Öl- und Gaskonzern

OMV verbucht millionen­schwere Belastungen durch Sondereffekte

Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat infolge des Schadens an einer Raffinerie und der verringerten Gaslieferungen aus Russland Sonderbelastungen in dreistelliger Millionenhöhe zu verkraften.

OMV verbucht millionen­schwere Belastungen durch Sondereffekte

md Frankfurt

Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat infolge des Schadens an einer Raffinerie und der verringerten Gaslieferungen aus Russland hohe Sonderbelastungen zu verkraften.

Am 3. Juni war es während einer Wasserdruckprüfung im Rahmen einer Generalüberholung der Raffinerie in Schwechat, die südöstlich von Wien liegt und die größte in Österreich ist, zu einem Unfall die gekommen, bei der die Hauptdestillationsanlage beschädigt wurde. Es gab zwei Leichtverletzte. Die Inbetriebnahme wurde verzögert. Die finanziellen Auswirkungen würden sich 2022 insgesamt auf rund 200 Mill. Euro belaufen, teilte das Unternehmen nun mit. Allein im Juni hätten sich die Auswirkungen auf 90 Mill. Euro belaufen. Die Raffinerie werde voraussichtlich in der zweiten Hälfte des dritten Quartals wieder voll betriebsfähig sein. Durch Optimierungsmaßnahmen an einer kleineren Rohöl-Destillationsanlage sei die Raffinerie derzeit zu etwa 20% ausgelastet. Die Gesamtkapazität der Anlage beläuft sich normalerweise auf durchschnittlich 200000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Sie versorgt u.a. den nahe gelegenen Flughafen Wien und Airlines mit Kerosin. Um die Versorgungssicherheit zu ge­währleisten, musste der Staat einspringen und einen Teil der Treibstoffreserve zur Verfügung stellen.

Beeinträchtigt wird das Geschäft von OMV derzeit auch durch reduzierte russische Gaslieferungen. Österreich ist zu 80% von russischem Gas abhängig. Der Konzern habe vorzeitig derivative Absicherungspositionen geschlossen, hieß es. Dadurch dürfte das operative Ergebnis vor Sondereffekten im Erdgasgeschäft West im zweiten Quartal mit rund 50 Mill. Euro belastet werden, teilte das Unternehmen mit.

Die Cashflows würden den OMV-Angaben zufolge u.a. durch Zuflüsse infolge des Börsengangs von Borouge – ein Joint Venture der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) und des Chemiekonzerns Borealis, der zu 36% OMV gehört – und dem Verkauf der deutschen Tankstellen erhöht. Die Österreicher hatten den Verkauf des Tankstellennetzes an die EG Group zum 1. Mai abgeschlossen. Der Kaufpreis wurde mit 485 Mill. Euro angegeben. Dieser resultiere laut OMV aus einem Unternehmenswert von 614 Mill. Euro, „vorbehaltlich der Anpassung von Nettoumlaufvermögen und Nettofinanzverbindlichkeiten“, wie es hieß. OMV weist nun aber darauf hin, dass es durch die Befüllung der Erdgasspeicher, die zu 72% voll seien, zu einem erheblichen Mittelabfluss kommen werde.

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