Luftfahrt

Regierung greift Luftfahrt-Unternehmen unter die Arme

Der Luftfahrt mangelt es derzeit an Personal. Die Bundesregierung will das Flugchaos nun mit befristet angestellten Hilfskräften aus dem Ausland mildern.

Regierung greift Luftfahrt-Unternehmen unter die Arme

lis/Reuters Frankfurt/Berlin – Die Bundesregierung will der Luftfahrt helfen, den Personalengpass an deutschen Airports und damit das Flugchaos abzumildern. Befristet angestellte Hilfskräfte aus dem Ausland sollen kurzfristig an den Flughäfen einspringen können und etwa bei der Gepäckabfertigung und beim Check-in aushelfen, sagten Bundesverkehrsminister Volker Wissing, Arbeitsminister Hubertus Heil und Innenministerin Nancy Faeser am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin. Die Minister bekräftigten, dass es keine Abstriche bei der Sicherheit geben dürfe und dass die Hilfskräfte – vor allem aus der Türkei – nach Tariflohn bezahlt würden. Es fehlten vor allem Fachkräfte bei Bodendienstleistern und privaten Sicherheitsfirmen.

Dies soll insgesamt dazu beitragen, die zum Teil chaotische Situation an den Airports zu entschärfen. Denn Personalmangel bei Airlines und vor allem Bodendienstleistern sorgt für Warteschlangen, Verspätungen und Flugstreichungen. Europaweit streichen Airlines Tausende Flüge, um das überforderte System zu entlasten. Allein die Lufthansa nimmt für den Sommer rund 3000 Verbindungen an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München aus dem Flugplan. Airline-Chef Carsten Spohr entschuldigte sich bei den Passagieren und räumte ein, dass man nach der Pandemie-Krise beim Sparen „an der ein oder anderen Stelle übertrieben“ habe. Nun seien allein in Europa mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau werde die Lage aber erst im Winter stabilisieren. Im Sommer 2023 dürfte die Situation der globalen Luftfahrt deutlich verlässlicher sein.

Die Hilfskräfte aus dem Ausland dürften wohl frühestens im August zum Einsatz kommen – und damit für das Feriengeschäft an vielen Flughäfen schon zu spät, sagte Thomas Richter, der Chef des Arbeitgeberverbands der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL), jüngst im Reuters-Interview. „Es löst nicht das Problem, aber es hilft mit Sicherheit.“

„Wir beobachten an den Flughäfen zurzeit ein Chaos mit Ansage“, sagte der Luftfahrtexperte der Gewerkschaft Verdi, Sven Bergelin, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Verdi habe schon Mitte 2021 davor gewarnt, dass diese Probleme wegen des Personalabbaus auftreten könnten. „Wir sehen, dass 20% des Bodenpersonals fehlen, in absoluten Zahlen sind das 5000 Leute.“ Verdi will mit der Lufthansa-Tochter Eurowings auf einem Krisengipfel Lösungen für die Personalengpässe im Sommer ausloten. Eurowings strich bereits Hunderte Flüge im Juni und Juli wegen Personalknappheit an den Flughäfen und bei den eigenen Crews, verursacht auch durch viele Krankheitsfälle. Die Gewerkschaft fordert höhere Bezahlung, da die Airline nicht attraktiv genug für neue Beschäftigte sei. Die Lufthansa-Tochter Swiss kündigte unterdessen an, zwischen August und Oktober rund 2% ihrer Flüge zu streichen. Als Grund gab Swiss personelle Engpässe sowie steigende Covid-Infektionszahlen an.

Derweil war der gesamte europäische Luftraum am frühen Mittwochmorgen zwischen 3 Uhr und 9 Uhr morgens durch Störungen bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt beeinträchtigt. Auch am Flughafen Frankfurt kam es nach Angaben des Betreibers Fraport zu Verzögerungen im Betriebsablauf und vereinzelten Flugausfällen. Die Abflugtafel auf der Homepage des Frankfurter Flughafens zeigte zwischen 7.30 Uhr und 9.00 Uhr rund 20 annullierte Flüge an. Bei einem Software-Update sei es zu Problemen gekommen.