Leonardo setzt auf Allianzen

Europa im Visier

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo setzt auf Allianzen mit europäischen Partnern. CEO Roberto Cingolani sieht die Perspektiven seines Unternehmens auch wegen der steigenden Nachfrage nach Rüstungsgütern positiv.

Europa im Visier

Europa im Visier

Leonardo setzt auf Allianzen

CEO Roberto Cingolani sieht gute Perspektiven und will mehr ausschütten

bl Rom

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo setzt angesichts steigender Rüstungsausgaben mehr denn je auf europäische Projekte etwa in den Bereichen Panzerbau, Marine und Raumfahrt. CEO Roberto Cingolani möchte, dass das Unternehmen bei allen wesentlichen Projekten in Europa dabei ist.

Bei der Entwicklung sollen auch die Aktionäre nicht zu kurz kommen: Trotz eines Gewinnrückgangs um 25,4% auf 695 Mill. Euro sollen die Aktionäre für 2023 mit 0,28 Euro je Papier eine doppelt so hohe Dividende erhalten wie im Vorjahr. Cingolani kündigte beim Investor Day in Rom an, die Ausschüttung in den nächsten Jahren weiter anheben zu wollen. Er schloss auch Aktienrückkaufprogramme nicht aus.

Cingolani hält angesichts der geopolitischen Situation eine wesentlich stärkere europäische Zusammenarbeit in dem Sektor für dringend geboten. Außer in der Raumfahrtsparte, wo die Italiener mit der französischen Thales zusammenarbeiten, gilt das etwa auch im Marinebereich, wo es Gespräche mit Fincantieri gibt. Im terrestrischen Sektor strebt Leonardo eine Allianz mit dem deutsch-französischen Panzerbauer KNDS an. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde Ende 2023 veröffentlicht. Doch Cingolani zeigte sich zurückhaltend über den Stand der aktuellen Diskussion hinsichtlich einer Beteiligung oder einer konkreten Vereinbarung. Derzeit gebe es keinen neuen Stand. Er beklagte kartellrechtliche Hindernisse, aber auch kulturelle Differenzen und lange Prozesse.  

Für Cingolani liegt der Schlüssel der Entwicklung außer in Allianzen in der rasch voranschreitenden Digitalisierung. Daraus entstehende Effizienzgewinne und Rationalisierungsmaßnahmen sollen wie ein Booster wirken. Der CEO will bis 2028 etwa 1,8 Mrd. Euro einsparen. Die bisher überwiegend autonom arbeitenden Geschäftsbereiche Rüstungselektronik, Hubschrauber, Flugzeugbau, Aerostrukturen und die neue Division Raumfahrt sollen künftig viel stärker transversal zusammenarbeiten. Von zentraler Bedeutung sei auch eine stärkere Cyber Security.

Cingolani spricht sich für ein gemeinsames europäisches Rüstungsprogramm nach dem Muster des europäischen Wiederaufbauprogramms Next Generation aus. Das könnte die Bildung einer multinationalen europäischen Rüstungsindustrie deutlich voranbringen.

Schulden reduzieren

Für Leonardo peilt er bis 2028 einen von Effizienzgewinnen sowie organischem und anorganischem Wachstum getriebenen Anstieg der Erlöse von 15,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 21,3 Mrd. Euro an. Der Bestelleingang soll in diesem Zeitraum von 19,5 auf 22,6 Mrd. Euro wachsen und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,44 Mrd. Euro auf 2,5 Mrd. Euro steigen. Der Cashflow soll sich verdoppeln und zur Reduzierung der Schulden beitragen.

Der Aktienkurs des zu 30% vom italienischen Staat kontrollierten Unternehmens, das an der Börse 11,5 Mrd. Euro wert ist, legte am Dienstag leicht zu.

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