Patrizia

Vorstoß in das Management von Infrastruktur-Assets

Patrizia mischt verstärkt beim Management von Infrastruktur-Investments mit. Die Augsburger kaufen für maximal 150 bis 200 Mill. Euro den Assetmanager Whitehelm Capital. Damit erweitern sie auch ihren Aktionsradius in Asien. Co-CEO Thomas Wels erklärte, Patrizia habe Finanzmittel für weitere Akquisitionen.

Vorstoß in das Management von Infrastruktur-Assets

mic München

Der Augsburger Assetmanager Patrizia macht Ernst mit dem angekündigten Vorstoß in das Management von Infrastruktur-Assets. Er kauft den australisch-britischen Infrastrukturmanager Whitehelm Capital, der ein Portfolio von umgerechnet 3,2 Mrd. Euro und zusätzliche Kapitalzusagen von 1,6 Mrd. Euro mitbringt. Der Kaufpreis beträgt anfänglich 67 Mill. Euro in bar und in eigenen Aktien, bietet den Whitehelm-Partnern aber massive finanzielle Anreize im Fall weiteren profitablen Wachstums. Über diese Earn-out-Komponenten könne der Kaufpreis innerhalb von maximal vier Jahren auf 150 bis 200 Mill. Euro steigen, sagte Co-CEO Thomas Wels im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Patrizia-Finanzvorstand Karim Bohn hatte bereits vor einem halben Jahr im Interview der Börsen-Zeitung angekündigt, dass das Unternehmen im Bereich Infrastruktur auch durch Akquisitionen wachsen wolle (vgl. BZ vom 20. März). Wels zufolge hat sich Patrizia für einen Zukauf entschieden, weil man relativ spät in das Segment einsteige. Dabei habe man eine Gesellschaft gesucht, die im Besitz von Partnern sei und unternehmerisch geführt werde.

Expansion in Asien

Die Wahl sei darüber hinaus auf Whitehelm Capital gefallen, weil der Assetmanager sowohl in Europa als auch in Asien aktiv sei, sagte Wels. Die Hälfte des Geschäfts liege in Australien, so dass Patrizia in Asien nach dem Zukauf der japanischen Immobilienberatungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Kenzo Capital Corporation Anfang 2019 eine kritische Masse erreicht habe. Die Assets under Management (Infrastruktur und Immobilien) betrügen in der Region 2 Mrd. Euro.

Wels strich heraus, dass Patrizia einen diversifizierten Infrastruktur-Manager akquiriert habe, während die meisten anderen Assetmanager in dem Segment stark auf ESG konzentriert seien. Patrizia ziele mit Whitehelm Capital auch auf erneuerbare Energien, aber darüber hinaus beispielsweise auf Datennetze oder andere Formen von Infrastruktur. Der Staat brauche privates Kapital, um die Infrastruktur zu finanzieren. An Großinfrastrukturen sei Patrizia aber nicht interessiert.

Im Infrastruktur-Geschäft verdreifacht Patrizia mit dem Whitehelm-Zukauf den Bestand der Assets under Management auf rund 5 Mrd. Euro. Mittelfristig solle das Portfolio auf 15 bis 20 Mrd. Euro ausgebaut werden, erklärte das Unternehmen. Bisher lagen nur 4% des verwalteten Vermögens in dem Segment (siehe Grafik). Patrizia ist im sogenannten Kavernengeschäft präsent, bevorratet also Öl- und Gasreserven von großen Unternehmen und von Staaten.

Whitehelm konzentriert sich den Angaben zufolge insbesondere auf Smart Cities und digitale Infrastruktur, Dekarbonisierung und Umstellung auf erneuerbare Energien, Wasser- und Umweltdienstleistungen sowie soziale Infrastruktur und Transport. Die Gesellschaft biete Eigen- und Fremdkapitalprodukte sowie börsennotierte Infrastrukturinvestments an. Für das Unternehmen seien mehr als 60 Investmentexperten in den Büros aktiv (Sydney, Canberra und London). Das 23 Jahre alte Unternehmen habe für die Kunden – meist Pensionsfonds – eine Internal Rate of Return (IRR) von 11,9% für weltweite Core-Infrastrukturinvestments erzielt.

Mehr Zukäufe geplant

Wels betonte, Patrizia könne ohne signifikante Verschuldung noch mehr Zukäufe tätigen: „Wir haben weiterhin Spielraum.“ Mit dem Whitehelm-Kauf habe man nur 20 bis 25% des Überschusskapitals ausgegeben: „Wir haben also signifikante Überschusskraft, um weitere Akquisitionen in ähnlich große oder etwas größere Firmen zu tätigen.“ Es stünden 300 bis 400 Mill. Euro zur Verfügung: „Wir schauen uns auch im Debt-Bereich und Multi-Manager-Bereich um.“ Patrizia sei darüber hinaus daran interessiert, die Verankerung in Asien weiter zu stärken.

Wels sieht dagegen eine forcierte Expansion nach Amerika eher zurückhaltend. Um dort ein sichtbarer Spieler zu sein, müsse man signifikant mehr Geld investieren. Wenn sich der Sturm infolge der Pandemie gelegt habe, werde man sich die eine oder andere Boutique jenseits des Atlantiks anschauen: „Die USA haben aber sicherlich keine hohe Priorität im Moment.“

Wertberichtigt Seite 6

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