Luxusgüter

LVMH eröffnet Edelkaufhaus wieder

Luxusgüterriese LVMH hat das 16 Jahre lang geschlossene Pariser Nobelkaufhaus La Samaritaine wiedereröffnet. Es muss aber zunächst wie seine Konkurrenten Galeries Lafayette und Le Printemps ohne zahlungskräftige Touristen aus dem Ausland auskommen.

LVMH eröffnet Edelkaufhaus wieder

wü Paris

16 Jahre lang hatte es geschlossen, doch nun hat das am Pont Neuf gelegene Nobelkaufhaus La Samaritaine seine Pforten wieder für Kunden geöffnet. Der Luxusgüterkonzern LVMH hat rund 1 Mrd. Euro in Umbau und Renovierung des im Art-Nouveau- und Art-Déco-Stil errichteten Konsumtempels investiert. Er hatte ihn 2001 für 240 Mill. Euro gekauft und nur vier Jahre später geschlossen, da gravierende Mängel bei Brandschutzvorgaben entdeckt worden waren.

Gewerkschaften argwöhnten damals, das sei nur ein Vorwand, um die seit langem geplante Schließung des in den 1990er Jahren kontinuierlich defizitären Kaufhauses durchzusetzen. Nach der Übernahme hatte LVMH zunächst vergeblich versucht, La Samaritaine strategisch wie Le Bon Marché auszurichten. Dem auf der Rive Gauche gelegenen Kaufhaus hatte LVMH-Chef Bernard Arnault ein neues Image als Luxus-Trendsetter verpasst und es zum rentabelsten der fünf Pariser Nobelkaufhäuser gemacht, seit seine Holding Financière Agache es im Jahr 1984 gekauft hat.

In den Umbau und die Renovierung von La Samaritaine hat die weltweite Nummer 1 der Luxusgüterbranche nun insgesamt rund 1 Mrd. Euro investiert. Der von dem renommierten japanischen Architekturbüro Sanaa umgestaltete Gebäudekomplex von La Samaritaine umfasst neben dem Kaufhaus mit seinen 600 Edelmarken und der mit 3400 Quadratmetern größten Kosmetikabteilung neben Büros, Wohnungen und einem Kindergarten auch das Vier-Sterne-Hotel Cheval Blanc, das allerdings erst im September öffnen soll.

„Ein von seiner Dauer und dem Ausmaß her unglaubliches Projekt“, sagt LVMH-Finanzchef Jean-Jacques Guiony, der auch Chef von La Samaritaine ist, über die Renovierung. Eigentlich hatte LVMH die Wiedereröffnung für April 2020 geplant, doch die Pandemie machte dem Konzern einen Strich durch die Rechnung. Die Coronakrise hat den Umsatz der LVMH-Sparte „selektiver Vertrieb“, zu der Le Bon Marché und die Duty Free-Kette DFS gehören, 2020 um 31% auf 10,16 Mrd. Euro einbrechen lassen.

Die Groupe Galeries Lafayette wiederum, die das berühmte Kaufhaus am Boulevard Haussmann und das gegenüber dem Hôtel de Ville gelegene BHV betreibt, hat letztes Jahr Umsatzeinbußen von circa 1,7 Mrd. Euro hinnehmen müssen. Sie hat Ende 2020 einen staatlich garantierten Kredit über 300 Mill. Euro erhalten. Wegen der Pandemie mussten alle Pariser Nobelkaufhäuser (Galeries Lafayette, BHV, das inzwischen Investoren aus Katar gehörende Le Printemps und das Bon Marché) letztes Jahr 100 Tage schließen. Dabei war Galeries Lafayette selbst während der beiden Weltkriege geöffnet geblieben.

Bis die für die Edelkaufhäuser wichtigen ausländischen Touristen wieder in großer Zahl nach Frankreich zurückkehren werden, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen. Ein bis zwei Jahre, schätzt Eléonore de Boysson von DFS. Kaufkräftige ausländische Touristen machen etwa bei Galeries Lafayette rund 60% der Kundschaft aus. Nach der Krise hofft La Samaritaine auf 5 Millionen Besucher pro Jahr. In fünf Jahren könnte es auf einen Umsatz von 400 Mill. Euro kommen, schätzt „Le Monde“.

Die LVMH-Aktie gab Mittwoch 1,1% auf 673,40 Euro nach.