Fast Fashion

Shein strebt gigantische Bewertung an

Offenbar wollen große Investoren in den chinesischen Billig-Modehändler einsteigen, der seine Artikel ausschließlich über die eigene App und seine Homepage vertreibt. Das Unternehmen will 1 Mrd. Dollar einsammeln.

Shein strebt gigantische Bewertung an

Frankfurt
Bloomberg/kro

Der chinesische Online-Billigmodehändler Shein könnte laut einem Medienbericht schon bald zum drittwertvollsten Start-up der Welt, hinter der chinesischen Tiktok-Mutter Bytedance und dem US-Raumfahrtunternehmen SpaceX, avancieren. Das 2008 von Chris Xu gegründete Fast-Fashion-Unternehmen, das seine Bekleidungs-, Kosmetik- und Dekoartikel ausschließlich über die eigene Website und App vertreibt, stehe derzeit mit potenziellen Investoren wie General Atlantic in Gesprächen über eine Finanzierungsrunde, durch die das Unternehmen auf eine Bewertung von rund 100 Mrd. Dollar kommen könnte. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Den Insidern zufolge wolle Shein bei den Investoren etwa 1 Mrd. Dollar einsammeln. Details zu den Plänen könnten sich noch ändern, hieß es. Von Vertretern von Shein und General Atlantic gab es zunächst keinen Kommentar in der Angelegenheit.

Im August 2020 war Shein laut dem Datenanbieter Pitchbook noch auf eine Bewertung von 15 Mrd. Dollar gekommen. Der Modeanbieter hatte in dem Jahr kräftig vom coronabedingten Online-Shoppingboom profitiert und seine Umsätze mit rund 10 Mrd. Dollar im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. In den USA war Shein im vergangenen Jahr bereits die am häufigsten heruntergeladene Shoppingapp und überholte somit den Online-Giganten Amazon. In Deutschland lag die App im Ranking zuletzt auf Platz 8.

Die App ist der Laden

Sollte das Unternehmen tatsächlich die angestrebte Bewertung von 100 Mrd. Dollar erreichen, wäre es nicht nur das drittwertvollste Start-up der Welt, sondern auch fast doppelt so viel wert wie die japanische Unternehmensgruppe Fast Retailing, zu der unter anderem der Textilriese Uniqlo mit seinen weltweit über 2300 Filialen gehört. Die schwedische Kette H&M kommt mit ihren knapp 5000 physischen Geschäften aktuell auf einen Börsenwert von rund 23 Mrd. Dollar. Die spanische Inditex bringt es auf knapp 70 Mrd. Dollar. Die größte Tochter des Konzerns, Zara, verfügte zuletzt über mehr als 2000 Filialen weltweit.

Bei Shein gibt es dagegen so gut wie kein stationäres Geschäft. Abgesehen von einigen temporären Pop-up-Stores setzt der Händler, der seine Produkte nach eigenen Angaben in mehr als 220 Ländern verschickt, zu 100 % auf den Online-Verkauf und zielt dabei vorwiegend auf eine junge, Social-Media-affine Kundschaft ab. In der Pandemie arbeitete Shein unter anderem mit internationalen Promis wie der Sängerin Katy Perry und dem Rapper Lil Nas X zusammen. In der App werden die Nutzer zudem selbst stark in die Vermarktung der Artikel eingebunden und vielfach mit Rabatten gelockt.

Wegen der extremen Auslegung des Fast-Fashion-Konzepts, mit der Shein täglich viele tausende neue Produkte auf den Markt bringt, steht das Unternehmen häufig in der Kritik, nicht nachhaltig zu sein. Hinzu kamen in der Vergangenheit regelmäßige Plagiatsvorwürfe.

Gerüchte über einen möglichen US-Börsengang hatte Shein zuletzt dementiert. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Ende Februar berichtet, dass das Unternehmen entsprechende Pläne wegen der kriegsbedingten Unsicherheit an den Aktienmärkten zunächst auf Eis gelegt habe.

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