Smartphonehersteller

Xiaomi stößt auf Widerstand

Der chinesische Smartphonehersteller Xiaomi will in das Geschäft mit Elektromobilität einsteigen. Doch das Vorhaben erfährt offenbar Gegenwind.

Xiaomi stößt auf Widerstand

nh Schanghai

Für die Aktionäre des chinesischen Smartphone- und Konsumgerätebauers Xiaomi tut sich weiterer Kummer auf. Die im vergangenen Jahr angekündigten Pläne für einen energischen Einstieg der Gesellschaft in das sachfremde Gebiet der Elektromobilität scheinen auf erheblichen Widerstand bei der mächtigen chinesischen Wirtschaftsplanungsbehörde National Development and Reform Commission (NDRC) zu stoßen.

Nach Informationen von Bloomberg ist es Xiaomi mehr als ein Jahr nach der Gründung einer neuen Konzernsparte für den Bau von vollelektrischen und vernetzten Fahrzeugen noch immer nicht gelungen, die erforderlichen Genehmigungen der NDRC zu erhalten.

Die staatliche Planungsbehörde ist in zahlreichen Sektoren, darunter auch dem Automobilbau, mit der Vergabe von Produktionslizenzen beziehungsweise dem Entzug derselben dafür verantwortlich, industriepolitische Prioritäten der Staatsführung umzusetzen und Kapazitätsentwicklungen zu steuern. Gerade im Bereich der Elektromobilität, die grundsätzlich zu den förderungswürdigen Wirtschaftszweigen zählt und entsprechende Subventionsprogramme kennt, ist die NDRC dazu angehalten, einem Wildwuchs von Start-up-Projekten und latenten Überkapazitätsgefahren zu begegnen.

Xiaomis Gründer und Chairman Lei Jun hatte im Frühjahr 2021 überraschend eine Investitionsoffensive für die hauseigene Entwicklung von sogenannten Smart Cars unter der Marke Xiaomi verkündet und führt das auf eine Investitionssumme von insgesamt 10 Mrd. Dollar veranschlagte Projekt persönlich an. Ursprünglich hatte Xiaomi den Bau der ersten eigenentwickelten Elektrofahrzeuge für das Jahr 2024 angekündigt. Branchenexperten halten dies jedoch – insbesondere auch mit Blick auf die öffentliche Verzögerung beim Erhalt der notwendigen Produktionslizenzen – für zunehmend unrealistisch.

An der Hongkonger Börse ist die Xiaomi-Aktie am Freitag in Reaktion auf die Nachrichten zu den Lizenzproblemen um gut 5% abgerutscht. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Titel bereits gut ein Drittel ihres Wertes verloren und liegen gegenüber dem Allzeithoch von Anfang 2021 sogar mehr als 60% zurück.

Dabei sind gedämpfte Wachstumsaussichten in Xiaomis Kerngeschäft mit Smartphones den Anlegern auf den Magen geschlagen. Im ersten Quartal hatte Xiaomi den ersten Wachstumsrückgang in ihrer Konzerngeschichte erlebt und dürfte im Juniquartal von Corona-Restriktionen und Lieferkettenstörungen in China noch weiter beeinträchtig worden sein.