An Ansichtskarten zeigt sich die Malaise der Post
An Ansichtskarten zeigt sich die Malaise der Post
Postkarten-Grüße aus dem Urlaub sind beliebt – Messenger-Dienste werden aber weitaus mehr genutzt
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt
65% der Bundesbürger freuen sich besonders über eine klassische Postkarte als Urlaubsgruß. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Welch Überraschung, vor allem weil Mehrfachnennungen unter fünf Optionen möglich waren. Auch für die Gründe, warum das so ist, hat es unbedingt einer Studie bedurft: Demnach schätzen drei Viertel der Befragten, dass jemand an sie gedacht und sich Mühe gemacht hat, und knapp zwei Drittel schätzen, dass man Postkarten aufheben „und zum Beispiel an den Kühlschrank pinnen kann“, wie es in der Mitteilung von DHL heißt.
Eine andere Erkenntnis wirft jedoch Fragen auf: Gemäß Forsa finden 69% Postkarten persönlicher als digitale Grüße. Darüber wird sich der Auftraggeber der Studie, die Deutsche Post, freuen. Doch bedeutsam ist der hohe Prozentsatz nicht. Denn im Ranking, über welche Form des Urlaubsgrußes sich die Befragten am meisten freuen, landeten Whatsapp und andere Messenger mit 61% nur knapp dahinter. Interessant ist, dass Urlaubsgrüße über soziale Netzwerke (z.B. Instagram) nur von 18% goutiert werden.
Nicht der Pressemitteilung von DHL, sondern dem Ergebnisbericht der Studie ist zu entnehmen, wie Urlaubsgrüße tatsächlich heutzutage verschickt werden – also ohne eine Wertung. Hier zeigt sich die Entwicklung der Kommunikationswege: Mit großem Abstand liegen Whatsapp & Co. mit 77% vor der klassischen Postkarte (43%) und einem Telefonat (36%). Unter den 18- bis 29-Jährigen werden Messenger sogar von 92% gewählt.
Die Division Post & Paket Deutschland
Post & Paket Deutschland ist ein Unternehmensbereich der DHL Group mit rund 187.000 Mitarbeitern (Jahresende 2024). Kerngeschäft ist das nationale Brief- und Paketgeschäft – also das Transportieren, Sortieren und Zustellen von Briefen und Paketen. 2024 hat die Deutsche Post etwa 12,2 (i.V. 13,3) Milliarden Briefe und rund 96 Millionen Postkarten befördert – in Deutschland sowie ins und aus dem Ausland. Damit liegt das Volumen an Postkarten ungefähr auf Vorjahresniveau. Die Zahl der transportierten Pakete erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr nach Unternehmensangaben von 1,73 auf 1,81 Milliarden.
Neue Rivalen in der Paketzustellung
Ob Postkarten, Geschäfts-, Werbe- oder private Briefe – den Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland trifft seit vielen Jahren die Substitution klassischer Kommunikationsmittel durch elektronische. Regelmäßig berichtet der Vorstand von rückläufigen Briefmengen; der Abwärtstrend gilt auch für das Postkartenvolumen. Im Interview der Börsen-Zeitung sagte DHL-Finanzchefin Melanie Kreis allerdings jüngst: „Wenn wir Richtung Ende der Dekade blicken, dann werden wir in dieser Division auch wieder anfangen zu wachsen, weil das Briefaufkommen dann einen Boden erreicht haben und das Paketwachstum dominieren wird.“
Zum Kerngeschäft von P&P Deutschland gehört auch das nationale Paketgeschäft, das vom enormen Wachstum des Online-Handels profitierte. Doch nach Jahren starker Zuwächse, insbesondere während der Corona-Pandemie, konsolidiert dieses Geschäft. Hinzu kommt, dass es im deutschen Paketmarkt strukturelle Veränderungen gibt: So bieten nicht nur etablierte Unternehmen wie DHL/Deutsche Post, Hermes, UPS, DPD, GLS, Fedex/TMT Transport- und Zustelldienste an, sondern auch große Handelskonzerne – allen voran Amazon, die mit ihrem eigenen Distributionsnetz schon weit sind.
DHL/Deutsche Post ist in Deutschland klarer Marktführer mit einem Mengenanteil von knapp der Hälfte, gefolgt von der zur Otto-Gruppe gehörenden Hermes (ca. 15 bis 20%). Die Mengenanteile des US-Unternehmens UPS, von DPD, die der französischen La Poste gehört, der niederländischen GLS sowie des US-Konzerns Fedex liegen nach Schätzungen im mittleren einstelligen bis knapp zweistelligen Bereich.
Vorstand lehnt Abspaltung ab
„Der mittel- und langfristige Trend zu wachsenden Online-Bestellungen bleibt ungebrochen“, heißt es von DHL, was dem Paketgeschäft von P&P Deutschland zugute käme. Dennoch fordern Investoren wie Deka und DWS, der Konzern solle eine Abspaltung prüfen. DHL-CFO Kreis: „Unser Vorstandsteam hat immer wieder klar gesagt, dass der Bereich P&P Deutschland ein wichtiges Familienmitglied ist und bleiben wird.“ Diese Division erwirtschaftete 2024 ein Ebit von 820 Mill. Euro. „Dieses Jahr peilen wir 1 Mrd. Euro an“, so Kreis. „Das ist auch notwendig, damit die Division ihren jährlichen Investitionsbedarf aus eigener Kraft stemmen kann.“ Postkartengrüße aus dem Urlaub werden da aber nicht reichen.
