Insolvenzen

Zahl der Großpleiten nimmt rapide ab

Das sogenannte Insolvenz-Paradoxon, also der Rückgang von Firmenpleiten trotz Wirtschaftskrise, hat aufgrund der verlängerten Coronahilfen weiterhin Bestand. Die Zahl der großen Firmenpleiten ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 weiter...

Zahl der Großpleiten nimmt rapide ab

kro Frankfurt

Das sogenannte Insolvenz-Paradoxon, also der Rückgang von Firmenpleiten trotz Wirtschaftskrise, hat aufgrund der verlängerten Coronahilfen weiterhin Bestand. Die Zahl der großen Firmenpleiten ist in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 weiter massiv zurückgegangen. Nach Angaben der Sanierungsberatung Falkensteg haben im ersten Quartal lediglich 15 Unternehmen mit einem Umsatz von 20 Mill. Euro und mehr einen Insolvenzantrag gestellt. Das waren 59% weniger als im vierten Quartal 2020 und sogar 68% weniger als in der Vorjahreszeit. Niedriger war die Zahl zuletzt im zweiten Quartal des Jahres 2018.

Zum nach Umsatz größten Insolvenzfall kam es direkt zu Beginn des Jahres, als der Textilmodehändler Adler Modemärkte Insolvenz in Eigenverwaltung anmeldete. Das Unternehmen befinde sich in einem vielversprechenden Investorenprozess und habe trotz der Insolvenz Unterstützung aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds erhalten, heißt es im Insolvenzreport von Falkensteg. Damit könnten etwa 140 Filialen mit 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerettet werden. Der Modehandel war im Coronajahr 2020 mit am stärksten von großen Firmenpleiten betroffen, die Zahl der Fälle stieg von 10 auf 32. Noch härter traf es die Automotive-Branche mit 39 Großinsolvenzen. Die Branche hatte allerdings auch schon vor der Pandemie mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 181 Fälle gezählt.

Viele der ausstehenden Verfahren wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres vergleichsweise schnell zum Abschluss gebracht. So sei bereits für 72% eine Lösung gefunden worden. Im Vorjahreszeitraum belief sich diese sogenannte Umsetzungsquote auf 57%. In den meisten Fällen konnten die betroffenen Unternehmen denn auch in der Insolvenz fortgeführt werden, und zwar entweder mithilfe eines Investors oder über einen Insolvenzplan.

Das Auslaufen der coronabedingten Sonderregeln zum Insolvenzschutz dürfte nach Einschätzung von Autor und Falkensteg-Partner Johannes von Neumann-Cosel nicht zu einem sprunghaften Anstieg der Firmenpleiten führen. „Die Insolvenzwelle wird wohl nicht kommen, auch nicht durch das Wiederscharfschalten der Insolvenzantragspflicht seit Anfang Mai. Ich erwarte eher einen leichten und gedehnten Anstieg zum Ende des Jahres.“ Letztlich habe die Politik ihr primäres Ziel erreicht, die Insolvenzen bis zur Bundestagswahl Ende September nicht in die Höhe schießen zu lassen.