Kurznachrichtendienst

Kostendruck führt wohl zu neuen Entlassungen bei Twitter

Der Sparzwang bei Twitter führt wohl zu neuen großflächigen Entlassungen. Die einst 7500 Köpfe zählende Belegschaft schrumpft laut Insidern auf unter 2000 Mitarbeiter.

Kostendruck führt wohl zu neuen Entlassungen bei Twitter

xaw New York

Die Massenentlassungen beim Kurznachrichtendienst Twitter gehen weiter. Laut Insidern hat das Unternehmen am Samstag mindestens 200 Mitarbeitern gekündigt. Betroffen sein sollen Produktmanager, Datenforscher und Techniker, die an lernfähigen Algorithmen sowie der Zuverlässigkeit der Social-Media-Plattform arbeiten. Das Team, das für die Monetarisierung der Twitter-Dienste zuständig ist, soll von 30 auf 8 Köpfe geschrumpft sein.

Kampf um Einsparungen

Seit seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes im Oktober hat Milliardär Elon Musk die Belegschaft im Bemühen um Einsparungen massiv verringert. War sie zwischen 2013 und dem dritten Quartal 2022 von etwas über 2700 auf mehr als 7500 Mitarbeiter gewachsen, sind nach den jüngsten Kürzungen wohl weniger als 2000 verblieben. Nach einem großen Schnitt hatte Musk in einem internen Meeting Ende November noch mitgeteilt, keine weiteren Kündigungen zu planen.

Die vorherigen Entlassungen seien nötig gewesen, da Twitter zu diesem Zeitpunkt 4 Mill. Dollar pro Tag verloren habe. Das Social-Media-Netzwerk kämpft vor allem mit eingebrochenen Anzeigeneinnahmen, da sich viele zahlungskräftige Werbekunden in Reaktion auf das eingetrübte Konjunkturumfeld und kontroverse Äußerungen Musks von der Plattform zurückgezogen haben. Twitter kämpft seither um ihre Rückkehr, aber wohl mit verhaltenem Erfolg.

Genaue Finanzkennzahlen des Unternehmens liegen seit dem Delisting im Zuge der Übernahme nicht mehr vor. Musk stellte für 2023 aber Erlöse von 3 Mrd. Dollar in Aussicht – 2021 hatte der Umsatz noch bei 5,1 Mrd. Dollar gelegen. Ohne die radikalen Personalkürzungen sei Twitter auf einen negativen Cashflow von 3 Mrd. Dollar zugesteuert. Inzwischen sei das Unternehmen aber wieder auf dem Weg, Liquiditätszuflüsse zu erreichen, twitterte Musk im laufenden Monat.

Die Entlassungen beim Kurznachrichtendienst stellen die extremste Ausprägung der aktuellen Kündigungswelle im US-amerikanischen Tech- und Internetsektor dar. Auch bei Branchenriesen wie der Google-Mutter Alphabet, Amazon, Microsoft oder der Facebook-Holding Meta Platforms verlieren tausende Mitarbeiter infolge des schwierigen konjunkturellen Umfelds und hoher Zinsen ihre Jobs. Gerade in Bezug auf Social Media besteht nun die Sorge, dass der Kampf gegen die Verbreitung von Falschinformationen in ihren Plattformen infolge der Personalkürzungen an Schlagkraft verliert.

Bei Twitter sind wohl auch mehrere Gründer von Start-ups betroffen, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren zugekauft hatte. Diese sollen sich im Zuge der Übernahmen bedeutende Vergütungspakete gesichert haben, entsprechend teuer dürfte es laut Insidern für Twitter werden, die entsprechenden Mitarbeiter abzufinden.

Kommunikation erschwert

In der vergangenen Woche erschwerte Twitter laut Berichten der „New York Times“ zudem die Kommunikation innerhalb der Belegschaft. So seien die Unternehmenskanäle auf dem intern genutzten Messaging-Dienst Slack offline gegangen. Zudem hätten am Samstag mehrere Mitarbeiter festgestellt, dass sie aus ihren Firmen-E-Mail-Accounts und -Laptops ausgeloggt worden seien. Auch auf einen mit ihren Mailkonten verbundenen Google-Chatservice hätten die verbleibenden Beschäftigten seit Samstagabend keinen Zugriff mehr.