Elektroautos

Tesla trotzt der Chipkrise

Der E-Auto-Pionier setzt sich mit einem Gewinnsprung in Szene und wird immer mehr zum Vorbild für die Automobilindustrie.

Tesla trotzt der Chipkrise

Reuters San Francisco/Hamburg

Mit innovativen Produktionstechnologien und neu entwickelten Batterien treibt Tesla die traditionellen Autobauer schon länger vor sich her. Nun wird der Elektroautobauer aus dem Silicon Valley auch beim Gewinn zum Vorbild für die Branche – und das trotz Chipkrise, unter der fast alle anderen Autobauer ächzen. „Tesla ist die große Ausnahme“, sagte Frank Schwope von der Nord/LB. Im dritten Quartal schraubte der Konzern den operativen Gewinn auf 2 Mrd. Dollar hoch, knapp 150% mehr als vor einem Jahr. Bereinigt um Abschreibungen nähere sich Tesla beim Betriebsgewinn (Ebitda) aufs Jahr gerechnet der Marke von 13 Mrd. Dollar und komme damit in Größenordnungen wie die US-Platzhirsche General Motors und Ford, schrieben die Analysten von Morgan Stanley. Der Verkauf von CO2-Zertifikaten, aus dem sich lange ein Großteil des Gewinns speiste, fällt immer weniger ins Gewicht.

Breites Produktionsnetz

Tesla hat sein Produktionsnetz in den vergangenen Jahren ausgebaut und stampft gerade Werke in Grünheide bei Berlin und Texas aus dem Boden. Die im vergangenen Jahr angelaufene Fabrik in Shanghai, die den wichtigen chinesischen Markt beliefert und auch Fahrzeuge nach Europa exportiert, produziert nach Unternehmensangaben inzwischen mehr Autos als das Werk in Fremont im US-Bundesstaat Kalifornien. Zwar bekam auch Tesla den Gegenwind durch den weltweiten Materialmangel und schwankende Rohstoffpreise zu spüren. Dennoch konnte das Unternehmen die Produktion im Zeitraum Juli bis September steigern und lieferte weltweit gut 241000 Fahrzeuge aus, 73% mehr als vor einem Jahr.

In den kommenden Quartalen rechnet das Management um Firmengründer Elon Musk allerdings mit größeren Belastungen. Zum einem sorgen brüchige Lieferketten zunehmend für Unsicherheit bei den Kosten. Außerdem bindet der Anlauf der Fabriken im brandenburgischen Grünheide und in Texas Kräfte. „Vor uns liegt noch eine ziemliche Reise, um unsere Ziele umzusetzen“, sagte Finanzchef Zachary Kirkhorn mit Blick auf die neuen Werke.

In eigener Regie

Dass sich der E-Auto-Pionier in der Chipkrise bislang besser geschlagen hat als viele Konkurrenten, führen Analysten darauf zurück, dass das vergleichsweise junge Unternehmen vieles selbst entwickelt und produziert, während traditionelle Hersteller sich auf ein weit verzweigtes Netz an Lieferanten stützen. Tesla sei wahrscheinlich der am stärksten vertikal integrierte Autobauer der Welt, schrieben die Analysten von Morgan Stanley. Obwohl Tesla kleiner sei als die meisten Konkurrenten, betrachteten viele Lieferanten den Konzern wegen seines starken Wachstums als strategischen Kunden. Tesla kündigte an, Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen, die günstiger sind als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, bei Einstiegsmodellen außerhalb von China einzubauen.