Wohnungsknappheit

Trotz Rekordneubau bleibt Wohnraum knapp

Die Bundesregierung wird ihr selbst gestecktes Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in dieser Wahlperiode nach Ansicht der Förderbank KfW verfehlen.

Trotz Rekordneubau bleibt Wohnraum knapp

ast/hek Frankfurt

Die Bundesregierung wird ihr selbst gestecktes Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in dieser Wahlperiode nach Ansicht der Förderbank KfW verfehlen. Die große Koalition hält die von ihr ausgerufene „Wohnraumoffensive“ hingegen für einen Erfolg. Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) sprach gar von einer „stolzen Bilanz“. Aus Sicht der Immobilienbranche bleiben wichtige Probleme ungelöst.

Die unterschiedliche Bilanz ist schnell erklärt: Das Bundesinnenministerium zählt Baugenehmigungen mit und argumentiert, dass auf diese Weise das Ziel sehr wohl erreicht werde. Die Förderbank KfW rechnet zwar mit einer weiteren Zunahme des Wohnungsneubaus, jedoch nicht in ausreichendem Umfang. „In diesem Jahr könnten erstmals seit 20 Jahren wieder mehr als 300000 Wohnungen gebaut werden“, pro­gnostiziert die staatliche Bank. Die Zahl der Fertigstellungen blieb aber weit hinter den 375000 Wohnungen zurück, die zum Erreichen des Ziels im Durchschnitt jedes Jahr hätten gebaut werden müssen.

Die KfW schätzt den Neubaubedarf auf jährlich 350000 bis 400000 Wohnungen. 2020 sei diese Marke vermutlich knapp verfehlt worden. Seehofer sieht hier auch die Corona-Pandemie als Bremsklotz. Im Jahr 2019 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) 293000 Wohnungen fertiggestellt. 2018 waren es 287000. Im gesamten Zeitraum 2018 bis 2021 würden somit höchstens etwa 1,2 Millionen Wohnungen fertiggestellt. Damit würde die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in dieser Wahlperiode verfehlen – eine Einschätzung, die diverse Branchenverbände teilen.

Bezahlbare Wohnungen und Bauland in den Großstädten blieben knapp, sagte Andreas Ibel, der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Mit weiteren Branchenvertretern forderte er am Dienstag Tempo auf dem Weg zu mehr bezahlbaren Wohnungen. Es seien zwar Weichen gestellt worden, aber: „Es braucht einen Ruck, eine ‚Bazooka‘.“

Sowohl bei den Mieten als auch bei der Bereitstellung von Bauland hat die Bundesregierung ihr Ziel verfehlt. Bei den Sozialwohnungen hingegen sieht die Bilanz der Bundesregierung besser aus. Hier hat sie ihr Ziel, mehr als 100000 Sozialwohnungen zu bauen, erreicht. Ein Hemmnis für die Ausweitung des Wohnungsbaus bleibt laut KfW neben dem Mangel an Bauland in Ballungsregionen der Fachkräftemangel. „Vor allem in den wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer“, erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Um das Problem nachhaltig zu lösen, sei auch ein „Umlenken von Wanderungsströmen“ denkbar, sagte Köhler-Geib, „indem weniger dicht besiedelte Regionen wirtschaftlich belebt, attraktiver gemacht und besser angebunden werden“.