Lebensmittelkonzerne

Steigende Verkaufsmenge soll mehr zum Wachstum von Nestlé beitragen

Die Lebensmittelkonzerne Nestlé und Danone speisten ihr Wachstum in den vergangenen beiden Jahren durch Steigerungen der Verkaufspreise. Die verkaufte Menge ging jedoch zurück. Das soll sich nun ändern, zumal es laut Nestlé nur noch moderate Preisanhebungen geben soll.

Steigende Verkaufsmenge soll mehr zum Wachstum von Nestlé beitragen

Steigende Verkaufsmenge soll mehr zum Wachstum von Nestlé beitragen

Moderatere Preisanhebungen angekündigt – Aktienkurs des Lebensmittelriesen fällt auf Vierjahrestief – Danone erhöht Ausschüttung trotz Gewinnrückgangs

md/wü Frankfurt/Paris

Nach starken Umsatzzuwächsen in den vergangenen beiden Jahren, die ausschließlich durch kräftige Preissteigerungen zustande kamen, gehen die Lebensmittelkonzerne Nestlé und Danone für 2024 von bescheidenerem Wachstum aus. Mark Schneider, CEO des in der Schweiz ansässigen Branchenführers, sagte vor Medienvertretern, Nestlé wolle wegen der inzwischen rückläufigen Inflation die Preise nicht mehr so stark wie bisher anheben, was zulasten des Wachstumstempos gehen könnte. Im Gegenzug hofft der ehemalige Vorstandschef von Fresenius, im laufenden Jahr wieder mehr Produkte verkaufen zu können. "Im Jahr 2024 legen wir das Augenmerk hauptsächlich auf Volumenwachstum und Produktmix, gepaart mit einer Stärkung unserer Marken", sagte Schneider. Mehr Werbung und Innovationen sollen helfen, das Absatzwachstum anzukurbeln. Hoffnung macht das Schlussviertel 2023, in dem die Verkaufsmenge nach fünf Quartalen mit Volumenrückgängen den Angaben zufolge um 0,4% stieg. Schneider führt dies darauf zurück, dass Verbraucher nach einer Zeit der Sparsamkeit wieder teurere Produkte wählten. Nestlé schätzt, dass der Umsatz im laufenden Jahr auf organischer Basis um etwa 4% steigen wird, nachdem er 2023 um 7,2% zugelegt hatte. Der ausgewiesene Erlös sank von 2022 auf 2023 aufgrund negativer Wirkungen durch den starken Franken um 1,5% auf 93,0 Mrd. sfr.

Aktie zurück auf Corona-Crash-Niveau

Dieser eher trübe Ausblick, der das niedrigste Wachstum seit 2020 voraussagt, enttäuschte die Anleger. Die Nestlé-Aktie, die im vergangenen Jahr um 14% nachgegeben hatte – in einem sich positiv entwickelnden Gesamtmarkt –, fiel am Donnerstag im frühen Handel an der Schweizer Börse um 5,3% auf 93,84 sfr; das war der tiefste Stand seit dem Corona-Crash im März 2020.

Das Wachstum von Nestlé war über alle Regionen und Kategorien hinweg breit abgestützt. Das höchste organische Wachstum wurde nach Unternehmensangaben in Lateinamerika mit 9,2% erzielt; es folgen Asien/Ozeanien/Australien (AOA) mit 8,3% und Europa mit 8,2%, wobei der "Alte Kontinent" mit 10,6% die mit Abstand höchste Preissteigerung aller Zonen vorweist. Die höchsten operativen Margen von über 20% wurden in den Zonen AOA, Nordamerika, Lateinamerika und im Segment Nespresso erreicht. Haustiernahrung ließ mit einem organischen Plus von 12,1% die sechs anderen Produktgruppen weit hinter sich. Die höchste operative Marge schafften mit 24,5 (i.V. 22,7)% jedoch Milchprodukte und Speiseeis.

Die Profitabilität von Nestlé hat sich im vergangenen Jahr konzernweit leicht erhöht. Der bereinigte operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) ging zwar um 0,3% auf 16,1 Mrd. sfr zurück, die Marge stieg jedoch um 0,2 Prozentpunkte auf 17,3%. Für 2024 wird ein hier ein "leichter" Anstieg erwartet.

29. Dividendenerhöhung in Folge

Die zugrunde liegende operative Ergebnismarge erreichte 17,3%; ein Anstieg um 20 Basispunkte auf publizierter Basis und um 40 BP zu konstanten Wechselkursen. Die operative Ergebnismarge betrug 15,6%; ein Anstieg um 160 BP.

Unter dem Strich verdiente der Konzern 2023 mit 11,2 Mrd. sfr knapp 21% mehr als im Vorjahr. 2022 hatten allerdings milliardenschwere Wertberichtigungen das Nettoergebnis belastet. Zudem musste der Konzern diesmal eine geringere Steuerlast schultern und verbuchte höhere Erträge aus assoziierten Unternehmen. Die Dividende soll im Vergleich zum Vorjahr auf 3,00 (2,95) sfr je Aktie erhöht werden. Es ist die 29. Dividendenerhöhung in Folge. Die mittelfristigen Ziele für 2025 bestätigt der Konzern. Derweil will Danone die Dividende um 5% auf 2,10 Euro erhöhen, obwohl der Nestlé-Rivale im abgelaufenen Jahr netto mit 881 Mill. Euro 8% weniger verdient hat als 2022. Die Ergebnisse belastet haben die Entkonsolidierung der milch- und pflanzenbasierten Produkte in Russland und eine Wertminderung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Biomilchprodukten in den USA.

Wiederaufschwungplan trägt erste Früchte

Danone beginnt die Früchte des 2022 lancierten Wiederaufschwungplans zu ernten und mehr in Europa zu verdienen. Der Hersteller von "Activia"-Joghurt und "Evian"-Mineralwasser startet deshalb zuversichtlich ins laufende Jahr, rechnet aber mit einer Verlangsamung des Umsatzwachstums auf vergleichbarer Basis. 2023 hat sich der Erlös des Nestlé-Rivalen leicht um 0,2% auf 27,62 Mrd. Euro verringert. Auf vergleichbarer Basis legte er dagegen um 7% zu, da höhere Preise die Marge verbesserten und gesunkene Volumina wettmachten. Die Inflation half Danone auch, den Umsatz in Europa, dem wichtigsten Markt, um 5,8% auf 9,38 Mrd. Euro zu steigern.

Für 2024 rechnet das Management mit einem Erlöswachstum zwischen 3% und 5% auf vergleichbarer Basis.

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