoffen geleistet werden.

Die Bundesregierung hatte die Taskforce Impfstoffproduktion unter anderem damit beauftragt, von 2022 an eine sichere Versorgung in Deutschland mit Impfstoffen über eigene Produktionskapazitäten ge­währleisten zu können und dafür die industrielle Basis in Deutschland für die Impfstoffproduktion – insbesondere auch mit neuartiger Technologie wie mRNA – zu vergrößern und langfristig zu sichern.

Lonza baut in Holland aus

Aktuell arbeiten die Covid-Impfstoffhersteller an einem Kapazitätsaufbau in Europa. Für den US-Biotechkonzern Moderna wird künftig der Schweizer Auftragshersteller Lonza noch mehr Wirkstoff für den Corona-Impfstoff produzieren. Lonza werde in ihrem Werk im niederländischen Geleen eine neue Produktionslinie für die aktive Substanz des Moderna-Vakzins bauen, teilten die beiden Unternehmen mit. Die Anlage, die Ende 2021 anlaufen soll, ist auf ein Wirkstoffvolumen ausgelegt, um jährlich bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen herzustellen. Lonza produziert für Moderna bereits am Schweizer Standort Visp und in Portsmouth in den USA.

Die Moderna-Wettbewerber Biontech und Pfizer sind dabei, im Pfizer-Werk im belgischen Puurs die Produktion von Covid-Impfstoff weiter hochzufahren. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht gegeben.