E-Commerce

Teurer Teilausstieg für Richemont

Der Teilausstieg aus Yoox Net-a-Porter schlägt beim Luxusgüterhersteller Richemont mit einer Milliardenabschreibung zu Buche. Die Schweizer verkaufen gut die Hälfte der Online-Tochter.

Teurer Teilausstieg für Richemont

hek Frankfurt

Der Luxusgüterhersteller Richemont hat das angestrebte Bündnis mit der Luxusmodeplattform Farfetch festgezurrt. Die Schweizer geben die Mehrheit an ihrem Onlinehändler Yoox Net-a-Porter (YNAP) ab. Richemont und YNAP übernehmen künftig die Plattformlösungen von Farfetch.

Der Deal führt bei Richemont zu einer milliardenschweren Abschreibung. Der Betrag hängt nach Firmenangaben vor allem vom Farfetch-Aktienkurs und von der Euro-Dollar-Relation ab. Derzeit veranschlagt der Anbieter von Cartier-Schmuck sowie Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC die Wertminderung auf etwa 2,7 Mrd. Euro.

Im ersten Schritt übernimmt der britische Onlinehändler Farfetch 47,5 % an YNAP und bezahlt mit eigenen Aktien. Weitere 3,2 % gehen an Symphony Global, eine Investmentgesellschaft des Unternehmers Mohamed Alabbar. Das Restpaket verbleibt bei Richemont. Damit werde YNAP zu einer „neutralen Vertriebsplattform“ ohne Mehrheitsaktionär, heißt es. Für 47,5 % an YNAP erhält Richemont zwischen 53,0 und 58,5 Millionen Farfetch-Stammaktien der Klasse A. Das entspreche voraussichtlich 10 bis 11 % des voll verwässerten Aktienkapitals und 12 bis 13 % der ausgegebenen Aktien. Alabbar erwirbt 3,2 % im Tausch gegen seine Anteile am Joint Venture mit YNAP in der Golfregion. Der Unternehmer ist bekannt als Gründer von Emaar Properties, dem Entwickler von Immobilien wie dem Burj Khalifa, dem höchsten Turm weltweit, und der Dubai Mall.

Die zweite Phase der Transaktion sieht vor, dass Farfetch alleiniger Eigentümer von YNAP wird. Der Partner hat eine Call-Option für die restlichen YNAP-Anteile, Richemont einen Put. Die Optionen sind an bestimmte Bedingungen geknüpft. Abgerechnet werden soll bei Ausübung in Farfetch-A-Stammaktien.

Mit dem Deal schließt Richemont eine langjährige Verlustquelle. Im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 fuhr das Onlinegeschäft 210 Mill. Euro operativen Verlust ein. Im November hatte Richemont in Übereinstimmung mit früheren Spekulationen die Absicht kundgetan, ihre Online-Tochter in eine Kooperation mit Farfetch einzubringen. Die Gespräche befänden sich in fortgeschrittenem Stadium.

Investoren honorierten den Deal am Mittwoch im Handelsverlauf mit einem Kursanstieg für Richemont von 3 %. Deutsche Bank Research bezeichnet den Verkauf der YNAP-Mehrheit als gute Nachricht für den Uhren- und Schmuckkonzern. Auch die kanadische RBC wertet die Transaktion, die lange erwartet worden sei, als positiv für Richemont, da sie die Profitabilität steigere. Vontobel spricht von einem langen Warten auf den schmerzhaften Ausstieg aus YNAP. Der Deal beende eine jahrelange Underperformance und die hohen Investitionen in den Onlinehändler.

Richemont steht derzeit unter Druck des aktivistischen Aktionärs Bluebell, der den Verwaltungsrat umgestalten will. Der Stimmrechtsberater ISS hat sich aber gegen den Wahlvorschlag von Bluebell ausgesprochen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.