Regenerative Energien

Siemens Energy braucht Milliarden-Bürgschaften des Bundes

Die Milliardenverluste des Windanlagenbauers Siemens Gamesa schlagen auf den Mutterkonzern durch. Um das Projektgeschäft am Laufen zu halten, braucht Siemens Energy Staatsbürgschaften. Die Aktie stürzt ab.

Siemens Energy braucht Milliarden-Bürgschaften des Bundes

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat am Donnerstag Gespräche mit dem Bund über staatliche Garantien bestätigt. "Das starke Wachstum des Auftragseingangs insbesondere bei den ehemaligen Gas and Power-Geschäftseinheiten führt zu einem steigenden Bedarf an Garantien für langfristige Projekte", erklärte der Konzern. Vor diesem Hintergrund prüfe der Vorstand derzeit verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens-Energy-Bilanz.

Der Konzern führe Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken sowie der Bundesregierung, um den Zugang zu einem wachsenden Volumen an Garantien sicherzustellen, die das erwartete starke Wachstum ermöglichen. Es gebe jedoch bislang keine Entscheidungen. Die Aktien von Siemens Energy bauten ihre Verluste aus und lagen zuletzt knapp 20% im Minus.

Zuvor hatten die "WirtschaftsWoche" (WiWo) und der "Spiegel" über die Gespräche berichtet. Konkret werbe Siemens Energy um Bürgschaften über bis zu 15 Mrd. Euro, berichtete die "WiWo". Wegen der Krise der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa befürchte der Konzern Schwierigkeiten in den Gesprächen mit Banken über nötige Garantien für das gesamte Großprojektgeschäft. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, die Bundesregierung sei "in engen und vertrauensvollen Gesprächen" mit dem Unternehmen. Die Gespräche dauerten an, daher könne man Details nicht kommentieren.

Mit Blick auf mögliche Bürgschaften berichtete die "WiWo", für eine erste Tranche von 10 Mrd. Euro solle der Bund zu 80% bürgen, für 20% würden die Banken haften. Eine zweite Tranche von 5 Mrd. Euro solle die ehemalige Konzernmutter Siemens garantieren, die nach dem Börsengang der Tochter noch 25,1% der Anteile hält. Siemens zeige aktuell aber wenig Neigung, sich in die Pflicht nehmen zu lassen, hieß es dem Blatt zufolge in Finanz- und Regierungskreisen. Innerhalb der Bundesregierung sei man hierüber "durchaus irritiert".

Starker Auftragseingang muss finanziert werden

Als Grund für den steigenden Garantiebedarf für langfristige Projekte nennt Energy ein starkes Wachstum des Auftragseingangs - insbesondere im gut laufenden Nicht-Windkraft-Bereich. "Das enorme Tempo der Energiewende sorgt für eine hohe Nachfrage nach unseren Technologien, unser Auftragsbestand liegt bei 110 Mrd. Euro", betonte ein Sprecher. "Diese an sich positive Entwicklung, führt dazu, dass wir in größerem Ausmaß Garantien an unsere Kunden vergeben müssen. Das ist eine Herausforderung für alle Unternehmen. Wir bringen daher Maßnahmen zur Stärkung unserer Bilanz auf den Weg und führen auch Gespräche mit der Bundesregierung, wie wir Garantiestrukturen im schnell wachsenden Energiemarkt sicherstellen können."

Gleichzeitig betonte Siemens Energy, dass seine Ergebnisse für das im September abgelaufenen Geschäftsjahr im Rahmen der Prognose liegen werden. Das bedeutet allerdings einen Milliardenverlust.

Siemens Gamesa fährt seit Jahren hohe Verluste ein, die dem Gesamtkonzern Siemens Energy immer wieder die Bilanz verhageln. Mehrfach wurden Top-Manager ausgewechselt - ohne Erfolg. Gamesa ist der weltweit größte Hersteller von Offshore-Windturbinen. Das Unternehmen verfügt insgesamt über 79 Standorte, darunter Verkaufs- und Service-Center, Forschungs- und Entwicklungsstandorte sowie 15 Werke für Rotorblätter und Turbinen.

Bei Anlegern kamen die Nachrichten schlecht an: Schon im frühen Handel hatte die Energy-Aktie deutlich Federn gelassen, nach der offiziellen Bestätigung sackte sie zwischenzeitlich um fast 36% ab und liegt derzeit auf einem Allzeittief von unter 8 Euro.