Einkaufszentren

Unibail hakt Pandemie ab

Der Shoppingcenter-Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield hat die coronabedingten Belastungen hinter sich gelassen. Für viele Investoren fällt die Zwischenbilanz anders aus.

Unibail hakt Pandemie ab

hek Frankfurt – Für Jean-Marie Tritant, Chef des führenden europäischen Gewerbeimmobilienkonzerns Unibail-Rodamco-Westfield (URW), ist die Pandemie Geschichte. Die Finanzzahlen für 2022 bestätigten das Ende aller Covid-Effekte auf das Geschäft, versichert der Konzern, der in zwölf Ländern Shoppingcenter betreibt. Die Verkäufe der Mieter und die Pachteingangsraten seien auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt. Das Nettoverschuldung, gemessen am Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, liege unter dem Niveau von 2019.

Für die Aktionäre fällt das Zwischenfazit anders aus. Von den pandemiebedingten Kursverlusten hat sich die Aktie allenfalls ansatzweise erholt. Die sogenannten Reopening-Wetten sind nur für Investoren aufgegangen, die zu Tiefstkursen zwischen 30 und 40 Euro zugegriffen haben. Derzeit bewegt sich die Aktie bei 60 Euro. Notierungen jenseits von 150 Euro, die zuletzt im Mai 2019 erreicht wurden, liegen nach wie vor in weiter Ferne. Der eigentliche Kursrutsch setzte Mitte Februar 2020 ein – damals bewegte sich die Aktie bei 125 Euro.

Aktuell bringt die einst im europäischen Blue-Chip-Index EuroStoxx50 vertretene URW noch 8,3 Mrd. Euro Börsenbewertung auf die Waage. Ein ziemlich bescheidener Betrag für ein Unternehmen, dessen Gesamtportfolio einen Bruttomarktwert von mehr als 52 Mrd. Euro repräsentiert.

Die Zurückhaltung der Investoren hängt mit der Verdrängung des stationären Einzelhandels durch Onlinekäufe zusammen. Letztere haben durch Kontaktbeschränkungen und vorübergehende Ladenschließungen einen zusätzlichen Schub erhalten. Viele Kunden haben sich daran gewöhnt, einen größeren Teil ihres Einkaufs als früher über das Internet abzuwickeln, auch wenn sie längst wieder Einkaufszentren und andere Geschäfte aufsuchen.

Diese Verlagerung setzt, ebenso wie der rapide Zinsanstieg, die Immobilienbewertung unter Druck. Den Bruttomarktwert der Shoppingcenter hat URW im vergangenen Jahr auf vergleichbarer Basis um 2,6% herabgesetzt. Die Einkaufszentren stehen für neun Zehntel der Nettomieterlöse von 2,2 Mrd. Euro im abgelaufenen Jahr. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen, das aus der Fusion von Unibail aus Frankreich und Rodamco in den Niederlanden sowie der Übernahme der australischen Westfield entstand, über Kongress- und Ausstellungszentren und vermietet Büros.

Die Skepsis gegenüber Investments in Einzelhandelsimmobilien zeigt sich in den Analysteneinstufungen. Acht Verkaufsempfehlungen stehen lediglich sechs Kaufurteile gegenüber. Fünf Kapitalmarktexperten kommen laut einer Übersicht der Nachrichtenagentur Bloomberg auf ein Halten-Rating.

Fortschritte macht URW bei den Verkäufen. Die 2022 abgeschlossenen Veräußerungen in Europa und den USA hätten die Nettoschulden um 1,8 Mrd. Euro gesenkt, so der Konzern. Inzwischen seien 80% des 4 Mrd. Euro umfassenden Verkaufsprogramms in Europa umgesetzt. Die Verschuldung gemessen am Immobilienwert sei binnen Jahresfrist von 43,3 auf 41,2% gesunken. Im Herbst 2020 war eine Geldbeschaffung via Kapitalerhöhung am Widerstand von Aktionären gescheitert.