Springer-Tochter

Stepstone prüft IPO-Bewerbung

Das Berliner Medienhaus Axel Springer mit Ankeraktionär KKR will die Online-Jobbörse Stepstone angeblich zu einer Bewertung von bis zu 7 Mrd. Euro an die Börse bringen. Der Konzern äußert sich bislang nicht zu den kolportierten Plänen für ein IPO.

Stepstone prüft IPO-Bewerbung

sp Berlin

Als der US-Finanzinvestor Kohlberg, Kravis & Robert (KKR) 2019 seinen milliardenschweren Einstieg beim Berliner Medienkonzern Axel Springer verkündete, galt die Online-Jobbörse Stepstone vielen Beobachtern als heißer Verkaufskandidat im Springer-Portfolio. Doch der Konzern wies Verkaufsgerüchte zurück und erklärte, dass das Online-Jobportal auch unter der neuen Eigentümerstruktur ein zentraler Bestandteil der Geschäftsstrategie im sogenannten „Online-Anzeigengeschäft“ bleibe.

Diese Strategie hat sich für Springer in den vergangenen Monaten ausgezahlt, da Jobbörsen nach dem Ende der Pandemie auch im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau einen deutlichen Anstieg der Stellenausschreibungen verbuchen. Die Dynamik will Springer nun offenbar nutzen, um mit Stepstone die Bewerbung für einen Börsengang abzugeben, wie die „Financial Times“ als erste berichtete. KKR ist inzwischen größter Springer-Aktionär mit 35,6%, gefolgt von der Verlegerwitwe Friede Springer (22,5%) und Vorstandschef Mathias Döpfner (21,9%) sowie dem kanadischen Co-In­vestor CPPIB (12,9%).

Bei einem Börsengang könnte Stepstone schon in der ersten Jahreshälfte 2022 mit mehr als 7 Mrd. Euro bewertet werden, wie eine mit den Plänen vertraute Person Reuters sagte. Springer habe die französische Investmentbank Rothschild mit den Vorbereitungen beauftragt, hieß es weiter. Von Seiten des Konzerns gab es anders als bei den Verkaufsgerüchten 2019 kein Dementi, Marktgerüchte wolle man aber grundsätzlich nicht kommentieren, hieß es.

Genderbias und „Bild“-Affäre

Auch Stepstone, bei der sich Springer 2004 zu einer Bewertung von 137 Mill. Euro beteiligte und 2009 auf einen Mehrheitsanteil aufstockte, hält sich zu den kolportierten Plänen für ein IPO bedeckt. „Um unseren nachhaltigen Wachstumskurs zu unterstützen, prüfen wir fortlaufend alle möglichen Optionen“, heißt es bei dem Unternehmen formvollendet, schließlich kennt sich Stepstone auch sonst mit Formulierungen aus. Erst in der vergangenen Woche hat die Firma einen „Genderbias Decoder“ vorgestellt, mit dem Stepstone seinen Kunden die Möglichkeit gibt, Stellenanzeigen auf geschlechtsspezifische Formulierungen zu überprüfen, die Frauen von einer Bewerbung abhalten könnten.

Axel Springer hatte zuletzt nicht nur mit geschlechtsspezifischen Formulierungen, sondern vor allem mit antiquiertem geschlechtsspezifischen Rollenverhalten zu tun. Die Affäre um Julian Reichelt, den mittlerweile geschassten Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, das Flaggschiff des Springer-Verlags, hat hohe Wellen bis in die USA geschlagen, wo Springer gerade mit der Übernahme des Nachrichtenportals „Politico“ für Schlagzeilen sorgte. Der mit der Affäre verbundene Reputationsschaden könnte nach Einschätzung von Beobachtern auch den Wert der mit rund 1 Mrd. Dollar bislang größten Übernahme von Springer in den USA gefährden, sollten die journalistischen Talente bei Politico ihre Zukunft nicht weiter bei Springer sehen und ihre Bewerbungen demnächst bei Stepstone oder auf einem anderen Jobportal einstellen.

Stepstone veröffentlicht nach eigenen Angaben rund 600000 Stellenanzeigen von 120000 Arbeitgebern pro Jahr und wickelt rund 100 Millionen Bewerbungen ab. Die Firma beschäftigt 3500 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern.