Börsengang geplant

Meinauto reitet auf der Welle deutscher IPOs

Meinauto schließt sich der immer länger werdenden Reihe deutscher Börsengänge an. Mit dem erhofften Emissionserlös von 150 Mill. Euro aus neuen Aktien will der in Deutschland als Marktführer geltende Online-Neuwagenanbieter aus Oberhaching bei München unter anderem im europäischen Ausland expandieren.

Meinauto reitet auf der Welle deutscher IPOs

cru Frankfurt

Eine Welle von Börsengängen in Deutschland rollt an. Die Meinauto Group, eine Plattform für digitalen Vertrieb von Neuwagen in Deutschland, will noch im zweiten Quartal den Schritt aufs Börsenparkett wagen, wie das Unternehmen am Mittwoch ankündigte. Damit handelt es sich um das zweite IPO eines Online-Autohändlers nach der Gebrauchtwagenplattform Auto1 und um den fünften deutschen Börsengang in diesem Jahr – nach der Vodafone-Funkturm-Tochter Van­tage Towers sowie Auto1, dem Rohrleitungsverleger Friedrich Vorwerk und der Laborkette Synlab.

Auch Apontis Pharma aus Monheim strebt aufs Parkett. Aus Finanzkreisen verlautet darüber hinaus, der deutsch-schweizerische Flugzeugzulieferer Montana Aerospace und der Softwarehersteller Suse aus dem Portfolio des Private-Equity-Hauses EQT könnten schon bald ihr IPO ankündigen.

Das erste Quartal 2021 war das aktivste seit dem zweiten Quartal 2014 für Börsengänge in Europa, und derzeit warten in Deutschland mehr als ein Dutzend Unternehmen auf ihr Börsendebüt, die mit mindestens einer 1 Mrd. Euro bewertet werden könnten.

Neuwagen-Nutzungsabos

Meinauto bietet Neuwagen-Nutzungsabos an und setzt darauf, dass Verbraucher ihr Auto künftig zunehmend im Internet bestellen werden. Im Geschäftsjahr 2020 steigerte das Unternehmen den bereinigten Umsatz um 11% auf 212 Mill. Euro und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 25% auf 38 Mill. Euro und wickelte gut 39000 Neuwagenbestellungen ab.

Im Rahmen des geplanten Angebots sollen dem Unternehmen Bruttoerlöse von mindestens 150 Mill. Euro zufließen, um den Markenauftritt und den Fahrzeugbestand zu stärken und Schulden zu tilgen sowie eine europäische Expansion zu finanzieren, wie es am Mittwoch in München ankündigte. Der britische Finanzinvestor Hg Capital als Haupteigentümer neben dem Management gibt ebenfalls Anteile in noch nicht beziffertem Umfang ab.

Inklusive der Aktien aus dem Bestand von Hg Capital dürfte der Emissionserlös für das Unternehmen aus Unterhaching bei München noch deutlich größer als 150 Mill. Euro ausfallen. Der Börsenwert dürfte bei mehr als 2 Mrd. Euro liegen. Der Konkurrent Auto1, der online Gebrauchtwagen handelt und noch keinen Gewinn macht, brachte es im Januar beim Börsengang sogar auf eine Marktkapitalisierung von 9,4 Mrd. Euro, weil dem von Softbank unterstützten Unternehmen ein europaweites Wachstum in neue Geschäftsfelder zugetraut wird. Mein­auto wird von Bank of America, Barclays, Citi, Jefferies und Unicredit an die Börse begleitet.

Dreierfusion

Ziel sei ein Börsendebüt noch im zweiten Quartal, teilte das Unternehmen mit. Tatsächlich dürfte es noch im Mai so weit sein. Von der offiziellen Ankündigung der Emission bis zur Erstnotiz dauert es in der Regel etwa vier Wochen. „Der Börsengang ist ein wichtiger Schritt, um das Unternehmen auf seinem Wachstumspfad weiterzuentwickeln und unsere Position als führende Online-Plattform für den digitalen Vertrieb von Neuwagen in Deutschland auszubauen“, sagte Vorstandschef Rudolf Rizzolli. Der Finanzinvestor Hg hatte Mein­auto mit 380 Mitarbeitern 2018 durch eine Dreierfusion aus dem Kölner Start-up Meinauto.de, der Flottenleasing-Tochter der HypoVereinsbank (HVB), Mobility Concept, sowie einem Vermittler von gesponserten Autos für Spitzensportler und Vereine gestartet. Der ehemalige Sixt-Leasing-Chef Rizzolli setzt darauf, dass Privatkunden neue Autos zunehmend über das Internet kaufen oder leasen.