Gewinnwarnung

Varta kappt den Jahres­ausblick

Der Batteriekonzern Varta kann seine Jahresziele nicht mehr halten. Nach schwachem Jahresstart enttäuscht auch das zweite Quartal.

Varta kappt den Jahres­ausblick

hek Frankfurt

Nach einem schwachen zweiten Quartal streicht der Batteriehersteller Varta seine Jahresprognose zusammen. Das Management rechnet jetzt nur noch mit 200 Mill. bis 225 Mill. Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), bereinigt um Sondereinflüsse. Der alte Ausblick ging von 260 Mill. bis 280 Mill. Euro aus. Im Vergleich zu 2021, als Varta 283 Mill. Euro bereinigtes Ebitda erwirtschaftete, zeichnet sich damit ein Ertragseinbruch um bis zu 29 % ab.

Am Aktienmarkt führte die Gewinnwarnung zu neuerlichen Kurseinbußen. Die im MDax vertreten Aktie stürzte am Montag im frühen Handel um mehr als ein Zehntel ab. Seit Jahresbeginn ist der Anteilschein um 35 % abgesackt. Zu dem Verkaufsdruck haben Abgaben von Großaktionär Michael Tojner beigetragen, der im Juli für 15,6 Mill. Euro Anteile veräußerte.

Das Analysehaus Warburg Research kappt sein Kursziel von 95 auf 65,50 Euro und macht Kapitalbedarf aufgrund hoher Investitionen in die neuen V4Drive-Zellen aus. Hauck Aufhäuser setzt den Zielkurs ebenfalls herab. Der Rückgang der Rentabilität stelle Vartas Preissetzungsmacht in Frage, die Marktbedingungen verschlechterten sich weiter. Zuversichtlicher äußert sich die US-Bank J.P. Morgan, die ihre Einschätzung auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 95 Euro belässt. Den reduzierten Gewinnausblick bringt das Geldhaus vor allem mit höheren Rohstoffkosten in Verbindung, was keinen langfristigen, strukturellen Gegenwind darstelle.

Varta verweist in ihrer Mitteilung auf die im Jahresverlauf gestiegenen Unsicherheiten. Den Jahresumsatz siedelt das Management nun zwischen 880 Mill. und 920 Mill. Euro an, statt 950 Mill. bis 1 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahreswert von 903 Mill. Euro zeichnet sich damit eine Stagnation der Erlöse ab.

Nach sechs Monaten kommt Varta auf 376,8 Mill. Euro Umsatz, 5,2 % weniger als in der Vorjahreszeit. Das adjustierte Ebitda kollabierte von 112,3 Mill. auf 68,9 Mill. Euro. Es habe unter den eigenen Erwartungen gelegen, räumt Varta ein. Als wesentliche Ursachen nennt der Konzern Verzögerungen bei Kundenprojekten, die angespannte Situation bei Rohstoff- und Energiepreisen und hohe Transportkosten.

Der Batteriehersteller war bereits schwach in das laufende Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2022 gab das adjustierte Ebitda um 36 % auf 38,1 Mill. Euro nach. Die Marge schrumpfte von 29,3 % des Umsatzes im Vorjahreszeitraum auf 20,6 %. Damals hielt das Management noch an seinen Jahreszielen fest, doch Analysten stuften das als ambitioniert ein.

Für das zweite Quartal hatte Varta im Mai zwischen 34 Mill. und 38 Mill. Euro adjustiertes Ebitda in Aussicht gestellt. Tatsächlich erreicht wurden lediglich 30,8 Mill. Euro. Der Quartalsumsatz blieb mit 191,5 Mill. Euro ebenfalls unter den angekündigten 195 Mill. bis 205 Mill. Euro.

Im Startquartal machte dem Konzern aus Ellwangen in Baden-Württemberg die Nachfrageschwäche bei den einst so wachstumsstarken Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für kabellose Kopfhörer zu schaffen. Diese Flaute hat sich offenbar fortgesetzt. Wichtige Abnehmer der Minizellen sind die Elektronikkonzerne Samsung und Apple.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.