Handel

Metro-Chef will beim Umbau „Zahn zulegen“

Metro gibt Gas beim Umbau zu einem reinrassigen Großhändler. Sichtbare Fortschritte gelangen im abgelaufenen Turnus. Im neuen Geschäftsjahr wird es jedoch ungleich schwieriger.

Metro-Chef will beim Umbau „Zahn zulegen“

ab Düsseldorf – Metro ist im abgelaufenen Turnus operativ ein gutes Stück vorangekommen. Doch Vorstandschef Steffen Greubel geht der Umbau nicht schnell genug, wie er in der Bilanzpressekonferenz durchblicken ließ. Die Produktivität, ge­messen am Umsatz pro Mitarbeiter, „muss steigen“, lautet die Ansage verbunden mit dem Versprechen: „Wir werden einen Zahn zulegen“.

Dass Metro auf dem Transformationsweg in dem im September abgelaufenen Geschäftsjahr Fortschritte machte, lässt sich am Zahlenwerk ablesen: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich um fast 19 % auf 1,4 Mrd. Euro, zugleich wurde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 429 Mill. Euro mehr als verdoppelt.

Allerdings verhagelten eine Reihe von Sonderfaktoren unter dem Strich die Rückkehr in schwarze Zahlen. Infolgedessen werden die Aktionäre auch für das im September abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende erhalten. Damit verbindet der Metro-Chef aber zugleich das Versprechen, im neuen Turnus ein positives Ergebnis zu erwirtschaften und dann auch wieder Dividende zu zahlen. Konkret wird ein Ergebnis je Aktie von 0,40 bis 0,80 Euro in Aussicht gestellt nach −0,92 Euro im Geschäftsjahr 2021/22. Gemäß Dividendenpolitik schüttet Metro 45 bis 55 % des Ergebnisses je Aktie aus.

Kosteninflation

Die Prognose ist insofern mutig, als sich die Rahmenbedingungen im Lebensmittelgroßhandel absehbar verschlechtern und Metro folglich im laufenden Turnus mit einem Rückgang im bereinigten Ebitda zwischen 75 und 225 Mill. Euro kalkuliert. Derweil soll der Umsatz um 5 bis 10 % wachsen. Im zurückliegenden Turnus waren die Erlöse nicht zuletzt inflationsbedingt um gut 20 % gestiegen. Dabei seien die Verkaufspreise schneller gestiegen als der Umsatz, sagte Greubel. Das werde sich im laufenden Turnus umkehren.

Zu verkraften gilt es auch die Folgen eines im Oktober erlebten Cyberangriffs, der bis heute nicht gänzlich verdaut ist. Im Ergebnis führe das zu einem Umsatzverlust in niedriger dreistelliger Millionenhöhe und zu einem Ergebnisausfall im mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbereich, wie Finanzvorstand Christian Baier sagte.

Der Umfang des Rückgangs im operativen Ergebnis hängt letztlich aber auch davon ab, inwieweit es Metro gelingt, die Schattenseiten der Kosteninflation – kalkuliert wird mit 100 Mill. Euro höheren Energiekosten – über Marktanteilsgewinne aufzufangen. Denn daran lässt Greubel keine Zweifel: Metro will das schwieriger werdende Umfeld für Marktanteilsgewinne nutzen. Akquisitionen seien dafür nicht notwendig, sei das Geschäftsmodell doch auf organisches Wachstum ausgelegt, begründete der Manager. Insbesondere kleine, wenig digitalisierte Großhändler könnten aus dem Markt ausscheiden. Zukaufen will Metro weiterhin nur selektiv nach dem Vorbild der drei im abgelaufenen Geschäftsjahr getätigten Akquisitionen.

Dass zugleich am Verkauf des Indiengeschäfts gearbeitet wird, erwähnte Greubel nur am Rande. Das Geschäft mit 31 Cash-&-Carry-Märkten steht für einen Jahresumsatz von knapp 770 Mill. Euro. Die Verkaufsgespräche seien „weit fortgeschritten“, mehr gebe es dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen, gab sich Greubel schmallippig. Nach früheren Angaben gelten der indische Mischkonzern Reliance und die thailändische Charoen Pokphand als potenzielle Käufer. Den Unternehmenswert taxieren Analysten auf etwa 500 Mill. Euro.

Wertberichtigt Seite 2

Metro
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2021/222020/21
Umsatz29 75424 765
Bereinigtes Ebitda1 3891 171
Ebit429197
Ergebnis vor Steuern– 13440
Periodenergebnis– 331– 45
 Metro-Aktionäre– 334– 56
Ergebnis/Aktie (Euro)– 0,92– 0,15
Dividende (Euro)
Free Cashflow190493
Nettoverschuldung3 2813 466
*) Geschäftsjahr zum 30. September      Börsen-Zeitung