Energiepreise

Rekordgewinn trotz hoher Abschreibungen

Total Energies hat 2022 trotz Wertminderungen über fast 15 Mrd. Dollar auf russische Beteiligungen deutlich mehr verdient. In seiner Heimat steht der Konzern nicht nur bei Umweltschützern in der Kritik.

Rekordgewinn trotz hoher Abschreibungen

wü Paris

Umweltschützer sehen nach den Rekordergebnissen von Total Energies rot. Kurz nachdem der Ölkonzern seine Bilanz für 2022 veröffentlicht hatte, besprühten Um­weltaktivisten den Firmensitz in La Défense bei Paris mit roter Farbe. „Supergewinne: Ihr kassiert, wir leiden“, stand auf Plakaten, die zwei Frauen nach oben hielten.

Trotz hoher Abschreibungen für den Rückzug aus Russland verdiente Total Energies 2022 deutlich mehr als im Vorjahr. Zu verdanken hat der Ölkonzern das den stark gestiegenen Preisen für Öl und Gas sowie seiner starken Position bei Flüssigerdgas (LNG), für das er weltweit der zweitgrößte Produzent nach Shell ist. In Amerika ist er der wichtigste Exporteur von LNG, in Europa steht er für die größte Kapazität für die Wiedervergasung von Flüssiggas.

Unter dem Strich konnte Total Energies das Nettoergebnis 2022 um 28% auf 20,5 Mrd. Dollar steigern, obwohl Wertminderungen auf Beteiligungen an dem Projekt Arctic LNG 2 und dem Gaskonzern Novatek in Russland über 14,8 Mrd. Dollar anfielen. Komplett zurückgezogen aus Russland hat sich Total jedoch nicht, denn man ist noch an der Gasanlage Jamal beteiligt. Durch die Sanktionen gegen Russland entstehe ein Parallelmarkt für Öl, sagte Konzernchef Patrick Pouyanné. Russland sei zweifelsohne in der Lage, seine Produkte woanders zu verkaufen. Allerdings dürfte das europäische Embargo auf russische Ölprodukte die Raffinationsspannen stützen, schätzt er. Gleichzeitig dürften die Spannungen bei den Gaspreisen anhalten. 2022 hat Total davon profitiert, so dass sich das operative Ergebnis mit 55,6 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt hat. Der Netto-Cashflow verbesserte sich von 15,8 Mrd. Dollar auf 29,4 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: ExxonMobil hat 2022 ein Nettoergebnis von 56 Mrd. Dollar verbucht, Chevron 35,5 Mrd. Dollar und Shell fast 40 Mrd. Dollar. BP wies trotz eines operativen Gewinns von 27,6 Mrd. Dollar einen Verlust von 2,5 Mrd. Dollar aus.

Klagen wegen Greenwashing

Total Energies will nun eine Schlussdividende von 0,74 Euro je Aktie zahlen, so dass die reguläre Ausschüttung auf 2,81 Euro steigt. Gleichzeitig kündigte der Konzern, gegen den in Frankreich drei Umweltschutzorganisationen wegen Greenwashing geklagt haben, ein Aktienrückkaufprogramm über 2 Mrd. Dollar an. In Frankreich dürften nun neue Rufe nach einer Besteuerung von Supergewinnen laut werden. Der Ölkonzern ist in seiner Heimat auch in die Kritik geraten, weil er dort 2021 keine Körperschaftsteuer gezahlt hat, weil die Aktivitäten dort – vor allem die Raffinerien – defizitär waren. 2022 habe man aber in Frankreich gezahlt.