Software

Mittelstandsgeschäft treibt Teamviewer

Das Softwareunternehmen Teamviewer hat im zweiten Quartal im Geschäft mit Mittelstandskunden stark zugelegt, im Großkundengeschäft tun sich die Göppinger jedoch schwerer. Das unliebsame Trikotsponsoring mit Manchester United geht in die nächste Saison.

Mittelstandsgeschäft treibt Teamviewer

Geschäft mit kleinen und mittelständischen Kunden treibt Teamviewer

Softwareunternehmen übertrifft Analystenerwartungen – Großkundensparte bleibt die Baustelle – Führungsgremium wächst weiter

sar Frankfurt

Der Göppinger Fernwartungsspezialist Teamviewer ist im zweiten Quartal erneut im Geschäft mit kleinen und mittelständischen Kunden (SMB) deutlich gewachsen. Das Segment mit Kunden, deren annualisierter Vertragswert über alle Produkte und Dienstleistungen hinweg unter 10.000 Euro liegt, hat im zweiten Quartal beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 9% zugelegt. Die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) lagen mit 122 Mill. Euro währungsbereinigt um 14% über der Vorjahresperiode, allerdings unter dem Ergebnis des ersten Quartals (143 Mill. Euro).

Prognose in Sicht

Mit einem Quartalsumsatz von 154 Mill. Euro und einem Halbjahresumsatz von 305,5 Mill. Euro (12% über Vorjahr) sieht Teamviewer sich weiterhin auf Kurs zu seiner Gesamtjahresprognose, die basierend auf einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,05 einen Umsatz von 620 bis 645 Mill. Euro in Aussicht gestellt hat. Zwar liegt Teamviewer zum Halbjahr noch bei weniger als der Hälfte des Werts, allerdings ist das zweite Halbjahr traditionell stärker.

Das um aktienbasierte Vergütungen und Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im Vergleich zum Vorjahr auf 63,8 Mill. Euro zu (+7%) und übertraf damit die Erwartungen vieler Analysten. Die bereinigte Ebitda-Marge in Relation zum Umsatz lag mit 41% über dem Ziel der Jahresprognose, für die ein Wert „um 40%“ angepeilt ist.  

Cross-Selling im Mittelstand

Dennoch sei man mit der Entwicklung im Neugeschäft insgesamt noch nicht zufrieden, räumten CEO Oliver Steil und CFO Michael Wilkens am Dienstagmorgen in einer Präsentation vor Analysten und Journalisten ein: Die Zahl der Billings, die neuen Abonnenten zuzurechnen sind (New Billings), lag im zweiten Quartal über alle Unternehmensgrößen hinweg bei 13,9 Mill. Euro und damit deutlich unter dem Vorjahreswert (17 Mill. Euro).

Gerade in der Zielgruppe mit mittelständischen Unternehmen soll das neue Produkt Teamviewer Remote weiteres Wachstum bringen. Dessen Einführung wurde von einer großen Marketingkampagne begleitet. Zudem habe es im SMB-Bereich gezielte Up- und Cross-Selling-Aktionen sowie Monetarisierungskampagnen gegeben, um die Zahl der Gratisnutzer zu senken.

Baustelle Großkundengeschäft

Eine Baustelle bleibt das Geschäft mit Großkunden mit einem annualisierten Vertragswert (ACV) von mehr als 10.000 Euro. Im ersten Quartal hatte die schwache Entwicklung in diesem Segment die Aktie stark unter Druck gesetzt. Im zweiten Quartal lief es etwas besser: In einem laut Teamviewer „schwierigen Marktumfeld“ stiegen die Billings im Enterprise-Bereich im Vorjahresvergleich um 7% (währungsbereinigt +9%) auf knapp 29 Mill. Euro. Dazu hätten auch Vertragsabschlüsse beigetragen, die zu Jahresanfang verschoben worden waren.

Während der durchschnittliche Verkaufspreis (ASP) im Mittelstandskundengeschäft seit dem Vorjahresquartal kontinuierlich von 753 auf 840 Euro gestiegen ist, tut sich Teamviewer im Enterprise-Geschäft mit den größeren Kunden schwerer: Dort lag der ASP vor einem Jahr noch bei 36.000 Euro, seit dem Jahresanfang geht er sukzessive auf nun noch 34.000 Euro zurück.

Ein Grund ist CFO Wilkens zufolge, dass Teamviewer für Enterprise-Kunden im unteren Teil des Volumensegments auch Produkte mit geringerem Funktionsumfang zu günstigeren Konditionen angeboten habe. Dies beeinflusse nun den ASP. Insgesamt wuchs die Kundenbasis im Enterprise-Bereich wuchs um 894 Kunden (29% im Vergleich zum Vorjahr) auf 3.956 Kunden. Im SMB-Segment zählt Teamviewer 629.000 Nutzer.

Sportsponsoring bleibt Thema

Der britische Fußballclub Manchester United läuft derweil auch in der bevorstehenden Spielzeit 2023/2024 wieder mit dem Teamviewer-Logo auf der Brust auf. Die Suche nach einem neuen Langfrist-Sponsor für den prominenten Platz auf dem Trikot gehe jedoch weiter, versicherte das Teamviewer-Management. Sportsponsorings machen den größten Teil an den Marketingkosten der Göppinger aus, allein für das ManU-Sponsoring kursieren Summen um die 50 Mill. Euro an jährlichen Kosten. Teamviewer sucht einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag.

Für den Fall, dass ein solcher Ausstieg gelingt, erwartet Teamviewer einen deutlich positiven Effekt. Rund 35 Mill. Euro sollen auf das bereinigte Ergebnis durchschlagen, stellte das Management in Aussicht. Der übrige Teil würde im Falle eines neuen Trikotsponsors in Marketing reinvestiert, unter anderem bliebe Teamviewer noch mit einem kleineren Sponsorenpaket bei Manchester United engagiert.

Führungskreis erweitert

Den Führungskreis hat Teamviewer zuletzt ausgebaut: Mei Dent wird Ende August als Chief Product & Technology Officer in den Vorstand eintreten, wo sie die Teams für Produktmanagement, Solution Delivery sowie Forschung & Entwicklung enger zusammenführen soll. Constanze Backhaus ist seit Mitte Juli als Chief Human Resources Officer an Bord.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an, die Aktie legte nach Bekanntwerden der Zahlen um mehr als 9% zu und erreichte mit Werten um 17 Euro den höchsten Stand seit Oktober 2021. Seit Jahresanfang hat die Aktie rund 40% gewonnen.

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