M&A

Advent gibt Allnex nach Thailand ab

Finanzinvestor Advent verkauft Allnex, den Weltmarktführer in der Kunstharzherstellung, nach Thailand. Mit 4 Mrd. Euro handelt es sich um den zweitgrößten M&A-Deal in diesem Jahr in Deutschland.

Advent gibt Allnex nach Thailand ab

cru Frankfurt – Der Finanzinvestor Advent verkauft den Frankfurter Kunstharzhersteller Allnex für rund 4 Mrd. Euro inklusive 400 Mill. Euro Schulden nach Thailand. Käufer von 100% der Anteile an dem Weltmarktführer bei Kunstharzen für die Farb- und Lackindustrie ist PTT Global Chemical aus Bangkok, Tochter des staatlich kontrollierten Petrochemiekonzerns PTT, wie beide Unternehmen mitteilten.

PTT Global finanziert den Deal, der im Dezember rechtlich wirksam werden soll, mit eigenen Barmitteln und mit einem Kredit des Mutterkonzerns PTT, aber ohne Kapitalerhöhung. Der Kurs der PTT-Global-Aktie reagierte dennoch mit einem Minus von 6% auf rund 55 Baht.

Advent International war 2013 für knapp 1 Mrd. Euro bei Allnex eingestiegen und hatte 2016 den neuseeländischen Rivalen Nuplex für einen ähnlichen Betrag übernommen. Der jetzige Deal ist nicht nur ungewöhnlich, weil es sich um die zweitgrößte deutsche M&A-Transaktion in diesem Jahr bis dato handelt: „Es gab keine Auktion“, sagte Advent-Co-Deutschlandchef Ronald Ayles der Börsen-Zeitung. „Wir haben nur mit PTT Global verhandelt. Es gab keine konkurrierenden Bieter. Gleichwohl haben wir einen fairen Preis erzielt. PTT will in der Spezialchemie wachsen. Es gibt keine Überlappungen mit den übrigen Unternehmensteilen – so ist es ganz klar auch eine Wachstumsgeschichte.“ Auch das Management von Allnex sei mit dem Verkauf an PTT einverstanden. Advent wurde bei dem Deal rechtlich von Allen & Overy beraten.

Allnex geht auf eine Sparte des ehemaligen Chemiekonzerns Hoechst und auf Teile von Akzo Nobel zurück. Vor dem Einstieg von Advent gehörte die Firma zum US-Chemiekonzern Cytec, der heute Teil des belgischen Konglomerats Solvay aus Brüssel ist. Allnex setzt mit 4000 Mitarbeitern 2 Mrd. Euro an global über 30 Standorten auf allen Kontinenten um. Das Unternehmen hat sich laut Advent auf umweltfreundliche Technik spezialisiert, etwa wasserbasierte und Pulverharze. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag in den zwölf Monaten bis Ende März bei gut 300 Mill. Euro. Advent bezifferte den Verkaufspreis auf das 12,2-Fache des Ebitda.

1,5 Mrd. Euro investiert

Advent habe bei Allnex mehr als 1,5 Mrd. Euro „für Wachstum bereitgestellt“. „Mit der Unterstützung von Advent hat das Unternehmen signifikant in Wachstum investiert und konnte die Anzahl seiner Mitarbeiter, Produktionsstätten, Forschungs- und Technologiezentren sowie Kunden mehr als verdoppeln“, hieß es laut Unternehmensmitteilung. Obwohl in Boston gegründet, investierte Advent in den vergangenen Jahren stärker in Europa als in Amerika – und in Deutschland überproportional. Im Februar 2020 übernahm der Finanzinvestor mitten in den Wirren der beginnenden Corona-Pandemie zusammen mit dem Konkurrenten Cinven die Thyssenkrupp-Aufzugssparte für 17,2 Mrd. Euro – einer der größten Private-Equity-Deals in Europa. Zum hiesigen Advent Portfolio zählen neben Allnex auch Innio (ehemals Jenbacher), die GE 2018 für 3,25 Mrd. Dollar abgekauft wurde und Kolbengasmotoren für Stromerzeugung und Gasverdichtung herstellt; die Deutsche Fachpflege Gruppe, größter Anbieter für außerklinische Intensivpflege hierzulande, Concardis – der Anbieter digitaler Bezahllösungen ist inzwischen Teil von Nets – sowie Allnex.

Plexiglas von Evonik

Im März 2019 hatte Advent zudem das Methacrylat-Geschäft (Plexiglas) von Evonik für etwa 3 Mrd. Euro übernommen und unter dem Namen Röhm weitergeführt. Advent investiert inzwischen seit 30 Jahren in Deutschland und hat nach früheren Angaben mit mehr als 3 Mrd. Euro die Wertsteigerung von 30 Unternehmen unterstützt.