Quartalsberichte specken ab

Konzerne kürzen bei den Prognose- und Risikoangaben

Quartalsberichte specken ab

swa Frankfurt – Die gesetzlich geschaffene Möglichkeit zu abgespeckten Zwischenberichten findet große Resonanz im Markt. Zwar gehen die wenigsten Firmen so weit wie der Kosmetikkonzern Beiersdorf, der für das erste Quartal dieses Jahres keine Ergebniszahlen mehr veröffentlichte, doch es wird allerorten gestrafft.Nach einer Studie der PR-Agentur Kirchhoff Consult, dem Wirtschaftsprüfer Warth & Klein Grant Thornton und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist der Umfang gemessen an der Seitenzahl um 27 % geschrumpft. Dabei wurden die im Dax, MDax, TecDax und SDax enthaltenen Unternehmen untersucht.Laut einer Analyse der TU Darmstadt, beauftragt vom Deutschen Investor Relations Verband (DIRK), fielen vor allem die Darstellungen in der neuen Form der Quartalsmitteilung deutlich schlanker aus. Deren Umfang schrumpfte im Vergleich zu den Angaben im ersten Quartal 2015 um mehr als die Hälfte. Dabei machten 43 % der Firmen von der Neuregelung vollständig Gebrauch und veröffentlichten eine Quartalsmitteilung und keinen -bericht mehr. Wo an dem herkömmlichen Format festgehalten wird, hat sich der Umfang um durchschnittlich 13 % reduziert.Im Branchenvergleich zeigen sich Unterschiede. So halten vor allem Banken tendenziell weiterhin am Quartalsbericht fest und haben den Umfang nur um 5 % auf durchschnittlich 52 Seiten vermindert. Die größte Diät verordneten sich die Versicherer, die in dem untersuchten Firmenkreis nun ausschließlich Quartalsmitteilungen präsentierten, deren Umfang um 72 % auf im Schnitt 22 Seiten schrumpfte. Anhang wird dünnerDurch die abgespeckte Berichterstattung wird den Anlegern nach Einschätzung von DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer nicht weniger geboten: Die Unternehmen könnten bei “der Kommunikation ihrer Quartalsergebnisse nunmehr mit weniger mehr erreichen, weil die Berichte viel zielgruppenspezifischer gestaltet werden können.”Diese Meinung wird dem DIRK zufolge von einer, allerdings nicht repräsentativen, Umfrage unter Analysten und Investoren belegt. Mehr als 90 % der Befragten hätten in den aktuellen Quartalsveröffentlichungen keinerlei Informationen vermisst.Das Messer wird in den verschiedenen Informationsteilen unterschiedlich intensiv angesetzt. Laut Kirchhoff-Studie haben die Firmen vor allem in den Risiko- und Prognoseberichten mitunter erheblich gekürzt. Im MDax verzichten 19 Konzerne auf einen Risikobericht, im Vorjahr waren es vier. Ausgedünnt wurde auch die Darstellung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen inklusive Branchenumfeld sowie in der Segmentberichterstattung. Zudem präsentiert nur noch die Hälfte aller Unternehmen ein separates Kapitel zur Aktie. Deutlich dünner ist auch der Anhang.Der Praxis von Beiersdorf, die es bei vier Seiten Quartalsmitteilung beließ, folgen die wenigsten. Nahezu alle Unternehmen veröffentlichen unverändert die wesentlichen Tabellen zum Zwischenabschluss mit Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Bilanz und Cash-flow-Rechnung. Teilweise verzichtet wurde lediglich auf die Darstellung der Eigenkapitalveränderung. Auch die Kürzungen bei der Beschreibung des Geschäftsverlaufs sowie der Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage waren vergleichsweise moderat, so Kirchhoff.