Ex-Mannesmann-Standorte

Vallourec will deutsche Werke schließen

Der französische Stahlrohrhersteller Vallourec will die traditionsreichen Werke in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr schließen. Vallourec hatte seit November versucht, die beiden Werke zu verkaufen.

Vallourec will deutsche Werke schließen

dpa-afx Düsseldorf/Mülheim – Der französische Stahlrohrhersteller Vallourec will die traditionsreichen Werke in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr schließen. Betroffen seien insgesamt 2400 Beschäftigte, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Die IG Metall sprach von einer „Katastrophe“. Erst am Montag hatten rund 1000 Beschäftigte vor der Konzernzentrale in Paris für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.

Die Produktion soll Ende 2023 eingestellt werden. Die beiden Standorte gehörten früher zur Mannesmannröhren-Werke AG. Das Düsseldorfer Werk im Stadtteil Rath bestand seit 1899, das Werk in Mülheim seit 1966. Ein Vallourec-Forschungszentrum im sächsischen Riesa mit rund 40 Beschäftigten ist nach Angaben einer Sprecherin von den Schließungen nicht betroffen. Vallourec Deutschland stellt vor allem nahtlose Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt sowie industrielle Anwendungen im Maschinen- und Stahlbau her.

Vallourec hatte seit November versucht, die beiden Werke zu verkaufen. Keines der vorgelegten Angebote habe jedoch eine nachhaltige Zukunftssicherung der Produktionsstandorte erkennen lassen, so das Unternehmen. Nach Angaben von Deutschlandchef Herbert Schaaff gab es Kaufangebote von drei Finanzinvestoren, diese seien aber „enttäuschend“ gewesen und hätten kein zukunftsfähiges Konzept enthalten. Industriekonzerne wiederum seien nicht bereit gewesen zur Übernahme der beiden Werke.

Die Produktion nahtloser Stahlrohre in Deutschland sei für Vallourec aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar, sagte Vorstandschef Philippe Guillemot. Vallourec Deutschland habe seit sieben Jahren signifikante Verluste ge­schrieben. Ursache dafür seien Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Schocks wie diverse Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Coronakrise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine, der dramatische Auswirkungen auf Vormaterial- und Energiepreise habe.

Vallourec will jetzt Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich und Sozialplan beginnen. „Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird“, sagte Guillemot.

Nach den Worten von Deutschlandchef Schaaff wurde ein Fortführungskonzept geprüft, bei dem das Personal um mindestens ein Drittel gekürzt worden wäre. Das Konzept wäre laut internen Prognosen aber „wirtschaftlich nicht tragfähig“ gewesen. „Da hätten wir frühestens in vier, fünf Jahren mit einem positiven Ergebnis rechnen können.“

Vallourec Deutschland hatte be­reits 2020 ein Rohrwerk in Düsseldorf-Reisholz geschlossen. Insgesamt wurden seit 2015 rund 1400 Stellen abgebaut. „Trotz aller Bemühungen konnte bis heute kein kostendeckender Betrieb der deutschen Standorte realisiert werden“, so das Unternehmen.

„Es ist eine Katastrophe – für die Region, für die Arbeitsplätze“, sagte der Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-Neuss, Karsten Kaus. Der Schock sei groß, auch wenn sich die Entscheidung abgezeichnet habe. Man habe zuvor alles versucht, etwa den Verkaufsprozess zu begleiten. Auch sei ein Fortführungskonzept mit dem Betriebsrat und einer Beratungsgesellschaft entwickelt worden. „Das ist alles am Ende nicht zum Tragen gekommen.“

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