Umstrittenes Joint Venture

Plattner-Stiftung und SAP investieren getrennt

Nach Kritik von Investoren haben SAP und die Hasso-Plattner-Foundation angekündigt, nicht mehr gemeinsam zu investieren. Den Anteil am Joint Venture Fioneer gibt die Stiftung des Firmengründers ab.

Plattner-Stiftung und SAP investieren getrennt

scd Frankfurt

SAP hat schon mit der Entscheidung, das auf die Finanzdienstleisterbranche fokussierte Geschäft auszugliedern und in ein Joint Venture mit der Beteiligungsgesellschaft Dediq einzubringen, für Stirnrunzeln unter Investoren gesorgt. Hinzu kam, dass Europas größter Softwarekonzern an Fioneer nur 20% halten sollte. Als dann noch bekannt wurde, dass die eng verbandelte Hasso-Plattner-Foundation (HPF), deren Co-Geschäftsführer Rouven Westphal seit Mai im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns sitzt, sich ebenfalls – wenn auch passiv – an dem Joint Venture beteiligt hat, wurde die Kritik wohl so laut, dass sich SAP zu einer Prüfung der Ordnungsmäßigkeit durch unabhängige Dritte genötigt sah.

Ergebnis: Die Hasso-Plattner-Foundation (HPF) habe mit der passiven Mitfinanzierung des Dediq-Investments in SAP Fioneer weder gegen geltendes Recht noch Compliance-Vorschriften verstoßen. Dies war bereits von unabhängigen Kanzleien vorab bestätigt und nun ein weiteres Mal von zwei externen Gutachtern geprüft worden – dem Beratungsunternehmen Duff & Phelps sowie der Kanzlei Gleiss Lutz. Obwohl die Prüfungen auf Konformität des Entscheidungsprozesses in den Zwischenberichten positiv ausfallen, habe sich die Stiftung entschieden, „einen Ersatzinvestor für unser Investment zu finden“. Den Verdacht, die Plattner-Foundation könne hier zum Nachteil der SAP agiert haben, für die sie einer der größten Aktionäre sei, ergebe überhaupt keinen Sinn, teilte die Stiftung mit und nannte die vorgebrachten Zweifel und Anschuldigungen „irritierend bis absurd“.

Dennoch wolle man das nicht ignorieren. „Was laut Recht und Gesetz legal ist, ist nicht immer automatisch in den Augen aller kritischen Stakeholder legitim.“ Um jedweden Schaden von SAP und der Stiftung abzuwenden, wolle man daher aussteigen und für die eigene Investitionsverpflichtung gegenüber Dediq einen adäquaten neuen Investor finden. Der Ausstieg soll möglichst bis Jahresende und ohne Profit erfolgen. Bis ein alternativer Investor gemeinsam mit Dediq gefunden sei, werde man aber selbstverständlich allen eingegangenen Verpflichtungen voll nachkommen. „Wir glauben fest an den Erfolg von Fioneer und wären eigentlich gerne investiert geblieben“, versicherte Westphal.

HPF und SAP haben zudem beschlossen, gemeinsam an Governance-Richtlinien für das künftige Zusammenwirken beider Organisationen zu arbeiten, um mögliche Konflikte wie im Fall Fioneer zu vermeiden. Die Stiftung und SAP wollen zukünftig keine gemeinsamen Investments mehr tätigen. Dies gelte unabhängig davon, dass Hasso Plattner nicht an den Investment-Entscheidungen der Hasso-Plattner-Foundation beteiligt sei und er oder seine Familienangehörigen angesichts von deren Gemeinnützigkeit nicht davon profitieren können.