Chip-Sanktionen

Technologiestreit um Huawei belastet Apple

Die Neuvorstellung der iPhone-15-Reihe am kommenden Dienstag steht für Apple unter schlechten Vorzeichen. Im Streit um Technologienutzung zwischen den Supermächten USA und China gerät der wertvollste Konzern der Welt zwischen die Fronten. Das belastet auch die Aktie.

Technologiestreit um Huawei belastet Apple

Technologiestreit um Huawei belastet Apple

iPhone-Restriktionen vor Neuvorstellung drücken Aktie – China verärgert über US-Untersuchung von neuen Chips

scd Frankfurt

Unter schlechteren Vorzeichen könnte die Neuvorstellung der iPhone-15-Reihe am kommenden Dienstag kaum stehen. Im Streit um Technologienutzung zwischen den Supermächten USA und China gerät der wertvollste Konzern der Welt immer mehr zwischen die Fronten. Das belastet auch die Aktie.

Der chinesische Technologiekonzern Huawei war noch vor wenigen Jahren drauf und dran, Apple und Samsung die Marktführerschaft im Smartphonegeschäft streitig zu machen und bei den Mobilfunknetzausrüstern globale Dominanz zu erringen. Dann sorgte die US-Regierung mit strengen Sanktionen dafür, dass das Unternehmen in beiden Märkten dramatisch zurückgefallen ist – etwa indem der Zugang zu zahlreichen wichtigen Technologien unterbunden wurde. Vor wenigen Tagen hat Huawei nun ein Telefon vorgestellt, das trotz der US-Sanktionen wieder modernste Technologie beinhaltet. Gemeinsam mit Chinas größtem Chipproduzenten SMIC sei es gelungen, einen Halbleiter auf Basis der 7-Nanometer-Technologie zu entwickeln. Das iPhone 15 soll zwar bereits Chips mit der 3-Nanometer-Technologie einsetzen, die etwa zwei Generationen weiter sind. Allerdings ist Apple damit die absolute Ausnahme. Die meisten Wettbewerber setzen Chips auf 5- oder 6-Nanometer-Basis ein. Die kleinere Baugröße ist entscheidend, um ein Smartphone mit der neuesten Mobilfunktechnologie (5G) anbieten zu können. Das konnte Huawei zuletzt nicht mehr. Nun ändert sich das. Der neue Kirin-Prozessor spiele in einer Liga mit der westlichen Konkurrenz, befindet CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl.

Der technologische Sprung der Chinesen hat indes einem Bloomberg-Bericht zufolge die US-Behörden auf den Plan gerufen. Das US-Handelsministerium wolle den angeblich sieben Nanometer großen Chip untersuchen, der in China hergestellt wurde. Sowohl Huawei als auch SMIC sind von den US-Sanktionen betroffen. Nun geht die Behörde offenbar dem Verdacht nach, dass die Sanktionen umgangen wurden, da der Rückstand schneller als erwartet aufgeholt werden konnte. China hat die Untersuchung derweil scharf kritisiert. "Wir waren immer gegen eine Politisierung von Handels- und Technologiefragen und den Einsatz von staatlicher Macht, um chinesische Firmen unangemessen zu unterdrücken", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning, laut dpa-afx am Freitag in Peking.

Mieses Timing

Die Eskalation in dem Streit erfasst auch Apple – zu einem maximal ungünstigen Zeitpunkt. An diesem Dienstag will der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt die nächste iPhone-Generation präsentieren. Da kommt es ungelegen, dass die Volksrepublik – wohl auch vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um Huawei – das Nutzungsverbot für iPhones einem Medienbericht zufolge auf Beschäftigte von Lokalregierungen und staatlichen Konzernen ausgeweitet hat. Dadurch droht Apple ein wichtiger Absatzmarkt wegzubrechen, der bislang etwa 20% zum Umsatz beigetragen hat. Apple war im zweiten Quartal beim Anteil mit 17,2 (i.V. 15,5)% die Nummer 2 im chinesischen Smartphonemarkt, knapp hinter der heimischen Marke Vivo. Allerdings hat Huawei zuletzt Boden gutgemacht und den eigenen Anteil von knapp 7 auf mehr als 11% gesteigert.

Die Sorgen der Anleger bleiben derweil überschaubar. Aufgrund des Berichts über einen Teil-Bann des iPhones hatte die Apple-Aktie bis Donnerstag insgesamt 6% verloren, notierte am Freitag aber zunächst fester. Analysten gehen nicht davon aus, dass es zu einem kompletten Bann kommen wird. Die Abhängigkeiten sind wechselseitig: Apple lässt das Gros ihrer Geräte im Reich der Mitte fertigen und von dort in die Welt exportieren.

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