Joint-Venture-Kündigung

Stellantis-Rückzug aus China lässt Branche aufhorchen

Stellantis kündigt sein Joint Venture mit dem staatlichkontrollierten chinesischen Pkw-Hersteller GAC Group auf. Auch die Produktion im Reich der Mitte wird eingestellt.

Stellantis-Rückzug aus China lässt Branche aufhorchen

nh Schanghai

Zu Wochenbeginn hat der Automobilkonzern Stellantis sein Joint Venture mit dem staatskontrollierten chinesischen Pkw-Bauer GAC Group aufgekündigt und wird damit seine Produktion von Fahrzeugen aus der Fiat-Chrysler-Markenfamilie im weltgrößten Automarkt China endgültig aufgeben. Die Entscheidung ist aus betriebswirtschaftlichen Gründen leicht nachzuvollziehen, weil das Joint Venture bereits seit einigen Jahren nicht mehr profitabel ist. Im Frühjahr kam die Produktion durch eine Reihe von Faktoren, darunter auch Corona-Restriktionen, praktisch vollständig zum Erliegen. Dennoch sorgt die Entscheidung von Stellantis-Chef Carlos Tavares für einigen Gesprächsstoff, weil es kaum Präzedenzfälle für die Aufgabe einer direkten China-Präsenz seitens globaler Autobauer gibt.

Hellhörig macht vor allem die Tatsache, dass Stellantis zur Vitalisierung des im Jahr 2010 von Fiat Chrysler mit GAC aufgezogenen hälftigen Joint Ventures eine Aufstockung ihres Anteils auf eine 75-%-Mehrheit verhandeln wollte. Bei der von der Provinzregierung in Guangdong kontrollierten GAC blitzte der Konzern damit aber ab. Die Absage scheint den Ausschlag für den nun erfolgten Rückzieher gegeben zu haben. Seit einigen Jahren gibt es verstärktes Gerangel über den nur im Elektroautobereich abgeschafften Partnerschaftszwang für ausländische Autobauer in China und eine Anteilsbegrenzung auf 50 %. Bislang ist es nur wenigen Adressen, darun­ter BMW beim Partnerbetrieb mit Brilliance China, gelungen, eine Sondergenehmigung der Regierung für die Aufstockung zum Mehrheitsanteil − und damit auch die Managementkontrolle – zu erhalten.

Die Stellantis-Holding, zu der auch die französische Peugeot-Citroën-Gruppe (PSA)gehört, hat damit eine weitere Baustelle in China. Das PSA-Joint-Venture mit der staatlichen Dongfeng Motors steht seit längerem unter einem schlechten Stern. Zudem will Dongfeng ihre Stellantis-Restbeteiligung von gut 3 % ganz abverkaufen. CEO Tavares hatte Anfang März im Rahmen eines langfristigen Konzernstrategieplans bis 2030 eine flotte China-Expansion mit ambitiösen Umsatzzielen avisiert. So gesehen kann man nicht davon ausgehen, dass Stellantis das Interesse an China, wo sich die SUV-Marke Jeep großer Beliebtheit erfreut, aufgegeben hat. Allerdings schwebt Tavares nun eine „Asset-Light-Strategie“ ohne Produktion im Land vor, bei der das China-Geschäft durch importierte Modelle bestritten wird.

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