Pharma

Vifor gelangt in die Hände von CSL

Die schweizerische Vifor-Gruppe wird für rund 12  Mrd. sfr nach Australien verkauft. Financier und Börsenveteran Martin Ebner macht Kasse.

Vifor gelangt in die Hände von CSL

dz Zürich

Der australische Medikamenten- und Impfstoffhersteller CSL hat den Aktionären der schweizerischen Vifor Gruppe am Dienstag eine Übernahmeofferte in Höhe von 11,7 Mrd. austr. Dollar oder umgerechnet 10,9 Mrd. sfr bzw. 167 sfr pro Aktie unterbreitet. Die Transaktion kommt nicht ganz überraschend, nachdem australische Finanzmedien in den vergangenen Tagen bereits die Möglichkeit eines solchen Deals kolportiert hatten.

Die Börsen-Zeitung hatte bereits vor zehn Tagen von ungewöhnlichen Kursbewegungen in der Vifor-Aktie berichtet. Damals waren die ersten CSL-Gerüchte aufgekommen, welche die Titel von 102 sfr auf 126 sfr steigen ließen. Derzeit steht der Kurs bei 158 sfr. Es gibt kaum Zweifel, dass die Übernahme gelingen wird. Der Vifor-Verwaltungsrat hat das Angebot bereits einstimmig gebilligt und der größte Vifor-Aktionär, der Schweizer Financier und Börsenveteran Martin Ebner, hat angekündigt, sein 23-Prozent-Paket anzudienen.

Überrascht zeigten sich Finanzanalysten über den Preis der Transaktion. Den ersten Gerüchten australischer Medien zufolge hatte es zunächst nur geheißen CSL sehe den Wert von Vifor bei mehr als 6,5 Mrd. sfr, was einem Vifor-Kurs von rund 100 sfr entsprach. Die 6,5 Mrd. sfr entsprachen in etwa dem, was Analysten als fairen Wert von Vifor gesehen hatten. Vifor erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 1,7 Mrd. sfr. Die Firma verkauft Medikamente zur Kompensation von Eisenverlust im Blut. CLS kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 10,3 Mrd. US-Dollar. Die Firma hat sich auf die Produktion von Impfstoffen und auf die Herstellung von Blutplasmaprodukten spezialisiert. Vor 20 Jahren hatte CSL in der Schweiz das Zentrallabor Blutspendedienst des Roten Kreuzes in Bern erworben und seither mehr als 1 Mrd. sfr investiert. CSL beschäftigt 1800 Mitarbeiter in der Schweiz, Vifor 1300. Die beiden Firmen betonten, ihr Zusammengehen habe nicht den Hauptzweck Synergien zu schöpfen, obschon die über die nächsten drei Jahre mit 75 Mill. Dollar beziffert werden.

Vielmehr handle es sich um eine komplementäre Transaktion, die das Wachstum beider beteiligten Firmen stützen soll. Vifor musste in den vergangenen zwei Jahren allerdings eine ganze Reihe von Rückschlägen in der Medikamentenentwicklung von Partnerfirmen verkraften und steht vor dem Problem, dass ihr größtes Produkt, das Eisenpräparat Ferinject, ab 2023 den Patentschutz verliert. Mit solchen Problemen wird sich Vifor-Großaktionär Ebner nicht mehr herumschlagen müssen. Er war ab 2015 zu Preisen von durchschnittlich 100 sfr eingestiegen und zieht jetzt rund 1 Mrd. sfr Gewinn aus dem Deal. Das dürfte der erfolgreichste Börsendeal des 76-jährien Investors seit mehr als 20 Jahren sein.